Im Baselbiet tobt der Wahlkampf. Den Strassen entlang. Und in den redaktionellen Spalten der Zeitungen.
Doch im Inserateteil herrscht eine Leere, als wäre politisch nichts am Laufen.
Vielleicht wählen die Leute tatsächlich lieber das Schnitzel von Coop als den Typen von der SVP.
Ich wundere mich ja, dass die Zeitungen die Inserateflaute schicksalshaft hinnehmen. Die Inserateheinis haben ganz offensichtlich die Waffen gestreckt: Gegen Facebook und Creaplot-Plakate meinen sie keinen Stich zu haben.
In der Tat ist so ein Inserat im Vergleich zu einer Facebook-Kampagne – wo keiner weiss, ob das was bringt, aber alle machen’s halt – überirdisch teuer.
Bei den letzten beiden Abstimmungen war klar: Inserate (in den Tageszeitungen) können wir uns nicht leisten. (Beim Margarethenstich war das Budget geradezu lächerlich klein.)
Ein Entscheid, der nicht schwer fällt: Die schreiben im redaktionellen Teil eh darüber (sorry folks).
Mich wundert zweierlei: a) warum haben die Zeitungen das Geschäft mit den Politinseraten aufgegeben, weshalb sie die Parteien und Abstimmungskomitees nicht offensiv angehen und b) warum wurde nicht schon längst das Geschäftsmodell der geänderten Konkurrenzlage angepasst?
Denn es ist doch so, dass Wahlkampf- und Abstimmungsinserate für die Tageszeitungen unbestritten einen inhaltlichen Mehrwert darstellen. Schliesslich gehört die Politik zum Kerngeschäft der Zeitungen.
Beweis: Keine Zeitung würde es wagen, über Wahlen und Abstimmungen nicht zu berichten.
Doch diese Erkenntnis scheint in den Inserateabteilungen nicht angekommen zu sein.
Die denken wie in den längst vergangenen besten Zeiten noch immer in Millimetern und Spaltenbreiten. Und kommen so zu Preisen, die in keinem Verhältnis zu den zumeist knappen Budgets der Parteien und Komitees stehen.
Als hätte sich die Welt nicht schon längst geändert, hocken die Mitarbeiter an ihren Pulten und warten darauf, dass man sie anruft.
Machen Sie das mal. Sie werden zum Bittsteller.
Um mal kurz abzuschweifen: Während des ersten Weltkriegs wurde den US-Truppen im fernen Europa die Militärzeitung „Stars and Stripes“ an die Front geliefert. Mit den neuesten Nachrichten aus der fernen Heimat und vom Gefecht. Eine Leserbefragung in den Schützengräben erbrachte ein erstaunliches Ergebnis: Die Soldaten bemängelten das Fehlen von Inseraten. Was dann geändert wurde.
Mit Inseraten steigt die Glaubwürdigkeit des redaktionellen Inhalts. Ein Faktum, das offenbar in Vergessenheit geraten ist.
Was bedeutet: Ohne Wahlkampfinserate findet im subjektiven Empfinden der Leser in den Zeitungen kein Wahlkampf statt. Interviews und Hintergrundinfos sind so etwas wie Pflichtpropaganda.
Ein Vorschlag: Schafft das Inserat à discretion. Das heisst, man reserviert täglich drei oder vier Seiten für Wahlkampfinserate in einer fixen Grösse.
Den Platz verkauft man den Parteien – und Kandidaten – gegen eine Pauschale.
Während acht Wochen können die Politinserenten so oft sie wollen ihr Inserat schalten – falls mehr inserieren wollen, als Platz vorhanden ist, was wohl zur Regel würde, entscheidet ein Algorithmus.
Das bringt zum einen Geld und ist zum anderen eine wichtige, weil ergänzende Information zum redaktionellen Teil.
Mit solch einem Angebot können die Zeitungen den Parteien und Abstimmungskomitees eine bezahlbare Alternative bieten, jetzt, wo bald mal das überbordende Plakatieren wenn nicht, wie in Arlesheim, verboten, dann doch stark eingeschränkt wird.
Thomas Zweidler meint
„das Schnitzel von Coop“ oder z.B. „der Schinzel von der FDP“
was ist wohl wichtiger zum (über-) Leben…
= das sind die weltbewegende Fragen.
Marc Schinzel meint
@Zweidler: Für mich klar: Schinzel gibt‘s nur bei der FDP, Schnitzel kriegen Sie auch bei Migros, Aldi, Volg oder bei Ihrer Dorfmetzgerei …