Lese gerade „Wütendes Wetter“, das die Klimawissenschaftlerin Friederike Otto zusammen mit einem Umweltjournalisten geschrieben hat.
Geht um einen neuen Wissenschaftszweig, um die Zuordnungswissenschaft (Attribution Science). D.h., Fau Otto und andere Klimawissenschaftler berechnen in Echtzeit, ob eine aktuelle Wetterlage etwas mit dem Klimawandel zu tun hat.
Ein spannendes Thema, weil die Klimaforschung beim Wetter noch immer haltmacht.
Bin jetzt auf Seite 45.
Das Buch erinnert mich an Schätzings „Der Schwarm“, was noch ginge, würde man beim Lesen nicht alle paar Zeilen über Gendersternchen*Wörtern stolpern. (
Man liest die Wörter mit einer Gender-Pause, englisch glottal stop:
Umweltaktivist*innen, Unterstützer*innen, Vertreter*innen, Klimaskeptiker*innen, Meteorolog*innen, Gutachter*innen, Bürger*innen, Mitarbeiter*innen, Wissenschaftler*innen, Jagdflieger*innen, Überzeugungstäter*innen, Bäuer*innen, Japaner*innen, Texaner*innen.
Manchmal wird’s auch absurd: Ärzt*innen, denn was bitte ist ein Ärzt?
So ein Gendersternchentext liest sich dann beispielsweise so:
Wir sind weder Polizist*innen, noch Katastrophenschützer*innen oder Sanitäter*innen, geschweige denn Politiker*innen. Wir sind Klimaforscher*innen.
In diesem Buch geht es also nicht bloss um einen neuen Wissenschaftszweig, sondern auch ums konsequente Eliminieren des sogenannten generischen Maskulinums.
Säugling ist zum Beispiel ein solcher oder Mensch.
Weshalb wohl niemand daran zweifeln kann, dass es sowohl Säuglinge als auch Menschen beider Geschlechter gibt.
Was dazu führt, dass es sich eben nicht um die männliche Bezeichnung handelt, bei der Frauen mitgemeint sind.
Auch für Männer gilt bei „Leiche“: Es besteht kein Bezug zu einem Geschlecht.
Mir ist schon klar, dass es beim Gendersternchen nicht in erster Linie um die Deutsche Grammatik geht, sondern um Politik, um Gleichstellung und so weiter.
Um diese elenden männlichen Stereotype.
Sprachlich am weitesten haben es unzweifelhaft die Lehrpersonen gebracht.
Sie haben es in den letzten zehn Jahren oder so erfolgreich geschafft, den Plural-Lehrer unwiderruflich gegen die Person auszutauschen.
Im Plural stellt sich bei der Bezeichnung „Lehrpersonen“ ohne besondere Anstrengung das Bild von Frauen und Männer ein, die diesen Beruf ausüben.
Im Singular wird Lehrperson trotz Femininum zu einem Neutrum, wahrscheinlich gewollt.
Family-Chat:
Er: „Eine Lehrperson bei uns ist Covid-positiv getestet worden.“
Ich: „Eine Lehrerin oder ein Lehrer?“
Er: „Ein Lehrer.“
Ich: „Aha.“
Oder kürzlich in der bz: „Seine Töchter luden ihre ganze Schulklasse inklusive Lehrperson zu einem Besuch im privaten Museum ein.“
Was lernen wir daraus: (Wissenschaftliche) Bücher sollte man auf Englisch lesen.