Nein, ehrlich gesagt traue ich es den beiden nicht zu, dass sie die undichte Stelle sind, Neudeutsch Leak. Obwohl es ein probates Mittel der politischen Kommunikation ist, vorzeitig eine öffentliche Debatte loszutreten, indem man der Presse vertrauliche Dokumente zuspielt.
In der Absicht, die Opponenten schon früh aus der Deckung zu locken, um dann an der offiziellen Pressekonferenz den einen den Wind aus den Segeln zu nehmen und die Befürchtungen der anderen zu zerstreuen.
Doch so viel Chuzpe ist Lukas Engelberger und Thomas Weber nicht zuzutrauen.
Wie dem auch sei – es ist genau das eingetreten, was man mit einem frühzeitigen Leak bezweckt: Der grosse Bums noch vor dem eigentlichen Gefecht.
Legt man die per Pressemitteilung und in Statements übermittelten Blaupausen zu den Kantonsspitälerfusionsplänen übereinander, so ergibt das Bild mehr oder weniger den Status quo.
Was nun niemanden wirklich überraschen dürfte.
Die frühe Debatte legt deshalb zunächst einmal die Machtlosigkeit von Regierungsräten in unserem politischen System bloss. Sie können seriös und gewissenhaft eine politische Agenda verfolgen, doch am Ende des Tages fehlt ihnen die Entscheidungsgewalt, um weitsichtige Lösungen auch durchzusetzen.
Das ist denn auch der grosse Unterschied zur Privatwirtschaft, von der bürgerliche Regierungskandidaten so gerne schwärmen: Wer in diesem Politsystem die Spitzenposten eines Regierungsrats erreicht, ist kein CEO, sondern findet sich relativ machtlos eingeklemmt zwischen den Interessen des eigenen Beamtenapparats, der Parteien und einflussreichen Lobbyistengruppen wieder.
Womit ich zu meiner These überleiten kann: Es wird keine Fusion der Kantonsspitäler der beiden Basel geben, weil eine solche weder im Stadtkanton und ganz sicher nicht auf der Landschaft eine Mehrheit finden wird.
Um meine These, dass das nichts wird mit einer gemeinsamen Spitalgruppe, zu stützen, greife ich völlig willkürlich zwei Themen heraus: Die Aufteilung des Aktienkapitals zwischen den beiden Kantonen und die Pensionskassenfrage.
Nehmen wir Letztere zuerst, weil wir da gleich noch den bevorstehenden Personalabbau einbauen können. Ende 2015 beschäftigte das Kantonsspital Baselland KSBL exakt 3503 Mitarbeitende. Dass es nach einem Zusammengehen mit dem Universitätsspital Basel, mit dem Rückbau des Bruderholzspitals plus Synergieeffekten nicht mehr so viele sein werden, liegt auf der Hand.
Ein Personalabbau von 500 Mitarbeitenden wäre in der Privatwirtschaft eine untere Zielgrösse.
Doch das ist politisch nicht durchsetzbar.
Womit wir bei der eigentlichen Hürde wären: der Pensionskassenfrage. Im Landkanton würde niemand in Tränen ausbrechen, sollten die dreieinhalbtausend Spitalangestellten aus der mit grossen Schwierigkeiten kämpfenden kantonseigenen Pensionskasse in die basel-städtische wechseln. Mit allen demografischen Zukunftsrisiken.
Dass der Basler Steuerzahler Beifall klatschen wird, kann man bezweifeln.
Bleibt die zweite Frage, wer in der angedachten Aktiengesellschaft das Sagen haben wird. Ist es denkbar, dass einer der Kantone mehr als 50 Prozent der Aktien besitzen wird? Schon allein die Vorstellung, die Basler könnten die Mehrheit haben, bedeutete im Landkanton das Aus. Umgekehrt in Basel-Stadt wohl auch.
Und 50:50? Uni reloaded.
Was also bleibt, ist die Hoffnung: dass ich mit meiner These komplett danebenliege.
Zuerst erschienen in der Basler Zeitung vom 24. August 2016.