In Bezug auf unsere vernetzte Welt haben wir ja einiges geahnt.
Das war eigentlich ein ganz netter Zustand, mit dem sich gut leben liess.
Denn wer etwas ahnt, ist nicht gewiss, muss also nicht unbedingt etwas tun, kann sich damit herausreden, es könnte ja auch anders sein. Schliesslich kann sich jede Ahnung als unbegründet erweisen.
Doch jetzt ist alles anders. Die Ahnung ist zur Gewissheit geworden: Wir werden auf Schritt und Tritt überwacht.
Ein gewisser Herr Snowden, von dem wir noch nie gehört hatten, hat den Vorhang heruntergerissen.
Ein klein wenig.
Klar, wenn wir uns erkundigt hätten, hätten wir schon lange wissen können, dass die USA einen Geheimdienstchef aller Geheimdienstchefs beschäftigen, dem die 15 US-Geheimdienste inklusive das FBI unterstellt sind. Und dass dieser Herr Clapper einen irgendwie an den ollen Ulbricht erinnert.
Nur – warum hätten wir uns dafür interessieren sollen? Wir waren mit anderem beschäftigt.
Wir konnten uns ja auch nicht vorstellen, dass Flughäfen nicht nur fürs Ankommen und Abfliegen gedacht sind, sondern auch fürs Bleiben auf unbestimmte Zeit.
Ob vogelfrei wie Herr Snowden oder demokratisch gewählter Präsident eines südamerikanischen Landes – wenn es die Amerikaner so wollen, bleibt jeder im Transitterminal hängen.
Ersterer weil er die Welt mit neuen Einsichten versorgt hat, der andere wegen einer Ahnung.
Man mag sich nicht vorstellen, dass sich europäische Länder derart instrumentalisieren lassen und damit die europäischen – und im Falle von Portugal und Spanien auch wirtschaftlich äußerst wichtigen – Beziehungen zu Lateinamerika gefährden. Dass sie in vorauseilendem Gehorsam mithelfen, den Mann festzusetzen, der die amerikanischen Spionagemöglichkeiten gegen ihre eigenen Bürger enttarnt hat.
Es sollte uns nicht egal sein, was mit Herrn Snowden passiert.
Auch wenn er unsere behütete Welt in den letzten Tagen ziemlich durcheinander gebracht hat.
Die eigentliche Gefahr, die von der Überwachungsmaschinerie ausgeht, ist der algorithmusinharänte Irrtum. Der kann jeden treffen. Das ist denn auch die Angstkeule zur Disziplinierung der Massen im Namen der Terrorbekämpfung.
Mission accomblished?
Baresi meint
Jeder Zeit ihre Gefahr. Dem Inquisitor belegen, dass man kein Ketzer ist, war auch nicht ganz einfach.
Jakob Rohrbach meint
Kurz und treffend formuliert!