Man mag mich korrigieren – aber der Vorwurf, wir finanzierten mit unseren Gas- und Ölzahlungen Putins Krieg, ist wohl eingängig und nährt in der warmen Stube das schlechte Gewissen.
Doch ist es nicht so, dass wir derzeit den Russen für sie wertlose Dollars und Euros überweisen?
Was wollen die denn damit kaufen, wenn sie vom internationalen Zahlungsverkehr abhängt, Dollars und Euros blockiert sind?
Etwa Rubel, die ebenfalls wertlos sind?
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Heute in der Sonntagszeitung wieder so ein Rückspiegelerklärer: Der Kommentator kommentiert ein Buch.
Inhalt: Jahrelang haben wir gute Geschäfte mit reichen Russen gemacht. Dabei hätten wir wissen müssen und so weiter und so fort.
Die übliche Leier halt.
Konklusion:
Wir sollten uns also nicht wundern, weshalb viele Russen den Westen verachten: wie er käuflich ist, sich aber gerne für etwas Besseres hält.
Was rechtfertigt jetzt das?
Ist das nun ein echtes Problem für uns, wenn „Russen“ uns verachten?
Ich meine Yacht weg, Villa weg Geld weg, Reisen weg, Ikea weg, alles und noch mehr eingetauscht gegen einen durchgedrehten – gemäss unseren dekadenten Massstäben – Putin?
Um das Rückspiegelgejammer mal umzudrehen: Warum waren diese reiche Russen so blöd und haben Immobilien in London, Yachten in Deutschland und Uhren in der Schweiz gekauft?
Die hätten doch ahnen können, dass wir denen das eines Tages wieder wegnehmen.
Keine Selbstzweifel also – wir sind nicht die Guten, aber besser.
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Auf Twitter macht folgende Geschichte die Runde:
Vier Panzer in einem ukrainischen Dorf. Der Sprit von zweien wird in die beiden anderen umgepumpt. Dann fahren die beiden Panzer davon.
Die Dorfbewohner Pflanzen ukrainische Flaggen auf den zurückgebliebenen Panzer.
Die Russen kommen zurück und schiessen die beflaggten Panzer zu Schrott.
Der eine Panzer fährt über die Dorfbrücke davon. Die bricht ein, Panzer kaputt.
Der andere wählt ein Feld und bleibt im Morast stecken.
Die Panzerbesatzung* macht sich zu Fuss aus dem Staub.
Wenn’s nicht stimmt, taugt die Geschichte noch immer zum guten Witz in schlechten Zeiten.
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Letzte Frage: Wenn wieder autofreie Sonntage kommen, um Sprit zu sparen – muss ich meine Elektrokarre dann auch stehen lassen?
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*PS: Die Panzerbesatzung verachtet uns.