Was soll man eigentlich da noch schreiben. Nach diesen niederträchtigen Anschlägen in Paris. Unsere lokalen Probleme verblassen doch vor diesem Hintergrund. Zumindest für ein paar Tage.
Was also soll man schreiben nach so einem Wochenende?
Vielleicht dies.
Als die ersten Meldungen verbreitet wurden, sassen wir in einem randvollen Pub beim Bier. Die Leute unterhielten sich, prosteten sich zu, lachten. Entspannte Freitagabendstimmung halt. Beim Gang zur Toilette blieb ich kurz vor dem grossen Bildschirm stehen, der über dem Tresen hing, um den Newsticker am Bildschirmrand zu lesen: Anschlag in Paris. Über hundert Tote.
Zurück am Tisch berichtete ich es meinen beiden Begleiterinnen. Wir drehten uns um und schauten sprachlos auf die Livebilder aus Paris. Dann blickte ich zum Eingang rüber, sah den muskelbepackten Türsteher, wie er sich mit einer Frau unterhielt.
Draussen vor den Fenstern schlenderten Menschen vorbei, der Abendverkehr stockte, Leuchtreklamen sendeten Botschaften aus einer perfekten Welt. Und ich dachte, dass dies wohl nicht der sicherste Ort in London sei, dieser Pub gleich beim Piccadilly Circus.
Ja, was soll man schreiben. Anfang der 80er-Jahre interviewte ich Jörg Schild. Der war damals Chef des Basler Betäubungsmitteldezernates. Drogen kamen in jener Zeit aus der Türkei über die Balkanroute. Wie die Flüchtlinge.
Ich fragte ihn, ob es nicht dieselben Hintermänner seien, die den Drogenhandel und das Schleusergeschäft beherrschten. Er meinte, wenn Marsmenschen auf die Idee kämen, in Europa, in Basel einen lukrativen Drogenhandel aufzubauen, die würden doch zuerst ganz viele Marsmenschen schicken, damit dann die Dealer vom Mars nicht mehr auffielen.
Das ging mir durch den Kopf, als ich las, bei einem der Attentäter sei ein syrischer Pass gefunden worden. Die Daily Mail berichtete am Sonntag, einer ihrer Reporter habe sich im Süden der Türkei für 2000 Dollar syrische Papiere beschafft. Führerschein, Identitätskarte, Pass. Der Fälscher hatte Blankodokumente.
Es ist naiv, zu glauben, alle Flüchtlinge, die zu uns kommen, seien friedliebende Menschen.
Was also soll man schreiben, angesichts der eigenen Ratlosigkeit? Vielleicht noch das.
Vor ein paar Jahren habe ich für die Basler Bürgergemeinde ein Konzept geschrieben. Es ging um Identität. Ich schlug vor, dass sie sich um den Begriff «Heimat» kümmern sollten. Und damit die Frage diskutieren, für welche kulturellen Werte man bereit sei, zu kämpfen.
Wenn jemand die Basler an der Durchführung der Fasnacht hindern wollte?
Überdies schlug ich vor, Denkmäler für herausragende Künstler und Denker zu errichten. Eine völlig aus der Zeit gefallene Idee, ich weiss. Doch wer hierher kommt, soll anhand der so aus dem Gedächtnis gehobenen Frauen und Männer, die Basel mit ihrem Schaffen geprägt haben, die Werte erkennen, die uns hier, in dieser grossartigen Stadt, wichtig sind. Ein Denkmal in der Bäumleingasse für Ernst und Hildy Beyeler wäre doch was, wenn ichs nochmals bedenke.
In der City von London trifft man auf Schritt und Tritt auf in Stein und Bronze verewigte Kriegshelden. «Sacrifice», Opfer bringen, las ich auf einem der Denkmäler. Auch so ein Wort, das aus der Mode gekommen ist.
Doch vielleicht wäre es besser gewesen, ich hätte diese Woche diesen Platz einfach leer gelassen. Damit die Leser ihre eigenen Gedanken hätten zu Papier bringen können.
Zuerst erschienen in der Basler Zeitung vom 18. November 2015
Michael Przewrocki meint
Wird doch gemacht. Bier und Pornos aus dem Helicopter. Bild folgt.
Michael Przewrocki meint
Ist wohl nur ein Fake. Dachte es im ersten Moment. Kollege, der massiv antiwestlich/us propagierte wurde in Chinarestaurant in der BRD massiv bedroht/geschlagen.
hunger meint
Vielleicht sollte man diesen Krieg anderst führen als bisher, weniger mit Bomben sondern mit Kultur und Lebenstil.
Die DDR ist ja auch nicht an Panzer und Bomben kaputt gegangen sondern weil die Leute coole Jeans, tolle VW Golfs und coole Westmusik hören wollten und es satt hatten den Ostschrott zu konsumieren. Vielleicht sollten wir über den Islamischen Gebieten schnulzige Daily Soaps und Liebesfilme für die Frauen abwerfen und für die Männer Pornographie und wieder voller Stolz unsere Kultur des Dolce Vita vertreten mit oben ohne Schwimmen, lockerem Sex, Romantik cooler Musik und alles was dazu gehört und ihre Kultur der Trostlosigkeit einfach auslachen.