Sie zeigen in der Fondation Beyeler ausgewählte Werke von Max Ernst. Es lohnt sich hinzugehen, wie immer.
Wir leben in einer schreibvernetzten Welt. Deshalb ist es gar nicht immer so wichtig, was man selbst hinsudelt, sondern man kann ja auch mal auf andere hinweisen.
Zum Beispiel auf bemerkenswerte Beiträge, die man während des Frühstücks auf dem Tablet liest, auf die man über Twitter aufmersam gemacht wird.
Weil man ja keine Lokalzeitung mehr abonniert hat.
Zum Beispiel den hier über die Bengazi-Geschichte, die in den USA hohe Wellen schlägt. Herr Woodward, der eine Mann von Watergate, sagt schon seit geraumer Zeit, Bengazi sei das Watergate von Präsident Obama. Gut, man könnte jetzt bemerken, dem kommt halt nichts mehr anderes in den Sinn.
Doch nun wird noch einer draufgehauen, mit einer erstaunlichen Spekulation: Was President Obama high on coke while Benghazi burned?
If you’ve ever known anyone who is a drug addict, you’d see it’s obvious that Barack Obama was high on cocaine the night of Benghazi; it is the only logical explanation for his disappearance and the White House’s refusal to comment on what he was doing at the time. Since this was a night of great crisis for our country, the only logical reason that the White House won’t explain where the president was is if this man was high as a kite on illegal narcotics at the time.
Vielleicht ist das Erstaunliche an dieser Spekulation, dass sie überhaupt in die Welt gesetzt werden kann. Was durchaus für die USA spricht.
Schwenker ins Lokale: möglicherweise haben Sie den schon gelesen, den gestern Nachmittag bei der Tageswoche veröffentlichten sich-mal-gehörig-Luft-machen-Beitrag von Philipp Loser. Falls nicht – es lohnt sich den zu lesen.
Weil – der Mann hat recht.
Ob es nun militante Anarchos, gierige Manager, randalierende Ultras oder renitente Asylbewerber sind: Unsere Gesellschaft wird von aggressiven Minderheiten dominiert. Die Politik reagiert ohnmächtig – und mit immer mehr Repression. […]
Unsere mangelnde Frustrationstoleranz, gepaart mit hyperventilierenden Medien, ist schuld daran, warum wir trotz einer bürgerlichen Mehrheit immer etatistischer werden. Der Staat soll sich mit den Idioten beschäftigen, sie entfernen, sie unsichtbar und uns wieder sicher machen. Der Staat und die ihn repräsentierenden Politiker reagieren auf die Forderung nur konsequent: mit mehr Repression. Mit mehr Repression für alle. Der Zeitgeist erlaubt diese Repression und fördert sie.
Wobei ich bei der Überschrift Diktatur der Idioten irgendwie auch an Liestal gedacht habe.
Sei’s drum.
merlinx meint
Die Schlussfolgerung im letzten Abschnitt des sonst gut geschriebenen Artikels überzeugt mich nicht.
„Mangelnde Frustrationstoleranz“, „hyperventilierende Medien“ und „repressiver Staat“, – das sind die sich gegenseitig hochschaukelnden Folgen eines tiefer liegenden Unbehagens in der Gesellschaft; die mutmasslichen Ursachen dafür finden sich in der schieren Masse der Menschen (=> Verlust einer angenehmen Distanz zum Nächsten …) und den damit notwendigerweise einhergehenden, sich verändernden und noch nicht reibungslos funktionierenden Organisationsstrukturen, welche ihrerseits nur dank des immensen Fortschritts der Wissenschaften und Technik überhaupt erst möglich und beherrschbar werden, – mit einem nicht unerheblichen (positiven) Nebeneffekt, – wir werden endlich unser altes Weltbild los, wir erleben die Ablösung der alten religiös-machtpolitischen Systeme durch neue, von moderner Wissenschaft und revolutionären Technologien geprägte Systeme.
Also nur eine unruhige Übergangszeit mit, zugegeben, unsicherem Ausgang – oder glaubt noch jemand an eine Wiederbelebung der „calvinistischen Ethik“ und an eine Zukunft des „kapitalistischen Geistes“?
Beat Hermann meint
Der Artikel ist nicht „sonst gut geschrieben“, er ist schockierend gut. In der Theorie der Politischen Oekonomie, welche den überproportionalen Einfluss von Minderheiten extensiv beschrieben hat, wird das Konstrukt des „Organisationsgrades“ herbeigezogen, um überproportionalen Einfluss von Minderheiten im politischen Prozess zu erklären. Nein, es kann auch schiere Gewalt im Zusammenspiel mit hyperventilierenden Medien sein!
Mir selbst bereitet der Nexus zum repressiven Staat die grössten Sorgen, Leviathan ante portas! Nein, ich möchte nicht die „calvinistische Ethik“ wiederbelebt sehen. Es geht mir ganz einfach um das Gut der Freiheit des Einzelnen und um die Vermutung, dass wir alle, jeder einzelne, fähig sind individuell und gesellschaftlich richtige Entscheide zu treffen. Technologische Komplexität der modernen Welt hin oder her, die Summe der Entscheidungen von egoistischen Dummköpfen führt im demokratischen und marktwirtschaftlichen Prozess immer noch zur insgesamt besten Lösung. Stupid!