Eigentlich weiss ich gar nicht, weshalb die Porta Alpina-Geschichte ausgerechnet jetzt wieder den Weg in die Medien gefunden hat.
Vor drei Tagen hat mich ein Journalist des St. Galler Tagblatts angefragt und dann was geschrieben. Darauf folgten der Tages Anzeiger und die Südostschweiz.
Interessant ist (einmal mehr), wie jeder der drei Journalisten mit seiner vorgefertigten Meinung dann seine Story geschrieben hat, obwohl ich denen dasselbe gesagt habe und auch den selben Infotext geschickt habe.
Aber was soll’s, ich habe mich inzwischen damit abgefunden, dass das heutzutage so läuft.
Angefangen hat die Story damit, dass ich 2007 dank eines glücklichen Zufalls (ein Teilnehmer sagte kurzfristig ab) zum erstem Mal die Neatbaustelle in Sedrun besichtigen durfte.
Das war kurz nachdem die Bündner Regierung die Idee der Porta Alpina auf Eis gelegt hatte.
Der damalig CEO von Microsoft, der damalige CEO von Schindler Schweiz und ich einigten uns während des Mittagessens darauf, „etwas zu unternehmen“, damit 2017 in Sedrun beim Eingang des Stollenseinfach die Tore dicht nicht einfach gemacht werden.
Es kann doch nicht sein, so unsere Motivation bis heute, dass die Schweiz den weltweit längsten Eisengbahntunnel baut, ein Meisterwerk der Ingenieurskunst und diese Leistung nicht würdigt. Zumal ja alles im Rohbau vorhanden ist, um etwas zu machen.
Man stelle sich mal vor, das Bauwerk wäre in den USA oder sonstwo.
Ein paar Wochen später habe ich den zuständigen Regierungsrat des Kantons Graubünden, den für die Porta Alpina zuständigen Chefbeamten und dem Gemeindepräsidenten von Turjetsch/Sedrun davon überzeugen können, dass die Idee der Bahnstation gestorben sei und wir über etwas anderes nachdenken sollten.
Sie erklärten sich einverstanden und fragten, was man halt so fragt, ob ich eine Idee hätte. Nein, antwortete ich, habe ich nicht. Aber es wird uns schon was einfallen.
Weil ich von Anfang an eine privatwirtschaftliche Initiative wollte, habe ich wieder ein paar Wochen später den CEO von Holcim – das Unternehmen hatte sich seinerzeit gegen eine Beteiligung an der Porta Alpina ausgesprochen und die Orascom (Sawiris) an Bord gehabt.
Der nächste Schritt war die Ideensuche. Wobei das bedeutet: Leute, die Ideen haben und diese auch zu Papier bringen können, suchen. Deshalb bin ich an Martin Heller gelangt, Ex-Expo-Direktor, einer der wenigen in der Schweiz, die ein solches Projekt realisieren könnten.
Wir nannten das Projekt jetzt „Galleria Alpina“
Die Schweiz ist ja bekanntlich gesegnet mit Bedenkenträgern, es mangelt jedoch an Leuten, die kreativ mal etwas wagen.
Die Devise lautete: Warum nicht einen umgekehrten Eifelturm dort in den Berg bauen? Etwas Unnützes mit anderen Worten.
Der nächste Schritt war eine Ideensammlung, zu der wir 12 Architekturteams aus ganz Europa eingeladen haben und mit denen wir Workshops veranstalteten. Diese Ideenskizzen könnten Ausgangspunkt für eine Art Vorprojekt sein, dass wir ab Herbst in Angriff nehmen können.
Deshalb finden in den kommenden Monaten weitere Gespräche mit wichtigen Entscheidungsträgern statt, ja und dann mache ich mich mal wieder auf die Suche nach Geld.
PS: Was die Architekten aus Europa am meisten umgehauen hat, ist die Tatsache, dass im Jahr 2017, wenn der Tunnel eröffnet wird, dieser auf Franken und Rappen bezahlt ist. Da gibt es keine Schulden für nächste Generationen. Mich übrigens auch – als ich das zum ersten Mal hörte.
Erster Bericht 2007: Wo die eine Schweiz auf die andere stösst
PS: Auch das gehört zum Medienbetrieb: 20Min hat gar nicht mit mir geredet sondern einfach das St. Galler Tagblatt abgeschrieben. Herr Sawiris spielt aktuell überhaupt keine Rolle. Das saugen die sich einfach aus den Fingern weil’s gerade so passt.
merlinx meint
Wie verzweifelt langweilig muss es einem sonst so nüchtern und brillant analysierenden Kommunikationsprofi aus der Ebene sein, dass er sich vor ein solch zeitgeistkonform aufgestyltes Alpen-Monster-Reduit-Projekt spannen lässt! Könnte man meinen.
Ausgerechnet jetzt, wo die Tore zu den virtuellen Welten sich immer weiter öffnen, sollen wir im Fackellicht durch den warmen Hauch aus dem Berg den glitzernd feuchten Felsen entlang in die tiefe Stille hinunter – ach Mutter Erde, ich komme, – kann ich da nur noch seufzen …
Aber unter einer Bedingung können Sie auf mich zählen: Ein paar abgelegene Felsnischen, Kavernen oder nicht mehr benötigte Tunnelchen werden für die strahlende Hinterlassenschaft der Medizin, Forschung und Industrie reserviert, und für die Abfälle aus den Kernkraftwerken, und all diesen Sondermüll, zB aus den Quecksilber-Sparlampen, etc. etc.
Das wäre doch ein Deal –
bei dem es nur Gewinner gäbe!
