Herr Stotz hat hier gestern gefragt, was denn nun mit der Frau Gautschi sei. Ich meinte: Out. Doch möglicherweise habe ich mich geirrt.
Am Abend trafen bei mir auf verschiedenen Kanälen Nachrichten ein, wonach Frau Gautschi nach wie vor im Gespräch sei.
Denn mit vier Jungs in den Herbstwahlkampf einzusteigen, sei nicht allen so geheuer.
Weil es den Bürgerlichen irgendwie dämmert, dass das im Oktober 2020, also exakt drei Jahre mit #MeToo, eine eine Neuauflage der Badehosenummer mit einer exklusiven Boygroup nicht mehr ganz so zeitgemäss ist.
Ergo gibt es derzeit zwei Lager (in der FDP): Mit und ohne Gautschi.
Das Problem, das beide Lager sehen: Wenn die FDP der Wählerschaft eine Auswahlsendung unterbreitet, kann es durchaus sein, dass diese das Angebot freudig annimmt.
Und Baschi Dürr wegwählt.
Was blöd für Baschi wäre aber der Partei im Grunde genommen schnorz sein kann. Denn drin ist drin egal mit wem.
Das derzeit wahrscheinlichste Szenario sieht so aus, dass Baschi Dürr in den zweiten Wahlgang muss. Und möglich wäre auch, dass er ein Resultat einfährt, dass deutlich hinter dem einer grün-linken Frau liegt.
Dann könnte sich das Wahljahr 1992 wiederholen, als die Basler Politlandschaft ziemlich durcheinander gewirbelt wurde.
Nach dem ersten Wahlgang lag damals der liberale Justizdirektor Facklam derart abgeschlagen zurück, dass er tief gekränkt und zur Überraschung seiner Partei das Handtuch warf.
In einer Telefonaktion bekniete die LDP-Parteileitung den damals fürs Italiengeschäft der Baloise zuständigen Ueli Vischer, im zweiten Wahlgang anzutreten.
Eymann et al wollten Andreas Burckhardt verhindern und Vischer (und die Baloise) waren happy über den möglichen Jobwechsel.
Vischer und der Versicherungskonzern hatten zu der Zeit ein paar Probleme mit der Guardia di Finanza.
Doch nicht nur der LDP-Mann hatte ein schlechtes Resultat eingefahren, Linksaussen-SP-Mann Remo Gysi lag gar nur auf dem achten Platz.
Worauf er im zweiten Wahlgang prompt weggewählt und durch die VPOD-Sekretärin Veronica Schaller ersetzt wurde, die erste Frau in der Basler Regierung.
Ja, und auch Vischer wurde gewählt.
Was zeigt, die Risiken bei zweiten Wahlgängen ist breiter gestreut, als manche derzeit denken.
Sollte also Baschi im ersten Wahlgang abgeschlagen auf einem hinteren Platz landen, ständen er und seine Partei vor der Wahl, sich entweder geschlagen zu geben oder huschhusch einen Ersatz in den Kampf zu schicken.
Und der könnte nur eine Frau sein.
Ergo stellt sich die Frage – für Gautschi -, ob sie erneut bloss die Lückenbüsserin spielen soll, wenn Herr nicht mehr kann oder ob sie nicht schon jetzt darauf pochen will, gleichberechtigt mit den Jungs im Team mitzuspielen.
Mit ihr läge sogar wieder ein Rheinschwimmen drin.
Ein Ausweg böte sich, wenn Frau Gautschi fürs Regierungspräsidium kandidieren würde.
Die Wahl für dieses Amt ist ein eigenes Rennen und die derzeitige Inhaberin schwer angeschlagen.
Weil niemand ernsthaft bestreiten kann, dass die Gitarrenlehrerin a.D. der Aufgabe nicht gewachsen ist.
Je nach Platzierung stände ihr im zweiten Wahlgang Baschis Ausweg von der letzten Wahl offen: Wechsel ins Regierungsratsamt.
U. Haller meint
Frau Gautschi fürs Regierungspräsidium? Um Himmels willen! Dieses Präsidialdepartement gehört doch längst abgeschafft. Völlig ineffizient und eine Verschleuderung von Steuergeldern.
M.M. meint
Klar doch. Die könnten das überhaupt zu fünft machen.