Denmark, which controls Greenland, is not doing its job and is not a good ally. We need to ask ourselves: ‘How do we solve this problem that affects our national interests?’
And if that means we need the territory of Greenland, then President Trump will get it. He doesn’t care about Europeans yelling at us. He only cares about American national interests. US-Vizepräsident JD Vance, FoxNews
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Was geht hier vor?
Die Äusserungen von Vance und Trump muss man wohl als die Revitalisierung eines Strategiepapiers von Paul Wolfowitz aus dem Jahr 1992 verstehen.
Die ursprünglich von der New York Times geleakte Wolfowitz-Doktrin sollte als Blaupause die Neuordnung der Militär- und Aussenpolitik der USA nach der Post-Sowjetischen Ära dienen. Das Ziel: Die Verhinderung eines neuen globalen oder regionalen Rivalen, der mit den USA konkurrieren könnte.
Die Vormachtstellung der USA als einzig verbliebenen Supermacht sollte auf Dauer gesichert werden.
Im Visier war dabei nicht nur China, sondern auch die EU (Europa). Obwohl diese nicht offen als mögliche Gegnerin genannt wurde, gab es die Sorge, dass ein geeintes Europa mit eigener Sicherheitsarchitektur (z. B. EU mit einer eigenen Verteidigungspolitik) die US-Einflussnahme schwächen könnte.
We must account sufficiently for the interests of the advanced industrial nations to discourage them from challenging our leadership or seeking to overturn the established political and economic order.
Mit anderen Worten: Die oft kritisierte Abhängigkeit Europas vom amerikanischen Schutzschild war keineswegs nur europäischem Versäumnis geschuldet – sie entsprach vielmehr den strategischen Interessen der Vereinigten Staaten.
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Was Grönland betrifft, so ist Trump und Vance insoweit recht zu geben: Die Insel zählt – abgesehen von den Rohstoffen – zu den strategisch wichtigsten Positionen in der Arktis.
Nicht nur für die USA, sondern auch für Europa.
Vance ist wohl auch deshalb zu FoxNews gegangen, weil Kanada und die EU anfangs Februar sich angesichts der Verschiebungen im internationalen Machtgefüge auf eine engere sicherheitspolitische Zusammenarbeit verständigt haben.
Wenn man sich das auf der Landkarte ansieht – ein mächtiger militärischer und wirtschaftlicher Block. Die neuen Verbündeten könnten damit zu einem ernstzunehmenden Rivalen der USA in der Arktis werden.
Das im Februar 2024 geschlossene Abkommen zielt auf eine koordinierte militärische Zusammenarbeit – insbesondere mit Blick auf Russland, China und – die sich verändernde Rolle der USA.
Drei Jahrzehnte nach der Wolfowitz-Doktrin droht aus amerikanischer Sicht also genau das Szenario, das einst als grösste strategische Herausforderung galt: ein machtpolitisches Gegengewicht direkt vor der eigenen Haustür.
Die Rhetorik aus Washington wird schärfer – eine militärische Konfrontation mit Europa und Kanada ist nicht mehr undenkbar. Noch haben die USA im arktischen Wettlauf die strategische Oberhand.
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Emmanuel Macron wies die US-Pläne zum Erwerb Grönlands bereits 2019 zurück. Beim Arktis-Forum in Island erklärte er, eine solche Haltung sei nicht akzeptabel, und betonte, Europa unterstütze keine Form geopolitischer Dominanz in der Arktis.
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Derweil: Heute sind 100 dänische Polizisten nach Grönland eingeflogen worden. Sie dienen der Sicherheit eines hochrangigen Besuchs vom kommenden Donnerstag: Frau Vance, ihr Sohn und der National Security-Chef Michael Waltz plus der US-Energieminister wollen am Donnerstag die Insel besuchen.
The second lady will “visit historical sites, learn about Greenlandic heritage, and attend the Avannaata Qimussersu, Greenland’s national dogsled race,” the announcement read. (WashPost).
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Greenland’s prime minister slams ‘highly aggressive’ visit by US officials, including second lady Usha Vance.
Daniel Flury meint
Scheiss Spiel: Der Bully auf dem Pausenhof. Und die Oberlehrer diskutieren währenddessen im Lehrerzimmer, wie man der Gewalt Herr werden könnte.
Am besten mit einem Deeskalationsgespräch. Der Schläger erklärt dem blutüberströmten Opfer, warum er nicht anders handeln konnte und das Opfer zeigt sich einsichtig und reuig (weil es sich als Opfer regelrecht angeboten habe).
Dann herrscht Frieden: Für den Bully (und alle bei uns applaudieren).