Wir haben ja das Gefühl, wir lebten in einer Zeit, in der heute nichts mehr so ist, wie es gestern war.
Und in der uns permanent ein ungutes Gefühl beschleicht, wenn wir an morgen denken.
Dabei ist unsere Epoche der „Umwertung aller Werte“ nicht einzigartig.
Wer im 15. Jahrhundert gelebt hat, für den veränderte sich das über Jahrhunderte festgefügte Weltbild in nur hundert Jahren genauso radikal wie das unsere in den letzten hundert Jahren.
Gerade deshalb ist die Magellan-Biografie „Der Mann uns seine Tat“ so faszinierend zu lesen.
Abgesehen davon, dass der Schriftsteller Zweig auch ein exzellenter Journalist ist.
Ausschnitt:
In dem knappen Zeitraum von einhundert Jahren hat sich die europäische Schiffahrt in ihrer Leistung nicht etwa bloß verhundert-, sondern vertausendfacht.
Während 1418 unter Enrique es noch bewunderndes Staunen erregte, daß die ersten Barcas bis nach Madeira gelangten, landen 1518 portugiesische Schiffe – man stelle auf der Karte die beiden Distanzen gegeneinander! – schon in Kanton und Japan; bald wird eine Fahrt nach Indien als geringeres Wagnis gelten als vordem die Reise bis Kap Bojador.
Von solchem Tempo beflügelt, muß sich von Jahr zu Jahr, ja von Monat zu Monat das Weltbild verändern und erweitern.
Tag und Nacht sitzen in ihren Werkstätten zu Augsburg die Kartenstecher und Kosmographen an der Arbeit, aber sie können den Bestellungen nicht mehr nachkommen.
Kaum haben die Kosmographen sauber und genau nach den letzten Mitteilungen ihre Weltkarte gestochen, so kommt schon neuer Bericht. Alles ist umgestoßen, alles muß frisch getan werden, denn was als Insel galt, hat sich als Festland erwiesen, was Indien schien, als neuer Kontinent.
PS: Wir haben im Februar die Magellan-Strasse von Punto Arenas aus befahren und sind dann in den Beagle-Kanal eingeschwenkt.