Das ärgerliche an Wahlen ist, dass die Politik über Monate hinweg Gefechte austrägt, die keinen ausserhalb des kleinen Kreises der Parteiensympathisanten interessieren.
Ist doch allen egal, wen die Partei XYZ nach Bern schickt, oder?
Das eigentliche Thema, das die Parteien beschäftigen müsste, ist der dramatische Wirtschaftsherbst, der uns bevorsteht. Mehr KMUs als gemeinhin angenommen, stehen wegen dem teuren Franken vor dem Aus.
Es sind solche Unternehmen, die erst wenn sie schliessen, auf dem Radarschirm der Medien auftauchen.
Ich habe in den letzten zwei Wochen eine Firma durch den Konkursprozess begleitet. Die hatte, obwohl die Produkte stimmten und der Betrieb durchrationalisiert war, gegen die Preise in Deutschland und der Importware aus dem billig gewordenen Ausland keine Chance zum Überleben.
Denen ist im Januar von einem Tag auf den anderen praktisch der gesamte Umsatz einfach weggebrochen.
Was die Lage verschlimmert, ist das hohe Lohnniveau in der Schweiz, das sich von der Realwirtschaft abgekoppelt hat.
Die aktuelle Teuerung in Basel beträgt -1.3 Prozent. Stände vor dieser Zahl ein Plus, würden die Gewerkschaften lautstark Diskussionen über Lohnerhöhungen führen.
Ich stelle deshalb morgen in der BaZ die, zugegeben, ketzerische Frage, ob die Löhne nicht sinken müssten.
Christoph Layer meint
Die Löhne können sinken, wenn die Krankenkassen Prämien mindestens gleich bleiben und auch Aboverteuerungen durch streichen von Subventionen etc. nicht den Normalbürger piesacken. Aber viele Kosten, die für Familien relevant sind, sind immer noch am steigen.
Meury Christoph meint
«Der Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) dient als Instrument zur Teuerungsmessung. In einem Warenkorb werden sämtliche von den Haushalten konsumierte Sachgüter und Dienstleistungen erfasst und entsprechend ihren Anteilen an den totalen Konsumausgaben gewichtet. Hingegen werden die Steuern, Haftpflichtversicherung und Krankenkassenprämien nicht im LIK erfasst. Begründet wird dies dadurch, dass diese Dienstleistungen keinen privaten Konsum darstellen respektive nicht gewählt werden können.» (http://www.vimentis.ch)
Solange die Krankenkassenprämien, welche in den letzten Jahren überproportional gestiegen sind, bei der Teuerung nicht berücksichtigt werden, solange entspricht der gehandelte Teuerungsfaktor nicht der Realität und zeigt nicht wie stark das Portemonnaie von Otto Normalverbraucher im Alltag belastet wird.
Phil Bösiger meint
@Meury: Stimmt alles, was Sie schreiben plus ein weiterer Umstand, der nicht unterschätzt werden darf. Sinken die Löhne reell, dann sinkt auch der Konsum. Somit dreht sich die wirtschaftliche Abwärtsspirale immer schneller. Was die Schweiz in den vergangenen Monaten und Jahren seit der ersten Frankenaufwertung 2008 durch die Krisen geführt hat, ist aber exakt der konstante Konsum im Inland. Bricht dieser massiv ein, wirds finster im Alpenland.
Grummel meint
Dann müssen wir halt alle nach Deutschland. Dort hat dann auch der Schweizer «Hartz-Vierer» noch ein «Einkaufs-Erlebnis» (und sei’s im Achter).