Heute sorgt Herr Reber, Regierungsrat BL, Grüne, für Schlagzeilen. Wegen der Staatsanwaltschaft Baselland, die weniger effizient arbeiten soll, als die Stawa Basel-Stadt.
Wir gehen hier weniger auf die Fakten ein, als vielmehr auf die Kommunikation von Herrn Reber.
Zunächst einmal ist das Beste, was einem in einer Krisensituation passieren kann, und um diese handelt es sich bei diesem Staatsanwaltschaftsbericht, wenn einem Journalisten anrufen.
Da kann man drauflosreden, auch unverständlich und zusammenhangslos. Denn Zeitungsjournalisten sind in der Regel, was Zitate anbelangt, überaus korrekt. Sie wissen, dass das Copyright am wörtlichen Zitat beim Satzgeber liegt. Man muss ihm die Zitate zwingend zur Freigabe vorlegen.
Zeitungsjournalisten sind auch bemüht, aus einem Telefongestammel brauchbare Sätze herauszufiltern. Denn Unsicherheiten, wenig präzise Aussagen, Versprecher, nervöse Stimmung – all das und noch mehr können auf Zeitungspapiergedrucktem nicht authentisch übermittelt werden.
Anderntags liest sich dann das sehr vernünftig.
Etwas mehr zur Sache geht es beim Rundfunk. Zwar ist auch dort die Journalistin bemüht, aus den O-Ton-Schnippseln etwas Brauchbares zu machen, gehen die Fragen und Antworten jedoch live über den Sender, bleibt Mist Mist.
Allerdings rettet einem der einstudierte letzte Satz, egal was man zuvor gesagt hat. Denn der Hörer (und der Sprecher) wissen kaum mehr, was all die Sätze zuvor gesagt wurde.
Geübte Interviewte haben immer einen guten letzten Satz vorbereitet.
Pech hat, wer von Herrn Schawinski interviewt wird. Der dreht jedes Gespräch mit SEINEM letzten Satz in die Richtung, wie er es schon von Anfang an gewollt hat.
Gleiches gilt für Herrn Wahl von Telebasel, der meiner Meinung nach beste Reporter des Senders.
Womit wir beim härtesten aller Medien wären: dem Fernsehen.
Fernsehen ist brutal, weil das Bild oftmals mehr sagt, als das was, da von einem Politiker an Begründungen geliefert wird.
Manchmal sind die Kameramänner ziemlich hinterhältig und zoomen auf die verkrampften Hände, während es oben sagt: „Ich bin völlig entspannt“.
Wenn man sich also das Interview mit Herrn Reber auf Telebasel anschaut, dann kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, der politische Chef der Staatsanwaltschaft rudert ziemlich heftig.
Und sollte unbedingt ein Medientraining absolvieren.
Denn es ist eine ernsthafte Todsünde, den Interviewer beim Namen zu nennen, ausser am Ende des Interviews, wenn man sich verabschiedet.
Wenn man jedoch wie Herr Reber praktisch jeden Satz mit „Herr Wahl“ beginnt, ist das schlicht unprofessionell.
Ganz schlecht kommen im „kalten Medium“ Fernsehen Emotionen an. Die bringt man einfach nicht rüber. Oder es wirkt lächerlich. Oder unsicher. Also, die Bemerkung „jetzt lassen Sie mich mal ausreden“, gibt es nur in Talkshows oder Diskussionsrunden.
Aber nie, ich wiederhole, nie in einem Liveinterview.
Damit man sich für ein nächstes Mal besser vorbereiten kann, hier die Grundsätze, die für das Interview gelten. Weltweit:
Michael Przewrocki meint
Herr Regierungsrat: Gegenrecht beanspruchen und den Interviewern gezielt frech „Dryyschnurre“! Mai das wird sie nerven. Die Zeiten der „braven“ Grünen müssen endgültig/entgültig? vorbei sein. Nur das hilft. Wegen der braven Verantwortlichen hat es Jahre gedauert bis der permante „Dryyschnuuri“ aus dem Basler fernsehen entfernt wurde. Zum Glück kann ich das nicht empfangen. Hätte mich zu sehr aufgeregt.
Thomas Pfluger meint
Ich empfehle Herrn Reber, diesen Kommunikationsprofi anzustellen: http://www.kocherconsulting.ch. Man beachte die wunderbare Website-Gestaltung! 😉
Blacky meint
Fachlich hervorragend, lieber M.M. Doch ich empfehle auch die Lektüre der letzten „ZEIT“-Beilage: „Wie Sie besser schreiben“ – gilt laut Wolf Schneider auch für Blogger. Auf dem IPad hab‘ ich diese hervorragende Stilkunde leider nicht gefunden, aber im guten alten Print…
merlinx meint
Man kann nur noch wünschen, dass aus diesem teilweise unangenehmen Feedback die richtigen Schlüsse gezogen werden, nämlich die Anstellung eines Kommunikationsprofis, jemand, der sich lustvoll mit allen Journalisten anlegen mag und Kameras und Mics nicht scheut, dh Vorwärtskommunikation, auf allen modernen Kommunikationskanälen. (Immerhin unterhält die Staatsanwaltschaft BL seit letztem Jahr eine eigene Medienstelle.)
Es geht unter anderem um Authentizität. Der Eindruck der Täuschung könnte entstehen, wenn es nicht gelingt, zu vermitteln, an dem Platz angekommen zu sein, wofür man vor der Wahl der Richtige zu sein schien.
Dass im Landrat am liebsten Schwarzer Peter gespielt wird; dass im Regierungsrat die falschen Personen sich versuchen dürfen; dass nun auch noch die Judikative im Reorganisationschaos stecken geblieben ist: Warum funktioniert BL so schlecht? Nur, weil sie jahrhundertelang eine Kolonisierung durch die Stadt ertragen mussten …*
Da ist es ja erstaunlich und tröstlich zugleich, dass letzter Woche in Liestal einer bedeutenden Frau des 19. Jahrhunderts gedacht wurde, Emma, der Frau von Georg Herwegh. Aber das ist wenigstens eine gute Erinnerungskultur …
(* In Anlehnung an den Artikel „Warum funktioniert Griechenland so schlecht?“ in BaZ, 23.5.2012.)
Gotte meint
er hatte aber doch immerhin keinen tilsiter dabei….!