Ochse und Karren fürs Feld, Sonnenpanel fürs Handy ( Foto: sie)
Herr Dähler, Baselbieter Chefkommentator der BaZ, widmet mir heute eine ganze Zeitungsspalte, (auf Papier muss die noch viel länger wirken als auf meiner E-Paperausgabe).
Er bezeichnet mich als „Orakel von Arlesheim“. Sein Kommentar- er hat sich mal richtig Luft verschafft – ist unterhaltsam und passt perfekt zum Spiel.
Wer sich exponiert wird nicht attackiert.
Kommen wir also dem Wunsch von Herrn Dähler nach und orakeln mal kurz über den Wahlausgang vom 8. Februar.
Gewählt sind Anton Lauber (das vorauszusagen ist nun wahrlich keine Kunst), Thomas Weber und Sabine Pegoraro.
Anders als unsere Umfrage hier zeigt, sehe ich Herrn Reber überhaupt nicht in der Poleposition.
Um wiedergewählt zu werden braucht er zum einen die Stimmen von der SP. Dort läuft (logischerweise) eine Kampagne gegen ihn. Denn: Jede SP-Stimme für Reber ist eine gegen Münger und Nebiker. Und dann braucht der Grüne erneut 3000 Stimmen aus dem bürgerlichen Lager. Ob er die auch dieses Mal bekommt, da muss man ein Fragezeichen setzen. (Ich sage das schon seit November.)
Damit sieht es so aus, dass sich die vier Bewerber Gschwind, Imhof, Münger, Nebiker und Reber um die beiden verbleibenden Plätze balgen.
Imhof kann man abschreiben, aber bei den anderen ist alles möglich.
Bei der SP sehe ich derzeit Frau Nebiker mit leichtem Vorsprung vor Münger. Bei ihr stellt sich die Frage, inwieweit ihr Name ihr in der Zielgeraden den letzten Push geben kann.
Was Herrn Münger anbelangt, so wird interessant sein, ob ihm die Wahlunterstützung der Wirtschaftskammer tatsächlich die zum Sieg über die Parteikollegin nötigen KMU-Stimmen bringen wird. Busers Support Ist ja irgendwie verwirrend: will man die SP nun draussen oder drinnen haben?
Und schliesslich Frau Gschwind, die omnipräsente Kandidaten (wie man lesen kann). Bei ihrem Resultat wird man ablesen können, wie stark tatsächlich die Vereinigung „Starke Schule Baselland“ tatsächlich ist. Was Auswirkungen auf die weitere Diskussion über die Bildungspolitik haben wird.
PS: Liegt Herr Dähler mit seiner lesenswerten Breitseite richtig, dann müssen jetzt Weber, Pegoraro und Lauber um ihre Wiederwahl fürchten.
Nemesis meint
Vorab: Danke für den Hinweis auf Dählers Kolumne, die Lektüre hat Spass gemacht!
Weil’s ums Orakeln geht, schlüpft Nemesis mal eben in die Rolle der Pythia und sagt: MM irrt. Reber macht’s locker, zudem Lauber, Gschwind, Weber, Pegoraro. Wenn sogar die Reihenfolge stimmte, wird sich Phythia auch künftig ab und zu einmischen, sonst für immer schweigen.
Kleine Rückblende, lieber MM: Im Vorfeld der Kandidatenkür lästerten Sie über mangelnde Qualitäten potentieller Regierungsanwärter und postulierten, diese sollten wenigstens «plakattauglich» sein. http://arlesheimreloaded.ch/regierungsratskandidaten-wenn-wir-schon-wenig-erwarten-konnen-dann-zumindest-gut-aussehen/
Nun, Monica Gschwind hat Qualität UND ist die mit Abstand Plakattauglichste 🙂
An ihrem Resultat wird man nicht wie von MM erwartet ablesen können, wie stark die «Starke Schule» ist, sondern wie überdrüssig die Wähler der Reformitis in der Schule sind und ob eine gewinnende Ausstrahlung hilft.
Marc Schinzel meint
Wow! Pegoraro, Weber, Lauber: Burmas Pagoden scheinen das Orakel auf den Pfad der Erleuchtung zu führen (:-). Sollten die Wählerinnen und Wähler orakelgemäss stimmen und besagtes Trio auch noch Gschwind zum Quartett komplettieren, fände ich es voll easy. Allerdings mache ich noch etwas Wahlkampf, damit Dähler seine orakelketzerische Liste nicht weiter verlängert.
p.hirschmann@gmx.ch meint
Ob BiBo oder Arlesheimreloaded, nichts neues unter der „bürgerlichen“ Sonne. Die in Liestal haben doch alles so gut gemacht! Darum legen wir noch eine drauf, Frau Gschwind, die Bildungspolitikerin. „Noch mehr Bürgerliches“, das kann es wohl nicht sein. Steuern runter, aber nirgends sparen (oder am falschen Ort). Das eigene Spital planen ohne Zusammenarbeit mit der Stadt. Aus wahlpolitischen Gründen die Südumfahrung aufschieben anstatt canceln. Die Liste kann selbst von Laien beliebig fortgesetzt werden. Wie heisst es so schön: Nur die dümmsten Kälber wählen ihre Metzger selber. Also, gehen wir wählen.
