Sie kennen das.
Sie treffen in der Fussgängerzone eine Bekannte. Man bleibt stehen und wechselt ein paar Worte. Und man denkt schon beim dritten Satz: ICH WILLS NICHT WISSEN!
Doch deine Bekannte redet einfach weiter. Über ihre Ferien am Mittelmeer.
Es sei viel zu heiss gewesen und am dritten Tag die Magenverstimmung. Dazu noch eine Wespenplage im Restaurant und das Meer voller Quallen. Überhaupt der Service. Und schliesslich noch diese Deutschen mit ihren Badetüchern.
Sie kennen das: So ein Gespräch ist wie der Wirbel im Ablauf des Spülbeckens: Er zieht alles mit sich nach unten. Und wenn es dann endlich so weit ist, dass man sich zum Abschied die Hände schütteln kann, denkst du: Wenn du die Welt nur negativ siehst, dann ist sie’s auch.
Spätestens jetzt kann man mir vorwerfen, dass diese Mittwochskolumne vorwiegend, wenn nicht ausschliesslich die (politische) Welt als negative Vorstellung zeichnet. Ich nehme den Vorwurf entgegen. Weshalb ich den Rest der Kolumne darauf verwende, über Dinge zu schreiben, die ich gut finde.
Zum Beispiel diesen Sommer.
Die Erinnerung ist ein Nebelloch. Doch ich behaupte: Letztes Jahr hat es im Juni und Juli durchgehend geregnet.
Ich kann das sogar belegen: Letztes Jahr hatten wir kein Saison-Abo fürs Arlesheimer Bedli gekauft und es nicht bereut. Während wir dieses Jahr schon am Eröffnungstag die Saisonkarte gelöst haben und seither immer mal wieder feststellen: Das hat sich nun wirklich gelohnt. Denn schon Ende Juni hatten wir den Abopreis amortisiert.
Das ist halt meine Rabattmärkli-Sozialisierung: Du gibst für ein Paar modische Sneakers 320 Franken aus und freust dich dann, wenn du an der Coop-Tankstelle den Liter Benzin dank dem Bon fünf Rappen billiger bekommst.
Was dir unter dem Strich die gewaltige Einsparung von einem Franken fünfzig bringt.
So macht mich Coop glücklich.
Das Wetter ist ja immer gut, aber etwas heikler wird es, wenn man sich lobend über Politiker äussert.
Da wird einem sofort irgendwas unterstellt. Was halt gerade so einfällt. Also Vieles.
Wen kümmerts.
Deshalb: Es gibt derzeit zwei lokale Politiker – sorry Frauen – die ich im Bekanntenkreis immer mal wieder hervorhebe.
Da ist zum einen SVP-Gesundheitsdirektor Thomas Weber und zum anderen der SP-Präsident Adil Koller. Der eine wagt mit der Spitalreform etwas, was vor ihm noch keiner gewagt hat und was ihn durchaus das Amt kosten könnte, und der andere ist derart ernsthaft bei der Sache, wie man es nur sein kann, wenn man noch sehr jung ist und deshalb davon überzeugt ist, man könne die kleine Baselbieter Politwelt verändern.
Beides gefällt mir.
Es ist ziemlich entspannend, wenn man die Welt nicht mehr retten muss. Und was unsere Gesundheitsversorgung anbelangt, so bin ich jedes Mal baff erstaunt, was selbst dann geboten wird, wenn man nicht lebensbedrohlich krank ist, sondern ein vermaledeiter Muskel im Oberarm aus welchem Grund auch immer Schmerzsignale ins Hirn sendet.
Zu guter Letzt noch etwas Unspektakuläres, weil für uns selbstverständlich: Wasser.
Ich bin in letzter Zeit ziemlich viel herumgekommen in der Welt, auch in heissen Ländern.
Deshalb behaupte ich: Wir haben das beste Trinkwasser der Welt.
Das fliesst zu Hause aus jedem Wasserhahn und aus den öffentlichen Brunnen in der Stadt. Wir duschen uns mit Trinkwasser und schwimmen darin im Arlesheimer Bedli.
Welch ein Luxus in solch einem Sommer.
Zuerst erschienen in der Basler Zeitung vom 9. August 2017
Ruedi Stampfli meint
Dürfen VeganerInnen das beste Wasser der Welt überhaupt trinken? Kommt ja schliesslich aus dem Hahn… 😉
h.s. meint
Kurze Zusammenfassung ihres Lebens: Sie haben 4 Kindern, sind seit Jahre verheiratet, sind seit Jahre Selbständig, geniessen das Leben mit volle Züge. Sie können bis heute staunen über die Sachen die Sie auf ihre Reisen sehen. Sie sind immer wieder neugierig auf das Neuen.
Damit sind Sie einen Optimist. Ihre kritik ist nicht Bosartig, sondern Sie wollen mehr. Mehr Lebnsqualität, mehr Leben und mehr Neues. Daher auch ihre Bewunderung für die die es auch wollen oder erschaffen, Adil Koller und Thomas Weber. Ganz gemütlich so weiter machen.
Rudolf Mohler meint
Wieso evoziert diese Kolumne bei mir ein Bild „wie der Wirbel im Ablauf des Spülbeckens“?
M.M. meint
Weil Sie darunter einen Kommentar schreiben wollten.