Eigentlich ist es ziemlich unspektakulär und vor allem nicht politisch, wenn man über Waschmaschinen, Geschirrspühler, Staubsauger und den Toaster schreibt.
Oder etwa doch?
Auf alle Fälle bin ich gestern kurz vor dem Abtauchen in Netflix (Mr Holmes, unaufgeregt, poetisch, novembrisch) bei einer Sendung hängen geblieben, deren Titel alles über den Inhalt sagt: Fast neu und schon kaputt – Das kurze Leben der Elektrogeräte.
Es ging um Waschmaschinen, Geschirrspühler, Staubsauger und Toaster.
Und ich habe gedacht: Da haben wir vor zwölf Jahren unser Geld gut investiert, als wir uns profesionelle Geräte angeschafft haben.
Die Waschmaschine, der Tumbler, der Geschirrspühler waren zwar einiges teurer als die üblichen Haushaltgeräte.
Aber bei den Gesamtkosten für das neue Haus fiel das nicht mehr ins Gewicht.
Auf alle Fälle ist das so, dass diese Geräte seit nunmehr zwölf Jahren laufen und noch kein einziges Mal ein Service-Mann vorbeigeschaut hat.
Den Toaster haben wir gar vor bald mal fünfundzwanzig Jahren an einer IGEHO gekauft.
Zweimal mussten wir eine Heizeinheit ersetzen, weil jemand (ich) mit einer Gabel ein verklemmtes Toaststück rausgeklaubt hat und dabei die Heizdrähte geschliessen wurden. Sie hat dann jeweils die Einheit nachbestellt (weil es inzwischen das Schweizer Vertriebsunternehmen nicht mehr gab, bei Manufactum).
Ich gebe es zu: Von Umweltschutz war damals bei uns nicht die Rede. Wir wollten einfach – wie beim Induktionsherd – professionelles Handwerkszeugs.
Je abstruser die Beispiele in der Sendung wurden, desto mehr dachte ich: Mann sind wir umweltfreundlich.
Übrigens: Unsere beiden Staubsauger sind von Dyson.
Den alten haben wir auch schon seit Ende der 90er-Jahre gekauft. Wenn etwas defekt ist, was bis jetzt selten genug vorkam, kann man das defekte Teil noch immer nachbestellen.
G. Koller meint
Ein Loblied auf die edle Marke, eine Ergebenheitsadresse an den Produzenten dieser nicht tot zu kriegenden Geräte, ein Bekenntnis, aufgeladen mit Wertschätzung, ein Beispiel eines ebenso durchdachten als auch unaufgeregten Warenfetischismus, ganz säkular und sophisticated.
Umweltfreundlichkeit und -schutz hingegen zeigen, neben durchaus auch akzeptablen und praktikablen Appellen zu alternativem Konsumverhalten und Lebenseinstellung, oft quasireligiöse Züge, üben ebensolche Funktion aus, in einer Art besserwisserischer, soteriologischer Aufgeregtheit, und wähnen sich dazu legitimiert angesichts des drohenden Weltunterganges, ähm, will sagen angesichts der riesigen Halden schrottiger und ausrangierter Geräte … Nachdenkliches Smiley Emoticon
Nein, Obsoleszenz der Dinge, ob künstlich oder natürlich, ist immer wieder mal ein interessantes Thema.
Die Funktionalität ist aber nur eine Seite, das Design (bis hin zum Kunstobjekt) eine andere, welches zur ästhetischen Befriedigung beim Staubsaugen oder beim Toasten des selbstgebackenen Brotes beiträgt.
Eine weitere Dimension tut sich eben jetzt auf, wenn die Geräte, selber schon der output einer zukünftig autonom agierenden Roboterindustrie, ebenfalls mit KI (Künstliche Intelligenz) ausgestattet und uns so konfliktfrei und ohne Pannen durch den Alltag führen werden. In einem gewissen Sinne, und vorwissenschaftlichen Verständnis, werden die Dinge jetzt wiederbeseelt und erlangen eine unheimliche Autonomie.
Andererseits gibt es immer wieder, auch junge Leute, welche sich die Lust am Auseinanderschrauben, Reparieren so einfach nicht werden nehmen lassen, Handwerker eben …
Meury Christoph meint
Wollen wir jetzt Spielverderber spielen? Nein, nicht wirklich. Das persönliche, umweltbewusste Handeln ist mit Sicherheit löblich. Zumindest im Rückblick und mit der Betonung auf den privaten Umgang mit der grauen Energie. Aber! Der tägliche Hausmüll ist noch in den 70er und 80er Jahren, auch in Arlesheim, hochoffiziell in einer ehemaligen Steingrube oberhalb der Waldstrasse entsorgt worden. Männiglich ist am Samstag mit dem eigenen PW ins besagte Waldstück gegurkt und hat in fröhlicher Unbekümmertheit seinen Hausmüll, inkl. Sonderabfälle (Haushaltchemie, Farben, Altöl, usw.), offen entsorgt. Hinter der Gärtnerei Sommer gab es damals noch eine zweite offene, immer leicht stinkende & rauchende Abfallhalde.
Es war ein weiter Weg bis zur Einsicht, dass es nicht ganz koscher ist seinen Abfall auf diese Weise loszuwerden. Auch eine differenzierte Abfalltrennung und die Rückgewinnung von wertvollen Ressourcen waren Fremdwörter.
Das persönliche Schulterklopfer ist okay, aber nur die halbe Wahrheit. Soviel zum Umweltschutz und schöne Grüsse an den Ochsnerkübel…
Bacchus4000 meint
Kleine und leckere Ergänzung: besagte und nie tiefentsorgte Müllhalde wird heute (Zitat) „nach den Richtlinien von Bio-Suisse bewirtschaftet“. Na Prost.