Bei den Grossverteilern in Grossbritannien, lese ich, bleiben die Regale für Früchte, Gemüse und anderes leer.
Weil der Nachschub fehlt.
Die Ursache der leeren Regale sind der Pandemie und dem Brexit geschuldet, lautet die Erklärung. Letzteres könnte bei uns zur Feststellung führen: Seht ihr, das Abseitsstehen fordert halt seinen Preis.
Was zu kurz betrachtet ist.
Was die leeren Regale schonungslos offen legen: Die waren nur voll, weil alle, die in der langen Lieferkette für das üppige Warenangebot tätig sind, schlecht bis sehr schlecht bezahlt werden.
So funktioniert das auch bei uns. Was ja eine bekannte Tatsache ist, das mit den schlecht bezahlten, afrikanischen Erntehelfern in Spanien und Italien.
In Grossbritannien wird das System der „billigen Arbeitskräfte-Wirtschaft“ jetzt einfach schonungslos offengelegt. Weil die britischen Produzenten, die Schlachthöfe, die Frachtfirmen und so weiter und so fort, nicht mehr auf Osteuropäer zurückgreifen können, verfaulen die Ernten auf dem Feld, müssen unter Umständen 70’000 Schweine notgeschlachtet werden, fehlen hunderttausend Lastwagenfahrer.
Kaum ein Brite will einen dieser schlechtbezahlten Jobs.
So wie bei uns auch nicht.
Fielen also unsere Billigimporte aus den südeuropäischen Ländern aus, könnten unsere Bauern nicht mehr Erntehelfer aus dem EU-Billigpool rekrutieren, hätten wir ein britisches Problem.
Was sich schnell zu einem sozialen Problem ausweiten kann.
Weil jetzt ein paar Linke rufen werden: Die Löhne müssen rauf, sagen wir schon lange.
Doch in der Realität des Alltags verhält es sich so: Wenn die Tomaten aus Italien halb so teuer sind, wie die Biodinger aus der Schweiz, dann entscheide ich mich halt für die italienischen.
Weil die ebenso gut sind.
Obwohl wir uns in unserem Zweipersonenhaushalt die doppelt so teuren durchaus leisten könnten. Im Unterschied zur überwiegenden Mehrheit in diesem Land.
Sehen wir deshalb der etwas unbequemen Wahrheit ins Auge: Unsere komplex vernetzte Wirtschaft – hervorheben kann man besonders die Onlinewirtschaft – funktioniert nur, weil Heerscharen von schlecht bezahlten Arbeitskräften den Laden am Laufen halten.
Was sollte man also tun?
Ich weiss es auch nicht.
Rampass meint
Was man tun kann? Zu einfach: regionale Produkte einkaufen, die Hofläden berücksichtigen usw.
Italienische Tomaten, gepfückt vom Nordafrikaner, hergekarrt vom Polen, verkauft vom Elsässer. Macht das Sinn, ist das „nachhaltig“?
Walter Basler meint
Die hiesigen Tomaten werden ebenfalls von Billigarbeitskräften aus Polen oder Rumänien gepflückt. Seit der letzten Abstimmung wissen wir, dass sich der durchschnittliche Schweizer Bauer um die Umwelt foutiert. Und: Die Umweltauswirkungen des Transports von Lebensmitteln sind in Ökobilanzen meist nicht der entscheidende Faktor.
Sehe deshalb nicht ein, wieso ich zwingend Regionales kaufen sollte. Die Gleichsetzung von „Regional“ mit „Nachhaltig“ ist vor allem Marketing der Bauernlobby. Lieber Bio aus dem Ausland als lokal und dreckig – falls man angesichts der Einfuhrschranken überhaupt die Wahl hat.
Rampass meint
Das übliche linksgrüne Narrativ: der Schweizer Bauer (=SVP) vergiftet seinen eigenen Boden, Bio aus dem Ausland (mit lascheren Auflagen als hier) ist allemal besser als „lokal“ und angeblich „dreckig“. Der Transport aus Südamerika hingegen kann in der Ökobilanz vernachlässigt werden.
Fehlt noch ein weiterer Feldzug gegen gentechnisch veränderte Lebensmittel. Gegen Gentechnik bei der Impfstoffentwicklung gab’s von dieser Seite keinen Widerstand.
Widersprüche?
Karl meint
Die Briten hätten es in der Macht, die Freizügigkeit des Personenverkehrs selber zu bestimmen, aber klar will jedes Land zuerst die Arbeitslosen dahin rekrutieren, und merkt dann, dass dies nicht eins zu eins realisierbar ist, aus diversen Gründen. Aber die Briten hätten genügend Rekrutierungs Optionen aus ihren ex-Kolonien oder Osteuropa, um dies umzusetzen.