Die Heizung läuft wieder. Aber sie gibt noch immer blubbernde Geräusche von sich. Und dazu noch dieses Klappern, als würden die locker gewordenen Flügel eines Ventilators gegen die Blechabdeckung schlagen.
Aber die Anlage gilt seit Dienstag als repariert.
Basta.
Wir waren in der Stadt, als sich unser Concierge, der Wohnungsvermieter und ein Techniker darum gekümmert haben.
Es sei verrückt, sagen einem die Leute.
Ein wenig Schnee, danach noch starker Regen und in Rom breche alles zusammen. Unser Heizung scheint nicht die einzige gewesen sein, die während der kurzen aber heftigen Kältewelle – tagsüber +4, nachts -4 Grad – den Geist aufgegeben hat.
Sagt der Concierge.
Im November und Dezember hatten wir Probleme mit dem Wasser. Die (Wasserwerke?) haben nachts offenbar den Druck gedrosselt. Auf alle Fälle füllte sich bei uns im fünften Stock ab elf Uhr der Spühlkasten nicht mehr. Und aus dem Wasserhahn tröpfelte es wie bei einem Prostatakranken.
Das ging erst morgens um fünf wieder los. Unter lautem Glucksen füllten sich die beiden Spühlkästen schluckweise. Da habe ich dann die bz und die BaZ runtergeladen.
Aber die Qualität des Wassers ist verdammt gut. Und es ist saukalt, wenn auch das Warmwasser an der ausgestiegenen Heizung hängt.
Titelt ein Onlineportal, was man freihändig mit „Schlaglöcher legen Rom flach“ übersetzen könnte.
In der Tat sind die Schäden in den Strassen, aber auch auf den Trottoirs, nicht zu übersehen. Und im strömenden Regen staut sich das Wasser meistens genau vor den Fussgängerstreifen.
Selbstverständlich tropft es bei starkem Regen in den U-Bahnstationen auch durch die Decke. Plasticabsperrbänder sind das erste Mittel, dass zum Einsatz kommt, auch bei abgebrochenen Ästen und Baustellen auf Trottoirs, wo dann irgendwann mal ein paar Schaufeln Teer hin sollen.
Die Kopfsteinplästerung in der Altstadt leidet fast flächendeckend an Paradontose. In den Fussgängerzonen ist’s halt so. Dort wo sich Autos durch die engen Gassen zwängen dürfen, werden an den schlimmsten Stellen die Lücken zwischen den alten Pflastersteinen mit Teer gefüllt.
Überhaupt Autos.
Dem Verkehr kann man eigentlich gut ausweichen. Schon eine Parallelstrasse von der Hauptachse weg ist es ruhig wie auf dem Land.
Nicht ausweichen kann man jedoch dem stehenden Verkehr.
Überall werden Autos und Motorräder hingestellt. Bevorzugt auch vor Fussgängerstreifen, so dass man sich zwischen den Blechkisten durchzwängen muss, um auf die andere Strassenseite zu gelangen.
In Rom, habe ich kürzlich gelesen, sollen über 5000 Auto stehen, die keinen Besitzer mehr haben. Die Stadt will diese jetzt entsorgen. Allerdings ist das eine ziemlich kostspielige Angelegenheit und die Hauptstadt hat vieles aber sicher kein überschüssiges Geld.
Damit wären viele Vorurteile, die man so hegt und pflegt bestätigt. (Ich war kürzlich für ein paar wenige Stunden im manicured Basel und der Unterschied zu Rom war deshalb besonders krass.)
Aber mich stört das alles nicht. Es ist halt so. Wir sind Gäste auf Zeit.
Da gibt es ganz andere Dinge die zählen. Nebst den Ruinen. Und den ungemein freundlichen Menschen (ausser sie arbeiten an der Kasse eines Museums).
Der Kaffee (80 Cent) ist ein Genuss. Da kann nun wirklich kein Basler Beizer mithalten. Ich meine bei der Qualität.
Und dann dieses frische Gemüse im Mercato Trionfale. Diese Poulets, das Fisch- und Meeresfrüchteangebot, die Prosciutti aus Umbrien, der Toscana, Sizilien, aus dem Friaul ja und auch aus Parma! Frische Orangen aus Sizilien, Birnen aus Südtirol.
Da wird kein Biotheater aufgeführt. Die Qualität stimmt einfach auch so. (Und weil das ein stinknormaler Markt ist in einem neuen, hässlichen Gebäude, hat es auch keine fotografierenden Touris.)
Selbst die frisch hergestellten Raviole aus dem Supermarkt sind von Anna’s Best Qualität. Zu M-Budget-Preis.
Vom Wein rede ich schon gar nicht. Da irritieren höchstens die tiefen Preise. Auch in den Restaurants.
Überhaupt die Preise. Wobei das nur für uns Schweizerfrankenverdiener gilt.
Rechnet man mit dem Espresso-Preis und nicht mit Ladenpreis in der Schweiz, dann relativiert sich das tiefe Preisniveau doch ziemlich. Eineinhalb Tassen Kaffee für 100 Gramm Parmaschinken gilt auch bei uns. Die Italiener müssen scharf rechnen.
Es gibt eigentlich nur zwei Dinge, die wirklich nerven: Zum einen die Sirene der Ambulanzen. Sie tönen wie das Gebrüll eines Esels der geschlachtet wird, sind also nervend laut und bleiben immer angeschaltet. Auch nachts, wenn kaum Verkehr herrscht.
Und das zweite sind die Hundehaufen auf den Trottoirs.
Die sind ärgerlicher als die Risse und Löcher in der Pflästerung. Die liegen dann so zwei, drei Tage rum bis genügend Leute reingetreten sind und so den Haufen auf die nächsten zweihundert Meter verteilt haben.
Wenn man bei uns die Via Trionfale runtergeht zur U-Bahnstation, dann tut man gut daran, seinen Blick aufs Trottoir zu heften.
PS: Zu den Bildern – oben zur Bestätigung der Vorurteile. Tatsächlich lagen die Abfallsäcke dort, weil Müllabfuhrtag war. Unten ist die gleiche Stelle vor ein paar Wochen. Das ist es, was Touris in Rom sehen (wollen).
M.M. meint
Das Problem der Basler Beizer ist, dass sie ihre Kaffeemaschinen nicht richtig reinigen (besonders diese Automaten). Die Kaffeerückstände werden ranzig und dann ist der Kaffee bitter.
Hier in Rom haben sie eben auch den Umsatz, um immer die Qualität zu halten. Gilt übrigens auch fürs Gemüse.
Hier trinken wir nie Capuccino sondern ausschliesslich Espressi.
Henry Berger meint
In Basel gibt es vielleicht 2, 3 Orte, welche wirklich einen guten Kaffee servieren. Also manchmal habe ich das Gefühl, dass SchweizerInnen keine Ahnung haben, wie ein guter Kaffee schmecken sollte – und dann wird dafür noch gegen Fr. 5.- bezahlt….
M.E. beruht der Hauptfehler darin, dass SchweizerInnen der Meinung sind, Kaffee müsse ein Getränk sein, ItalienerInnen sehen dies (ausser bei Cappuccino) wohl anders, ein Espresso ist ein kleiner „shot“, der erfrischt und neue Energie gibt aber sicher nichts gegen den Durst.
In Neapel schmeckt mir der Kaffee noch besser , die dortigen Kaffee-Maschinen sind in der Regel wohl etwas älter und haben häufig noch einen Hebel, mit welchem der Barista den Druck manuell bestimmen kann.