Grossmachtpolitik funktioniert so: Ein rohstoffreiches Land wird überfallen – in diesem Beispiel Russland die Ukraine. Nach einer verlustreichen Materialschlacht mit Hunderttausenden Toten und Verletzten wird ein „Friedensvertrag“ geschlossen, der den Angreifern freien Zugang zu begehrten Rohstoffen des Landes sichert.
Und auch so: Statt selbst zu überfallen, unterstützt man die angegriffene Nation mit Waffen – hier die USA die Ukraine. Das kostet viel Geld, fliesst aber vorwiegend in die eigene Rüstungsindustrie. Anschliessend fordert man seinen Anteil an der „Beute“: Ein Vertrag soll die geschwächte Nation in den verbliebenen Gebieten den USA den exklusiven Zugang zu den begehrten Rohstoffen gewähren.
Konkret: Die USA haben der Ukraine letzte Woche mit einem entsprechenden Vertrag eine Art Ultimatum gestellt, den Selenskyj Berichten zufolge jedoch verweigerte zu unterzeichnen.
Ursprünglich war die Rede von 500 Mia. USD, welche die Ukraine mit einem „Lend-Lease“-Vertrag in Form von Rohstoffen hätte bezahlen sollen. Doch was der ukrainischen Seite zwei Tage vor der Münchner Konferenz vorgelegt wurde, geht weit darüber hinaus, schreibt der britische Telegraph, dem der Vertragsentwurf zugespielt wurde.
Donald Trump’s demand for a $500bn (£400bn) “payback” from Ukraine. goes far beyond US control over the country’s critical minerals. It covers everything from ports and infrastructure to oil and gas, and the larger resource base of the country.
The Telegraph:
If this draft were accepted, Trump’s demands would amount to a higher share of Ukrainian GDP than reparations imposed on Germany at the Versailles Treaty, later whittled down at the London Conference in 1921, and by the Dawes Plan in 1924. At the same time, he seems willing to let Russia off the hook entirely.
Weil die USA davon ausgehen musste, dass die Ukraine einem solchen Vertrag ohne verbindliche Sicherheitsgarantien niemals zustimmen wird, glauben einige Beobachter, dass es sich um eine Alibiübung handelt: Falls die „Verhandlungen“ mit Russland nicht das gewünschte Ergebnis bringen, kann man der Ukraine den Schwarzen Peter zuschieben. Und die Russen werden den Amerikanern sagen: Seht her, uns ging es in Istanbul nicht anders.
Herrmann Elig meint
Der neue Verteidigungsminister muss eine Frage beantworten: kann die Schweiz in der aktuellen Situation und mit der aktuellen Aussicht wirklich noch F35 bei den Amerikanern kaufen? Den Gedanken sollte man mal zu Ende denken.
Daniel Flury meint
Wie sagte Jomo Kenyatta (hoffe, er wars) einst:
«Und sie kamen mit der Bibel und vor lauter Ehrfurcht sanken wir in die Knie. Und als wir die Augen wieder öffneten, da hatten sie das Land und wir die Bibel».
Geschichte wiederholt sich unablässig.