Militärhistoriker Sönke Neitzel:
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Diese Tage erinnern mich an diese Fernsehsendung über den letzten Sommer vor dem 2. Weltkrieg. Die Menschen sitzend plaudernd in Kaffees, vergnügen sich am Strand, feiern Hochzeiten
Viele private Aufnahmen.
Und der Countdown läuft: Noch 72 Tage bis zum Krieg.
Man sieht Aufmärsche und den Führer, der sich in Rage redet. Auf dem Kraft-durch-Freude-Schiff Wilhelm Gustloff, das sich auf Ferienfahrt in Norwegen befindet, werden die Namen von Männern verlesen, die sich nach der Rückkehr in Hamburg beim Militär melden sollen.
Die Menschen ahnten, dass etwas Unheilvolles auf sie zukommt. Doch selbst die düstersten Fantasien konnten nicht ausmalen, wie grausam die kommenden sechs Jahre für jeden Einzelnen werden würden.
Und ich sitze da und denke: Lauft weg!
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Wir sollten die Zahlen ernst nehmen: 500 Milliarden Euro für die Bundeswehr, 800 Milliarden von der EU für die Aufrüstung, milliardenschwere Investitionen in Frankreich, Finnland, Polen, Norwegen, Dänemark, Schweden und vielen weiteren Ländern – sowie ein 9-Milliarden-Pfund-Paket in Großbritannien.
Wer derart immense Summen ins Militär steckt, rüstet sich für einen Krieg.
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Und der Bundesrat schweigt.
Franz meint
Es ist die alte Geschichte: Europa kriegt nicht eines seiner Probleme auf die Reihe und macht dann was es immer macht.
..alles mit Geld zuschütten.
Franz meint
Sehen wir nicht gerade Corona 2.0?
x3r meint
Nun, der Bundesrat hat sich inzwischen vernehmen lassen, allerdings mit einer Nullnummer ohne Führungsanspruch: https://youtu.be/gpyud9DxgBQ?list=PLEnHzNShzOwYLdRQ5TiW-vsuaB3Z1eiky
Man versteht die Verunsicherung der Bevölkerung, und dann folgt eine lange Liste von frommen Wünschen. Diese Stellungnahme kann bestenfalls als deklarativ eingeordnet werden. Auf einer realpolitischen Einschätzung basiert sie wohl noch nicht.
Daniel Flury meint
Wenn der Bundesrat schweigt, dann ist das ein gutes Zeichen.
Dann werden nämlich hintenherum bereits Geschäfte gemacht. Die werden wir zwar nie mitkriegen, aber sie werden dazu beitragen, dass unsere «immerwährende Neutralität» keinen Schaden nimmt.
Schämen dafür, das brauchen wir uns nicht. Dieses Gefühl (die Scham), die hat man uns in den Jahrzehnten seit dem 2. Weltkrieg abgewöhnen können, und keiner weiss mehr wie es sich anfühlt, wenn man sich schämt.
Unterbaselbieter meint
… weise Worte, gute Überlegung – „altmodisch“ aber wahr. Danke.
x3r meint
Hu, wer hat denn was von Schämen gesagt?
Übrigens MM – die EUR 500 Mia sind für die deutsche Infrastruktur gedacht, nicht für die Bundeswehr. Die Bundeswehr hat einen Blankoscheck erhalten (nach oben offene Ausnahme von der Schuldenbremse).
Klaus Kirchmayr meint
Norwegen (4 Mio Einwohner) hat gestern im Parlament 7.7 Mrd für 2025 an Ukraine Hilfe beschlossen – unser Bundesrat schweigt beharrlich und die Parteien versinken in ideologischen Grabenkämpfen zw. heiliger Schuldenbremse und böser, unfähiger Armee…
Übrigens: All die Riesenbeträge werden irgendwann bei irgendwem landen. Kaum in den USA und wahrscheinlich auch nicht in der Schweiz…. Abseitsstehen könnte nicht nur sicherheitstechnisch, sondern auch ökonomisch sehr sehr schmerzhaft werden.
x3r meint
Es ist wichtig zu ergänzen, dass diese monumentalen Investitionen (!) als Reaktion auf das russische Verteidigungsbudget zu sehen sind, welches 2025 41% der gesamten Staatsausgaben oder 8% des BSP erreicht. DAS ist eine eindeutige Absichtserkärung.