(… von den Klaustrophoben mal abgesehen …)
M.M. meint
Ich lass mich vor gar nichts spannen. Das ist mein Hobby. Ich sage immer wieder, mich nimmt’s wunder, wenn ich vor der Wand stehe, wo’s nicht mehr weitergeht.
Es ist ein Hürdenlauf. Das „Geheimnis“ liegt in den kleinen Schritten.
Wollen wir weitermachen oder aufhören, endgültig, lautet nach jedem Schritt die Frage.
Und wie man sieht, braucht es Geduld. Wir haben allein für den nächsten Termin mit sechs Teilnehmern drei Monate gedoodelt – mit dem Ergebnis, dass es erst in einem halben Jahr geht.
So ist das, wenn man Löcher in harte Bretter bohrt.
merlinx meint
Also, dann gutes Gelingen!
Aber ich bleibe vorläufig meinem Emmentaler-Käse treu …
Marc Cathomen meint
Finde ich super, dass nun wieder etwas Bewegung in dieses Projekt kommt. Ich gratuliere Ihnen und wünsche viel Erfolg!
Als Initiant des Projektes „Porta Alpina“ bin ich der Meinung, dass nun der Zeitpunkt gekommen ist, nicht nur die „Galleria“-Idee sondern auch die „Porta“-Idee wieder auf den Tisch zu bringen.
Dies vor allem auch deswegen, weil ja vor 2 Wochen bekannt wurde, dass die Tessiner und die Urner ihren NEAT Anschluss erhalten.
Das Killer-Argument, dass der Kanton GR einen Porta Alpina Zug aus der eigenen Tasche für 9Mio jährlich finanzieren muss, ist somit vom Tisch.
Von unsere Seite (Initianten und Entwerfer des Projekts) wurde bereits in den Anfängen über die Möglichkeit von Nebennutzungen (Ausstellungen zu NEAT, Mineralien, Kultur der Gotthardregion, Geo-Thermalkraftwerk etc.) gemacht. Dazu gibt es viele Entwürfe und Arbeiten von diversen Hochschulen.
Ich bin absolut der Meinung, dass diese Nebennutzungen sinnvoll und ein Muss sind.
Trotzdem ist eine Galleria Alpina noch keine Porta Alpina.
Ob die Porta Alpina machbar ist hängt vom politischen Willen ab.
Lassen wir nochmals einen Ballon steigen und schauen wir, ob sich dieser Wille finden lässt! Die Galleria Idee ist dabei sehr hilfreich.
cordials salids
Marc Cathomen
Initiant und Ex-Präsident Visiun Porta Alpina
M.M. meint
Ich bin für alles offen. Aber lieber als erster Schritt das Machbare und dann in einem nächsten die Vision.
Thommen_62 meint
„Interessant ist (einmal mehr), wie jeder der drei Journalisten mit seiner vorgefertigten Meinung dann seine Story geschrieben hat, obwohl ich denen dasselbe gesagt habe und auch den selben Infotext geschickt habe.“
Aber aber Herr Messmer, ich hoffe doch sehr, dass Sie immer auch nur ihre eigenen Texte schreiben, wenn Informationen an Alle verteilt werden! 😉
Superideen von Verrückten müssen aber auch von super-reichen Privaten finanziert werden! 😉
Fred David meint
@)Thommen, ich kann und will mir nicht vorstellen, dass in einem der reichsten Ländern der Welt, wo man sich auf 130 Milliardäre und eine beachtliche Reihe von Weltkonzernen ganz schön was einbildet, das Geld wirklich der Knackpunkt sein soll, zumal es hier nicht um eine Monstersumme geht. Wahrscheinlich kostet eine Personenunterführung an der ZH-Bahnhofstrasse mehr, allein schon wegen des Bodenpreises.
M.M. meint
Am Geld wird es nicht scheitern. Da bin ich völlig Ihrer Meinung.
Fred David meint
Die Porta Alpina oder wie immer das Projekt heute heisst, ist in meinen Augen immer noch eine Superidee. Mir ist rätselhaft, warum sich dafür nicht mehr Engagement mobilisieren liess bez. lässt.
Auch ohne die Details zu kennen, ist mir als Laie klar, dass sich daraus etwas Einmaliges machen liesse, was viel mit der Schweiz – wahrscheinlich: einer versunkenen Schweiz – zu tun hat.
Man würde das Land und seine Bewohner mal wieder etwas anders wahrnehmen als nur als boni-versicherte Schwarzgeldvergraber: originell, kreativ und mit dem Mut, zwischendurch auch mal ein wenig verrückt zu spielen.
Letzthin fuhr ich mal wieder die Jungfrau hoch, eine U-Bahn im Hochgebirge, etwas absolut Durchgeknalltes inkl. Eigerfenster. Vor über 100 Jahren hat ein Verrückter einfach gesagt: Das machen wir jetzt! Punkt! Bis heute lebt eine ganze Region von dem Mann, den man für einen ausgemachten Spinner hielt und auf den man nachträglich furchtbar stolz ist.
Auf einen „Verrückten“ kommen bei uns heute statistisch 787’645,5 Bedenkenträger.
Rainmaker meint
Die Idee hat nach wie vor ein extremes Potential. Toll, dass Sie da weiter dranbleiben…
Fred David meint
Ja. Die Urgewalt des Gebirges, war vor hunderttausenden Jahren da und wird in hunderttausenden Jahren noch da sein, und das kombiniert mit modernstem, zukunftsgerichtetem Hightech – was für eine Kombination! Und ohne unkorrigierbaren Eingriffe in die Natur. In der Schweiz brauchen solche Projekte mehrere Anläufe. Toi! Toi! Toi!