Grummel meint
Ich mische mich hier ungern ein. Aber zwischen «Guru» und «Schandmaul» ist ein Unterschied.
Abgesehen davon geht es nicht um «Richtungswahlen» sondern um die Besetzung eines profanen Verwaltungspostens (natürlich mit opulenter Rentenversorgung).
Diese Wahl ist, wie alle Wahlen, nicht ein Rennen zwischen den Besten, sondern eine Wahl zwischen den Durchschnittlichsten.
Die Frage, die uns allen gestellt wird, ist: Wozu sollen wir die wählen?
Ich habe keine Antwort (doch, wenn ich mit denen persönlich bekannt wäre).
Meury Christoph meint
Ein eigentlicher Wahlkampf und damit ein öffentliches Ringen um die politische und wirtschaftliche Zukunft des Kantons hat in den letzten Wochen nicht stattgefunden. Keine der beteiligten Parteien konnte ein plausibles politisches Programm zur Debatte stellen und damit aufzeigen, dass ein Turnaround nötig und möglich ist. Das enttäuscht die WählerInnen insgesamt und lässt manchen desillusionierten Stimmbürger an der Notwendigkeit von Erneuerungswahlen zweifeln. Viele werden sich in Abstinenz üben. Die Stimmbeteiligung wird wahrscheinlich knapp 40% betragen. Damit ist die Legitimation der neuen Regierung – wie immer sie sich zusammensetzt – minimal. Es wird also ein schwacher Neustart werden. Hoffnung und Aufbruch sieht anders aus. Das ist das eigentlich ernüchternde an diesem Wahlgang.
gotte meint
@guru meury: warum versuchen Sie denn nicht, Ihrer SP und dem baselbiet Ihre inhaltlichen rezepte schmackhaft zu machen? es ist soooooooooo einfach, im lehnstuhl „die parteien“ zu bashen.
Meury Christoph meint
@gotte: Sie irren! Es kann gar nicht meine SP sein. Ich bin als parteiloser «Parteienbasher» zu Gange. Würde ich allerdings als Kandidat herumgeistern hätte ich mit Sicherheit ein politisches Programm, ein paar handfeste Ideen und mindestens ein politisches Projekt. Was aus meiner Sicht dazu gehören würde, können Sie übrigens nachlesen (u.a. Archiv der Tageswoche CM und zahlreiche Artikel in der Basellandschaftlichen Zeitung). Jüngster Textbeitrag zu meinen Vorstellungen von konkreter Baselbieter Wirtschaftsförderung: http://www.basellandschaftlichezeitung.ch/basel/baselbiet/hier-geht-taeglich-viel-geld-floeten-128762921
Ich hoffe, dass Ihnen dies ein wenig Stoff für eine inhaltlichere Replik gibt. Danke!
Schewardnadse meint
Ist das der erste Wahlkampf, den Sie beobachten? Mir wäre noch nie in den vergangenen dreissig Jahren aufgefallen, dass eine von Ihnen erwartete Debatte stattgefunden hätte. Zudem müssen Sie aufpassen, dass Sie Ihre Wahrnehmung und Befindlichkeit nicht als allgemeingültig darstellen. Die Legimitation der Gewählten wir durch diejenigen gewährt, welche an die Urne gehen. Die anderen sind selber schuld. Aber das ist auch nichts neues.
Meury Christoph meint
@Schewardnadse: Sie werden es nicht glauben, aber ich war vor Jahren einmal sogar Parteisekretär und kenne die Politmechanismen aus dem Effeff. Wenn Sie den politischen Diskurs und die öffentliche Debatte marginalisieren und als irrelevant deklarieren, dann haben Sie wenig Vertrauen in die Demokratie und halten am politischen Apparat fest, welcher natürlich auch noch bei einer Wahlbeteiligung von unter 30% funktionieren würde. «Les absents ont toujours tort» ist korrekt, trotzdem leidet die Legitimation, wenn sich das Fussvolk von den PolitikerInnen distanziert. Die Wahl wird zeigen wo’s lang geht und mit welcher Wahlbeteiligung die KandidatInnen «legitimiert» werden.
PS.: Auch wenn seit dreissig Jahre keine namhafte öffentliche Debatte stattgefunden haben sollte, dann ist dies längstens kein Argument gegen eine öffentliche Auseinandersetzung und einen wahrnehmbaren Wahlkampf.
Schewardnadse meint
Den Satz „Wer sich exponiert wird nicht attackiert“ verstehe ich nicht, sorry.
M.M. meint
Richtig, ich auch nicht 🙂