Die UNO hat mit einer Zweidrittelmehrheit eine Resolution angenommen, wonach Russland zwölf Monate Zeit hat, „seine unrechtmässige Präsenz“ auf der Krim und in den anderen Gebieten der Ukraine zu beenden.
Sorry Fehler.
Israel, nicht Russland wurde von der UNO verurteilt. Nicht die Krim und weitere unrechtmässig besetzte ukrainische Gebiete sollen geräumt werden, sondern die Westbank.
Das Ergebnis ist wenig überraschend. Seit ihrer Gründung hat die UNO über 400 Resolutionen zu Israel verabschiedet, so viele wie zu keinem anderen Land auf Erden.
Bei der Mehrheit der in der UNO versammelten Staaten handelt es sich um Diktaturen oder autoritäre Regime.
Demokratien wie die Schweiz und Israel sind atypische Minderheitssysteme.
In Zahlen: Derzeit zählt man weltweit 59 autoritäre Regime – rund 40% der Weltbevölkerung lebt in solchen Staaten – und zwischen 22 und 30 Diktaturen. (Lichtblick: Nordkorea ist nicht Mitglied der UNO.)
Zusätzlich gibt es dann noch sogenannte hybride Regime, die demokratische Elemente mit autoritären Praktiken kombinieren. Diese „dictator-light-ship“ wird in 37 Staaten praktiziert. (Quelle: Current Heads of State & Dictators, World Population Review).
124 Länder haben der Resolution zugestimmt.
Rechne.
Die Schweiz hat sich der Stimme enthalten.
******
Ich war während Jahren für einen Beitritt der Schweiz zur UNO. Weil, gemessen an mir, die Gegner etwas eigenartig waren.
Betrachtet man 22 Jahre später den Zustand der Organisation, dann bin ich mir nicht mehr so sicher, ob das Mittun wirklich die Beste aller Ideen war.
Möglicherweise wäre der langjährige Beobachterstatus inzwischen auch nicht schlecht.
Ich meine Russland im Sicherheitsrat, wo es darum geht, internationale Krisen und Kriege zwischen Nationen zu verhindern, ist der Treppenwitz der UNO-Geschichte. Der Iran, Hüter der Menschenrechte, das ist inzwischen so normal, wie die vierteljährliche Verurteilung Israels.
******
Was Israel anbelangt, habe ich seit 1969, als ich das Land erstmals besuchte – habe in Eilat als Hilfskuli gearbeitet – eine feststehende Meinung, die ich auch nicht mehr ändern werde.
Relativieren kann ich meine Einschätzung selbstverständlich bezüglich der gegenwärtige Regierung oder überhaupt was die innenpolitische Entwicklung der letzten Jahre anbelangt. (By the way: Finde die politische Entwicklung in Deutschland auch ziemlich bedenklich.)
Allerdings halte ich anders als Haaretz Netanjahu nicht unbedingt Fehlbesetzung. Auch Yoav Gallant, der Verteidigungsminister scheint kein durchgeknallter Idiot zu sein.
Das Narrativ, Netanjahu verlängere den Krieg nur deshalb, weil er sich an der Macht halten will, ist angesichts der Lage zwischen Leben oder Tod ziemlich einfältig.
Ich sage es so: Ich möchte weder den Job von Netanjahu noch den von Gallant haben.
60’000 Männer, Frauen, Kinder, Alte, Junge, Familien können seit einem Jahr wegen des Beschusses durch die Hisbollah auf den Norden Israels nicht in ihre Häuser und Wohnungen.
60’000 seit einem Jahr.
(Stellen wir uns einfach kurz vor, die Schweiz wäre in einer solchen existenziellen Krise – mit diesem Bundesrat. Na also.)
******
Und noch kurz als Vorschau: Basel wird mit dem ESC nächstes Jahr wegen dieser UNO-Resolution ziemlich in die politische Bredouille geraten.
Denn weigert sich Israel sich aus der Westbank zurückzuziehen, was so klar ist, wie dass die Sonne im Westen untergeht und zwar täglich, soll das Land boykottiert werden.
Na dann viel Vergnügen mit der Auseinandersetzung über die Teilnahme Israels am Song Contest.
Man wird sich dannzumal nicht einfach der Stimme nicht enthalten können.
unterbaselbieter meint
Die kleine Partei „EDU Schweiz“ will den ESC in Basel verhindern.
Siehe hier
https://www.stopp-esc2025.ch/
Vielleicht weiss die „heiligen-Partei“ mehr, da direkte Standleitung nach oben.
Und vielleicht würde dies Basel viel ersparen.
Und vielleicht sollte man deshalb nicht immer über die „Ewiggestrigen Betbrüder und Betschwestern“ spotten….
P. Dägner meint
Es kann und wird keine aussenpolitische Lösung geben. Weil dies zu einem Endlosbürgerkrieg in Israel führen würde. Stichwort: religiöse Fundis und Siedler. Sage nicht ich, sagte kürzlich Herr Wolffssohn im DLF, wohl kaum ein Antisemit. Eine bemerkenswerte Sichtweise. Damit könnten wir das Kapitel im Grund genommen schliessen bzw. als unschliessbar erklären und uns, wie hier in Ihrem Forum, noch über Generationen triumphierend über Geniestreiche der einen und empört über üble Missetaten der andern auslassen. Dass man das genauso gut umgekehrt sehen kann, wenn man zu jenen gehörte, denen die Hosentasche am Marktstand explodiert, scheint manchen hier undenkbar zu sein. Ich sage das wertfrei, ohne die hier von einzelnen Kommentatoren, die überdies nach eigenem Bekunden Trump wählen würden, so sie könnten, manifestierte „vorbehaltlose“ Verbohrtheit.
M.M. meint
Wolffsohn liegt bei einer Einschätzung durchaus richtig. Das die Stabilität des Landes aufgrund der gegenwärtigen Lage wohl kaum überrascht.
Es wird an den Israelis liegen, an der Wahlurne die Weichen zu stellen. Im Unterschied zu den umliegenden Ländern demokratisch.
Nebenbei: Es gibt ebenso ernsthafte Beobachter des Nahen Ostens wie Wolffsohn, die sagen, dass die Araber ohne den einigenden Feind Israel in Clankriegen versinken werden.