Die Dimensionen dieses Landes sind für einen Schweizwohner schlicht gigantisch. Dies gilt für alles.
Die chinesische Mauer beispielsweise, 9000 Kilometer lang und damit das weitaus grösste Bauwerk der Erde, reichte von Hamburg bis fast nach Los Angeles.*
1981 lebten 53 Prozent der Bevölkerung unter dem Existenzminimum, heute sind es unter drei Prozent.
Noch nie zuvor in der Geschichte wurden soviele Menschen in so kurzer Zeit von bitterer Armut befreit,
schreibt Stefan Aust in seinem lesenswerten Buch Mit Konfuzius zur Weltmacht*
Gemäss einer aktuellen Volkszählung lebten in China 2010 exakt 1,3397 Milliarden Menschen.
Die Warenhäuser sind gigantisch, die Einkaufsstrassen lang, die Luxusläden mit den bekannten Modelabels hingeklotzt. Dabei immer gut gelegen die Läden bekannter Schweizer Uhrenmarken.
„Wir“ sind wer.
Fragt jemand, woher man komme und man antwortet: 瑞士Ruìshì, verschwindet zumeist das Fragezeichen über den Augsbrauen erst, wenn man auf seine Uhr zeigt und „Swatch“ sagt – Gratulation an Herrn Hayek.
Die Hauptverkehrsstrassen in den Städten sind vier- oder sechsspurig. Und überhaupt, wenn hier ein neues Quartier (was bei uns einer Stadt entspricht) hochgezogen wird, baut man zuerst eine vierspurige Erschliessungsstrasse mit bepflanzentem Mittelstreifen und mit Bäumen und Sträuchern entlang den Strassenseiten. Der treffende Vergleich für die in China praktizierte Planung und Bauerei wäre das Computerspiel Sim-City.
Im direkten Vergleich zu Indien ist China ein modernes Land mit einem Lebensstandard, der höher liegt als zum Beispiel der in Portugal oder Süditalien.
Aber eigentlich sind Vergleiche auf diesem Niveau müssig. Ich vergleiche ja auch nicht Arlese mit Birsfelden.
Der Bazar in Xi’an ist nur noch Tourismusfolklore – für Chinesen. Europäer fallen nicht ins Gewicht, weshalb wir anders als in Indien kaum je angesprochen werden. Angeboten wird Plunder „Made in China“.
Alltagsware kaufen auch die Chinesen wie wir im Supermarkt und im Warenhaus.
Kurz: Globalisierung bedeutet im Wortsinn, dass sich die Warenwelten und die Lebensformen angleichen. Nebenbei: bei den Labels gibt es hier keine Schnäppchen. Die Preise sind praktisch dieselben wie bei uns. Was einiges über die Einkommenlage aussagt.
In Xi’an leben ziemlich sicher mehr richtig kaufkräftige Menschen als in Zürich.
Doch zurück zu den metrischen Dimensionen. Heute Abend ab 18:52 Uhr, (die Züge sind minutenpünktlich und vorbildlich sauber – ein chinesischer Zugspassagier wäre schockiert, würde er in der 2. Klasse der SBB mit dem 23-Uhr-Zug von Zürich nach Basel fahren), sind wir unterwegs zu unserem zweitletzten Halt in China, Guilin.
Das sind rund 1’700 Kilometer und wir werden 26 Stunden unterwegs sein.
Heiligsblechle.
PS: Chinesen suchen wie wir ausserhalb des Alltags Bilder wie die hier: Nudelsuppenküche in der Altstadt:
Frisch zubereitet auf den Tisch: Es war einmal mehr köstlich (für Buchhalter: 20 Yuan umgerechnet rund 3 Franken).