Ich muss gestehen, es fällt mir im Moment schwerer als auch schon, hier etwas zu schreiben. Nicht, dass mir nichts mehr einfiele. Oder ich das Interesse am Gang des (politischen) Lebens verloren hätte.
Im Gegenteil.
Das Problem orte ich vielmehr darin, dass mich einfach zuviel interessiert und das auch noch querbeet.
Und dann noch all die Geschichten nebenher, zum Beispiel die Familiengeschichte eines Schotten, dessen Vorfahren in Nordirland gelebt haben und der bis zu seiner Familienrecherche meinte, er sei ein Engländer.
Ein Longread, der anschaulich ein Bild vom fragilen Zustand des Vereinigten Königreichs zeichnet.
Was ich seit Wochen kaum noch lese, sind die beiden Lokalzeitungen. Im Januar habe ich damit aufgehört.
Ich war mal wieder soweit.
Ich überfliege täglich noch die Online-Schlagzeilen, bleibe da und dort hängen, das reicht eigentlich. Ich habe nicht das Gefühl, ich hätte bislang etwas verpasst.
Seit ich nicht mehr in der BaZ Kommentare schreibe, reicht die Oberfläche aus, um mir ein Bild zu machen.
Diese Woche auf ein Bier mit einem guten Bekannten, einst Journalist, heute auf der anderen Seite.
Was ihn mir nicht nur sympathisch macht, sondern zu einem Bruder im Geiste, ist die geteilte Gewissheit, Journalismus ist kein Beruf, sondern eine Lebenshaltung.
Journalist – das ist der moderne Sammler und Jäger. Immer auf der Suche nach weiteren Informationen, inspirierenden Kommentaren, überraschenden Gedankengängen, harten Fakten.
Was bedeutet, dass man ständig unterwegs ist, am Beobachten, am kommentieren, am analysieren.
Alles ist Material, vieles ist verwertbar. Und so geht man suchend und sammelnd durchs Leben.
Notiert, fotografiert, speichert ab.
Wie wir so mitten am Nachmittag auf der Sonnenterrasse am Rhein beim Bier sitzen und daherreden, gelangen wir – amüsiert – zur Erkenntnis, dass die eine Seite des Journalismus, nämlich sich tage- oder gar wochenlang umfassend mit einem Thema zu beschäftigen – wozu auch das lustvolle Abschweifen gehört – im Grunde genommen das ist, was wirklich Spass macht.
Wozu schreiben, wenn man nicht muss.
Das ist Müssiggang.
Komm, nehmen wir noch ein Bier. Nächstes mal komme ich mit nach Bangladesh.