Dem gegenüber stehen die Schweizer Verteidigungsausgaben von 0.7%, der per 2035 (!) auf 1% erhöht werden soll. Grossbritannien hat unlängst erklärt, seine Verteidigungsausgaben bis 2027 um das gesamte Verteidigungsbudget der Schweiz zu erhöhen.
Was gibt es da noch zu sagen?
Unterbaselbieter meint
Sie reden den Krieg herbei.
Sie schauen zuviel ZDF und ARD.
Sie glauben zu sehr an (gutdotierte) Experten (z.B. S. Neitzel)
Angstmacher und Maulheldentum von selbsternannten Wichtigtuer.
Der BR schweigt nicht, er ordnet die Lage massvoll und histerielos richtig ein.
Zudem: Ich sehe dies ganz anders – bis VOR dem 2. Nov.24 hatte ich Bibberangst weil alle (von Starck-Zimmermann bis Baerbock) von dt. Taurus bis Endsieg / bis Moskau redeten. FRIEDEN nahm keiner in den Mund. Nr. 47 wird die Welt retten – Dankbarkeit ist angesagt.
Kurz – ich sehe es so:
https://www.youtube.com/watch?v=xdsWAFdXe4k
Bravissimo – und Pfui EU-Polit-Personal….
M.M. meint
was für ein unterirdischer Quatsch.
Raffael S. meint
Genau so haben die Gleichen am Vorabend des 24.02.2022 gesprochen:
Das wird nie passieren,
das sind nur Militärübungen,
er zieht sich wieder zurück,
die Amerikaner haben ja das Memorandum unterzeichnet,
Russland hat Minsk II zugesichert,
das ist nur Säbelrasseln,
er wird doch nie so dumm sein,
wir haben intakte Handelsbeziehungen,
er kann nur uns sein Pipelinegas verkaufen,
er hat Guthaben bei westlichen Banken,
sonst hat er Angst vor Sanktionen,
das Militär ist marode,
die Oligarchen werden schon schauen,
die wollen alle im Westen reisen
und hier studieren, …
x3r meint
Ich masse mir nicht an, den Krieg herbeireden zu können.
Aber ich beobachte Fakten anstelle von Desinformation. Fakt ist, dass die russischen Kriegsvorbereitungen der einzige Wachstumszweig in Russland sind, genauso wie in den 1930er Jahren im Deutschen Reich. Darauf müssen wir vorbereitet sein. Wer das klein redet, leistet (hoffentlich unbewusst) seinen Beitrag zum russischen Sieg über Westeuropa.
Thomas Zellmeyer meint
Tatsächlich selten so einen dummen Stuss gelesen, wie den von Unterbaselbieter.
Aber bei jemandem, der seine Meinungen und Positionen aus „Weltwoche daily“ bezieht, überrascht nichts mehr wirklich.
U. Haller meint
Man muss den Köppel und sein hämisch-grinsendes, besserwisserisches Konterfei ja nicht mögen, und doch gilt auch hier: „Audiatur et altera pars“. Die Mainstream-Presse ist mir einfach zu einseitig, und deswegen tue ich mir hin und wieder auch die Weltwoche an. So gänzlich Unrecht hat der Köppel nämlich nicht.
Keller meint
Kaum gehen Sie auf ein wenig Distanz zu Trump, beginnt Ihr Lob auf Köppel. Von hier aus ist nur noch ein kleiner Schritt zum Kniefall vor Weidel, aber daran hindert Sie zu unserem Glück noch ein (einziges) heisses Thema.
Rampass meint
Als Oberbaselbieter kann ich dem Unterbaselbieter nur zustimmen.
2017 war ich in etwa der Einzige im gesamten Bekanntenkreis, der keine Probleme mit Trump hatte. Wer sich jetzt wieder durch das pausenlose Framing von BaZ, SRF, ARD, ZDF etc. einlullen lässt, der ist selber schuld.
JD Vance lag richtig. Welche Werte sollen mit diesen 800 Milliarden verteidigt werden? Wokeismus, Zensur, betreutes Essen & Denken?