Die NZZ konnte sich einfach nicht entscheiden, ob sie jetzt für oder gegen die Volksinitiative „Für den Schutz vor Waffengewalt“ sein soll. Im Text „empfiehlt die NZZ-Redaktion ein Nein zur Vorlage.“ Mit dem Bild illustriert das Blatt die Argumente der Initianten: Ein Sturmgewehr hat bei den Spielsachen der Kinder nichts verloren.
In der Tat nicht.
Jeder, der Militärdienst geleistet hat, weiss, dass man seine Armeewaffe so nicht im Spielzeugkeller an die Wand hängt. Die Bildagentur Keystone hat sich offensichtlich in den Dienst der Initianten gestellt.
Wer das Bild beherrscht, beherrscht auch weitgehend das Thema.
Die Sachlage ist klar: Bei dieser Initiative haben sich Feminismus und Armeeabschaffung gepaart. Das Bild in der NZZ ist denn auch weniger eine Illustration der Realität sondern gewährt vielmehr einen Blick auf die blumige Fantasiewelt der Hybriden.
Ich habe seit bald dreissig Jahren MEINE Armeepistole zuhause. Sie wurde mir nach Abschluss der Militärzeit überlassen. Es handelt sich um meine persönliche Waffe. Ich habe ein einziges Mal mit dieser Pistole geschossen und von den fünf Schuss keinen einzigen in der Scheibe platziert. Ich hatte auch noch nie Munition zuhause. Ich werde sie auch nach der Annahme der Initiative nicht abgeben müssen.
Achtung, jetzt kommen ein paar heisse Sätze:
Für mich ist diese Pistole trotz Desinteresse am Schiesssport etwas Besonderes, sie ist ein Symbol. Ich war seinerzeit sehr überrascht, als man mich im Zeughaus gefragt hat, ob ich meine persönliche Waffe behalten möchte. Ich war berührt von der Geste, von der damit verbundenen Gewissheit, dass in einem Land, das seinen wehrpflichtigen Bürgern die Dienstwaffe überlässt, wohl eine unerschüttlich starke Demokratie und ein tiefes Vertrauen in mich als verantwortungsvollen Citoyen herrschen müssen.
Irgendwann werde ich meine Armeepistole (Seriennummerendung 006!) auf den nächsten Polizeiposten bringen. Diesen Zeitpunkt bestimme ich.
Philipp K meint
Unsere Vorfahren haben für diese Sache gekämpft und auch ihr Leben gegeben.
Das der Schweizer sich Verteidigen kann.Das soll man jetzt einfach Verbieten? So viele die ihr leben gegeben haben.Es gibt sowieso wenige Statuen und Gedenkstätten die an Sie errinern.und so wird man sie vergessen! Der Mensch ist für die aufbewahrung verantwortlich.
PS: Die Waffe tötet niemanden,aber der Schütze schon.
Dagobert Durutti meint
Was sind denn das für Vertrauensverhältnisse bei denen man sich zu dessen Beweis gegenseitig Waffen überlässt? Irgendwie ein bisschen archaisch dünkt mich das. Oder schenken Sie Ihrer Frau zum Hochzeitstag auch eine Landmine zum im Garten vergraben?
M.M. meint
Sie wissen schon, wie ich das gemeint habe. Aber es gibt tatsächlich verschiedene Ebenen, auf denen man das Thema diskutieren kann.
Ich bleibe deshalb dabei: Ein Staat, der seinen Wehrbürgern die Waffe überlässt, ist ziemlich einzigartig auf diesem Planeten.
Wer sich etwas in Militärhistorie auskennt, der weiss auch um den Unterschied zwischen einer Bürgerarmee und einer Berufsarmee in einem totalitären System.
Aber wie gesagt, der Ausgang dieser Abstimmung berührt mich eigentlich nicht.
Der nächste Schritt wird ein zentrales Waffenregister sein (kann man ja auch machen) und darauf folgt, dass alle Waffen eingezogen werden.
Und dann haben wir endlich Frieden, keine Drohungen mehr gegen Frauen und keine Selbstmorde mehr.
Wäre die Welt vollkommen, würden wir Äpfel grundsätzlich meiden.
Philippe Wampfler meint
Das ist die Art von politischem Nachdenken, die man andernorts immer wieder zurückweist: Ein Bauchgefühl, ein gewisser Stolz und Eigensinn im Umgang mit der persönlichen Waffe.
Würde man vernünftig denken und in einigen Mehrfamilienhäusern in die Kellerverschläge blicken, so würde man sehen, dass das Symbolbild nicht so unrealistisch ist und dass die Argumente der Initiative nicht mit blumigem Verweisen auf eine »starke Demokratie« und »tiefes Vertrauen« widerlegt werden könne. Wer Menschen vertraut, die aus großer Entfernung ein ihnen unbekanntes Mädchen an einer Bushaltestelle erschießen, zeigt, dass dieses Vertrauen vielleicht nicht besonders gerechtfertigt und sinnvoll ist. Es ist nicht per se gut, zu vertrauen.
M.M. meint
Ich weiss, es geschehen die schrecklichsten Dinge auf dieser Welt. Sogar Kellergeschosse werden missbraucht.
Man kann die Armeewaffen ins Zeughaus verfrachten – die Menschen werden sich trotzdem bedrohen und gegenseitig umbringen.
Jeder von uns hat ein schreckliches Erlebnis parat. Ich könnte beispielsweise sagen: Verbietet die Parteien. Denn im Namen von Parteien sind in den letzten hundert Jahren Millionen von Menschen umgebracht worden.
Ich bleibe dabei: Die Abgabe der Armeewaffe stellt ein besonderes Vertrauensverhältnis zwischen Staat und Bürger dar.
@Frau Gabathuler: Das mag ja alles so sein. Ich habe schon Stories über ähnlich gelagerte Fälle gehört und gelesen, da reichten die Fäuste des Mannes um die selbe Drohkulisse zu errichten. (Es werden auch Männer von Frauen verprügelt.) Doch nicht die Armeewaffe ist bei Ihrem Beispiel das Problem, sondern die Psyche des Typen.
Aber: Ich mache hier keinen Abstimmungskampf. Mir ist das Ergebnis so oder so rum ziemlich schnuppe.
Alice Gabathuler meint
Sie schon. Andere nehmen die Waffe nach Hause und bedrohen Frau und Kinder. Jahrelang. Und irgendwann schiessen sie vielleicht. Siehe Interview mit This Jenni in einer der Sonntagszeitungen (weiss nicht mehr in welcher). Das hat mit Feminismus wenig zu tun, sondern mit Macht ausüben und Töten. Ich werde ein sehr grosses JA auf meinen Stimmzettel schreiben.