Eigentlich wollte ich mit einem weiteren Weckruf zum dösenden Basler Wahlkampf zuwarten und heute mal – aus London – was sommerlich Heiteres servieren.
Die Weltlage mag einem aber trotz Ferien nicht fröhlich stimmen, und das Mass an dorftrotteliger Nabelschau der Lokalpolitik lässt ein Zuwarten erst recht nicht zu: Es brauchte die klare Ansage von Roche-Chef Schwan, damit im Geblödel um Hundepärke überhaupt noch Wesentliches vernommen wurde – dass nämlich die unsinnig kleinen Kontingente für Talente aus Drittstaaten den Forschungsplatz Schweiz, und insbesondere Basel, akut gefährden.
Im Klartext: Wenn die Politik weiter schläft und die Dummheit zulässt, die Anzahl der wenigen Tausend Plätze für Topforscher unter dem Titel der Masseneinwanderungs-Initiative (MEI) noch kleiner zu halten, investieren unsere Wohlstandsgaranten Novartis, Syngenta und Roche in den USA oder sonstwo und die verwöhnten Lokalpolitiker können die fetten Steuerjahre vergessen.
Und die Bürgerlichen pennen.
Der zuständige Wirtschaftsminister Brutschin, der bisher – wenn überhaupt – durch Cholerik und Verhinderungsbürokratie aufgefallen ist, hat dem Roche-Chef immerhin recht gegeben. Toll! Und er will jetzt nach Bundesbern einen Brief schreiben. Schon wieder! Einen Brief!
Das haben er und Thomas Weber schon 2014 getan. Ohne dass das irgendjemand in Bern ernst genommen hat. Was auch besagt, dass der Bundesrat diesen mit einem Federstrich verursachten Schaden für die Basler Wirtschaft nicht erst gestern beschlossen hat und das Basler Wirtschaftsdepartement zwei Jahre, wenn nicht gar gänzlich untätig, dann doch völlig erfolglos verstreichen liess, um zeitig doppelte Kontingente nicht nur zu fordern, sondern auch zu erhalten.
Und die Bürgerlichen …
Dabei hätte Herr Brutschin die Argumente auf seiner Seite: Die leidige MEI sieht immerhin und ausdrücklich die Berücksichtigung der wirtschaftlichen Bedürfnisse vor. Deshalb kann denn auch Herr Blocher in der BaZ sagen: «Schwan hat recht.» Und hinzufügen: «Der Verfassungsartikel ist so ausgelegt, dass die Wirtschaft jene Kräfte bekommt, die sie benötigt.»
Und die Bürgerlichen pennen.
Also, liebe Sozis: Bevor ihr weiter damit prahlt, die hohen Überschüsse des Kantons seien der umsichtigen Finanzpolitik von Frau Herzog geschuldet und das in der Realwirtschaft erarbeitete Geld in Luxustempel für die Verwaltung, für ausufernde Sozialleistungen und für Holzkisten, die an Velos montiert sind, verschleudert, haltet ein und gebt das Heft an andere weiter, die wissen, wie es in der Welt ausserhalb der verstaatlichten Prachtpaläste der alten Handelsherren zugeht, wo ihr euren 68er-Rauchlachsbrötli-Sozialismus pflegt.
Und liebe Bürgerliche: Wenn ihr auch jetzt noch den Wahlkampf verweigert und somit das Schicksal des Kantons weiter der weltfremd gewordenen SP mit dem Anhängsel Grün überlassen wollt, dann sagt das doch wenigstens ehrlich.Dann steht dazu, dass ihr keine Verantwortung übernehmen wollt und lieber in der bequemen Minderheit 3:4 mit hohem Lohn dem Treiben der Müden zusehen wollt.
Das mag im satten Basel offenbar eine Option sein. Doch in Anbetracht der täglich wachsenden Risiken gleich vor der Haustüre ist das reichlich dekadent.
Das einst bedeutende Venedig stieg mit viel Feuerwerk zum Museum ab. Das war für die Beteiligten sauglatt, danach kam der Kater.
Zuerst erschienen in der Basler Zeitung vom 27. Juli
Ruth Klein meint
Bravo, Sie sprechen mir aus dem Herzen und wie Sie treffend sagen, pennen die Bürgerlichen. Es ist zu hoffen, dass sie noch rechtzeitig wieder aufwachen. Mit der linksgrünen Politik wird der Mittelstand ständig nur geschröpft: höchste Steuern, ausufernde Gebühren und jetzt noch eine massive Eigenmietwerterhöhung. Zudem bezahlen wir in den NFA 108,9 Millionen. Der Basler Steuerzahler, der wesentlich zum Wohle dieser Stadt beiträgt, wird wie eine Milchkuh behandelt. In der NZZ (24.6.) macht man sich bereits lustig über Basel: Rheuma am Rheinknie, fehlgeleitete Regierungsform mit dem Präsidial Model, Wahlkampf im Wachkoma, Basel verdörflicht, seit Basel rot grün geworden ist. Der Slogan Basel tickt anders. wurde eingemottet, die Stadt ist langweilig und bieder geworden. Hoffentlich heilt die neue Regierung das Rheuma.
Blacky meint
Hätte ich keinen lieben Hund – ich wäre schon längst ausgewandert! Vielleicht sogar mit Tanja Soland…