Zum Glück sind wir in die politische Sommerpause eingeschwenkt. Ich kann die Geschichten über Weber und Busers Wirtschaftskammer nicht mehr lesen. Man könnte sich zu Tode ärgern.
Dabei war ich vor drei Jahren ziemlich hoffnungsfroh: «Ich freue mich auf den 1. Juli, weil wir von da an im Kanton Baselland endlich klare Verhältnisse haben: Von diesem Tag an wird eine bürgerliche Regierung die Verantwortung für den Kanton übernehmen, vier lange Jahre lang. Auch im Landrat herrschen ab dem 1. Juli klare Verhältnisse. Obwohl sie nur einen Wähleranteil von 45 Prozent verbuchen konnten, übernehmen SVP und FDP trotzdem exakt die Hälfte aller Landratssitze. Weil die beiden bei der CVP noch auf mindestens vier Bürgerliche zählen können, ist der Mist zumindest theoretisch geführt», habe ich am 13. Mai 2015 an dieser Stelle festgehalten.
Und jetzt, im Sommer 2018, muss man feststellen, dass die bürgerliche Allianz in Trümmern liegt, SVP-Regierungsrat Thomas Weber schwer angeschlagen ist – was ich ehrlich bedauere –, die FDP einen Parteipräsidenten hat, dem parteiintern die Zügel aus der Hand genommen werden, weil er es nicht bringt, und der SVP-Parteipräsident versucht, noch einmal Stärke zu markieren, weil er ahnt, dass seine Partei in ein paar Monaten zu den Wahlverlierern zählen könnte.
Und Christoph Buser, der es nicht mehr auf die Nationalratsliste schaffen wird, muss in Pratteln gar um seinen Landratssitz fürchten, weil ihn ein parteiinterner Konkurrent bedrängt.
Ich dachte damals tatsächlich, dass die neue Legislatur eine derart erfolgreiche Zeit für die Bürgerlichen wird, dass daraus eine Epoche werden könnte.
Stattdessen scheint das Ergebnis des bürgerlichen Aufbruchs zu sein, dass tief in dieses Lager hinein die Meinung, ja gar die Überzeugung herrscht, die Sozialdemokraten gehörten wieder in die Regierung.
Das sei nicht mehr als gerecht.
Himmel – als ob Politik etwas mit Gerechtigkeit zu tun hätte.
Wobei, wenn ich mir das so überlege, ist es durchaus gerecht, dass die SP nicht mehr in der Regierung vertreten ist.
Ich meine vor dem Hintergrund all dieser geleakten Internas der letzten Wochen.
Die SP ist schliesslich mit Daniel Münger in den Wahlkampf gezogen, einem Gewerkschaftsfunktionär, der im System Wirtschaftskammer über Jahre hinweg eine tragende Rolle gespielt hat. Achtung: Unschuldsvermutung.
Die SP hätte mit ihm in der Regierung ein ziemliches Problem, weil für alle sichtbar wäre, was Adil Koller vernebelt: Auch die Linke hat sich die Hände schmutzig gemacht.
Wahlen verliert man zuallererst im Kopf. Das ist wie beim Fussball.
Wenn also die Bürgerlichen (und ihre Wähler) nicht mehr davon überzeugt sind, dass mit vier Bürgerlichen und halt sonst wem in der Regierung und mit einer klaren bürgerlichen Mehrheit im Landrat bessere Ergebnisse erzielt werden können, dann gehen die nächsten Wahlen verloren.
Und schon ist es wieder passiert, dass der unnötigste Mann im Regierungsrat unter dem Radar durchfliegt.
So wie immer.
Dabei ist Rebers Zeit genauso abgelaufen wie die seiner Partei.
Die Vorstellung, dieser Mann, der in seiner Direktion vor allem durch wenig Kompetenz in Sachen Führung auffällt, könnte für seine letzten vier Jahre noch in die Baudirektion wechseln, muss nicht nur Bürgerliche schaudern lassen.
Woraus folgt: Sozialdemokraten und Grüne sollen das Rennen unter sich ausmachen.
Zuerst erschienen in der Basler Zeitung vom 4. Juli 2018
Sullivan meint
Nicht wie immer fliegt der unnötigste Mann unter dem Radar durch! Nein, wie immer bleibt ein Bürgerlicher im Radar hängen. Das ist das Naturgesetzt, dass den Bürgerlichen den Ärger einbringt!
E Prattler meint
Da soll noch jemand sagen, die Wahlen 2019 werden nicht spannend… 😉
Bringold Margareta meint
Was soll an diesen Wahlen spannend sein? Um Spannung hineinzubringen müssten die Zahl der Kandidaten und Kandidatinnen größer und unabhängiger vom Politfilz sein. Das würde spannend. Stand heute kann ich nur eines mit Sicherheit sagen. Die Wahlbeteiligung wird unterirdisch tief sein.
E Prattler meint
Sie sehen auch hinter jedem Busch einen Räuber, was? Was daran spannend sein soll, hat MM mit möglichen Szenarien gut beschrieben.