Nehmen wir mal an, dass es sich bei Frau Herzog um die beste Chefin des Finanzdepartements des Kantons Basel-Stadt seit 1833 handle und bei Herrn Lauber um den allerschlechtesten Finanzdirektor des Kantons Basel-Landschaft seit dieser Zeitrechnung.
Wenn wir es bei dieser These beliessen, dann könnten Sie und ich jetzt Kaffee trinken gehen.
Doch weder trifft es zu, dass Frau Herzog einsam über all den bisherigen Finanzvorstehern thront, noch verdient Herr Lauber den Platz in der Vorhölle. Wir können uns demnach darauf einigen, dass beide exakt den Typus verkörpern, der in solche Ämter gewählt wird gemäss der Formel:
Die Quersumme von Volk ist Mittelmass.
Dank dieser Gewissheit können wir festhalten, dass die hervorragenden Ergebnisse des Stadtkantons und die desaströsen der Landschaft wenig mit den Geschicken der beiden Finanzchefs zu tun haben. Was mit einer simplen Versuchsanlage bewiesen werden könnte:
Frau Herzog wechselt nach Liestal und Herr Lauber an den Fischmarkt.
Womit klar wird, dass die Finanzkluft zwischen den beiden Kantonen eine andere Ursache haben muss, eine, die mit zwei Kennzahlen deutlich gemacht werden kann: Während im Kanton Baselland der Steuerertrag von juristischen Personen 2015 bei 167 Millionen Franken lag, flossen in Basel-Stadt 734 Millionen in die Kasse.
Auch wenn die Baselbieter Wirtschaftsoffensive am Sankt-Nimmerleins-Tag von Erfolg gekrönt wäre, kann der Basler Vorsprung von 570 Millionen nie aufgeholt werden.
Dasselbe gilt für den Steuerertrag der natürlichen Personen: Basel-Stadt 1,8 Milliarden Franken gegenüber Baselland 1 Milliarde. Selbst wenn Baselland der Forderung der Basler Linken folgte und die Steuern, sagen wir, um zehn Prozent erhöhte, wäre der Unterschied noch immer gigantisch.
Baselland zählt 283 200 und Basel-Stadt 191 800 Einwohner.
Kommen wir also zum Kern der miesen Stimmung zwischen den beiden Kantonen, zum Finanzkonflikt, der unter dem Titel «Universitätsvertrag» schwelt und der ohne Kollateralschaden nicht lösbar erscheint. Ausser man denkt die Sache mal völlig anders.
Lassen wir deshalb die Kontobezeichnungen, weil emotional belastend, weg und konzentrieren uns auf die blossen Zahlen.
Dann sieht das so aus: Der gesamte Steuerertrag der juristischen Personen von Baselland plus ein paar weitere Millionen gehen fix an eine einzige Institution (im Stadtkanton). Es wird wohl niemand bestreiten, dass das ein überaus gewichtiger Geldabfluss ist.
Der Millionentransfer ist und war schon immer für den Basler Staatshaushalt eine spürbare Entlastung.
Wobei festzuhalten ist, dass es die Baselbieter waren – vertreten durch die Regierungsräte Schmid und Ballmer –, die in einem Anfall von völliger Selbstüberschätzung die Steuern der Baselbieter Firmen auf ewig versprochen haben.
Lasst uns deshalb über trockene Zahlen reden.
Und für Transferzahlungen – in welche Richtung auch immer – emotionslos eine einleuchtend simple Formel finden, beispielsweise aufgrund der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der beiden Kantone.
Diese kann sich, mit einem einfachen Modell, aus den Pro-Kopf-Steuereinnahmen herleiten.
Damit wäre dann auch der Zentrumsnutzen Basels mit der leistungsstarken Pharmaindustrie abgegolten. Weil die Steuereinnahmen pro Kopf der Bevölkerung in Basel-Stadt zweieinhalbmal höher sind als auf der Landschaft, kämen wir auf ein Verhältnis von 65 zu 35.
Der Streit um die Universität wäre beendet.
Zuerst erschienen in der Baslerzeitung vom 9. November 2016
Willy Buser meint
Was, nur ein Kommentar!
Hat’s der BL-Bashing Clique in diesem Forum die Sprache verschlagen?
Die Ausbeutung der Landbevölkerung durch die „feinen Herren zu Basel“ hat Tradition.
Entschuldigung und Wiedergutmachung: Bis jetzt Fehlanzeige.
Werner Zumbrunn meint
Statt Steuereinnahmen pro Kopf könnte man auch das aus der NFA-Finanzausgleichsrechnung bekannte Ressourcenpotenzial pro Kopf heranziehen. So gerechnet wäre dann die Aufteilung 60 % BS und 40 % BL.
Trotzdem würde ich immer noch bevorzugen, dass sich die übrigen Kantone der Schweiz wie der Kanton BL an der Universität Basel beteiligen. Sie sollten endlich die Vollkosten ihrer Studierenden (es fehlen über 70 Mio. Fr. pro Jahr) und einen entsprechenden Anteil des von den ausländischen Studierenden verursachten Defizits von ca. 75 Mio. Fr. pro Jahr übernehmen. Dies würde die beiden Kantone BS und BL um weit über 100 Mio. Fr. pro Jahr entlasten.
Weil die heutigen Bildungs- und Finanzpolitiker/-innen diese einfache Lösung nicht begreifen, sind sie seit 1833 vielleicht doch die schlechtesten?