Nachdem sich der Rauch verzogen hat und Trump ins Weisse Haus einzieht, kann man vom Bauch wieder ins Hirn wechseln.
Zunächst gilt es festzuhalten: Wer glaubt, Trump werde nur Ja-Sager um sich scharen, unterschätzt die Dynamik der US-Politik: Jeder Präsident steht vor der Herausforderung, gegen Kräfte anzukämpfen – oft sogar in den eigenen Reihen –, die seine Ziele nicht teilen und teilweise aktiv dagegen arbeiten.
Vor diesem Hintergrund wird Trump viele fähige Leute ins Boot holen (müssen), die jedoch in der Tat eine andere politische Ausrichtung vertreten als Biden und Harris und der Rest der Demokraten.
Ist das gut oder schlecht? Weder das eine noch das andere – es ist schlichtweg der Lauf der Dinge.
Deshalb stelle ich mal folgende These zur Ukraine in den Raum: Trump wird die Ukraine weiterhin unterstützen. Weil das ein Krieg um Rohstoffe ist.
Denn die strategische Bedeutung der ukrainischen Rohstoffe für die westliche Industrie liegt auf der Hand. Mit diesen kann man Lieferketten diversifizieren und die Abhängigkeit von anderen Produzenten (China zum Beispiel) zu verringern.
Um was geht es da?
- Eisenerz; die Ukraine besitzt etwa 9 Milliarden Tonnen reines Eisen, was 11,6 % der weltweiten Reserven entspricht.
(Wikipedia) - Kohle; zweitgrösste Vorkommen in Europa.
- Lithium; Unerlässlich für die Produktion von Autobatterien – ein Drittel der in Europa entdeckten Reserven. (Es ist deshalb wenig verwunderlich, dass Elon Musk beim Telefongespräch zwischen Trump und Selenskyi teilgenommen hat.) Deutsche Welle
- Titan; Die Ukraine gehört zu den fünf führenden Ländern bei Titanerzreserven und verfügt über etwa 7% der weltweiten Vorkommen. (Titan wird in der Luft- und Raumfahrt sowie in der Medizintechnik eingesetzt.)
- Mangan; Mit etwa 140 Millionen Tonnen wirtschaftlich nutzbarer Reserven hält die Ukraine etwa ein Viertel der weltweiten Manganreserven, ein Schlüsselrohstoff für die Stahlproduktion. (Wikipedia)
- Uran; die Ukraine war 2018 der neuntgrösste Uranproduzent weltweit (Wikipedia). Stichwort dazu: Revival der Kernenergie
- Seltene Erden; Diese sind für die Herstellung von Hightech-Produkten wie Smartphones, Computerchips und Rüstungselektronik unverzichtbar. Die Ukraine ist damit eine strategische Partnerin gegen China.
Glaubt ernsthaft jemand, dass die USA diese gewaltigen Rohstoffreserven kampflos den Russen überlassen werden?
Der ehemalige US-Aussenminister Mike Pompeo, derzeit im Verwaltungsrat des ukrainischen Telekom-Unternehmens Kyivstar und möglicherweise zukünftiger Verteidigungsminister, hat kürzlich in einem Artikel für das Wall Street Journal ein Lend-Lease-Programm im Umfang von 500 Milliarden US-Dollar für die Ukraine vorgeschlagen.
Mit dem Geld soll die Ukraine Waffen in den USA kaufen. Pointe: Die eigentlichen Nutzniesser dieses Deals sind die Trump-Staaten Pennsylvania, Arizona, Texas und Ohio. Selbst das demokratische Kalifornien würde profitieren.
Würde es Trump wagen, diese Staaten wirtschaftlich verdorren zu lassen? Eben.
(Btw: Während des Zweiten Weltkriegs haben die USA mit Grossbritannien einen solchen Deal abgeschlossen; die letzte Rückzahlung erfolgte fast 61 Jahre nach Kriegsende, 2006.)
Worin liegt also das eigentliche Problem?
Das Problem besteht darin, dass Europa derzeit mental nicht bereit ist, zu akzeptieren, dass es im Ukraine-Krieg nicht nur um Demokratie und Werte geht, sondern vorrangig um Rohstoffe.
Die feuchten Grossmachtträume Putins und seiner Gefolgschaft sind denn auch weniger ethnisch oder ideologisch motiviert als rohstoffgesteuert.
Die eigentliche Frage ist daher nicht, ob Trump die Ukraine fallen lässt, sondern wer sich die Rohstoffe des Landes sichert: Russland, die USA oder die EU?
PS: Frau von der Leyen lässt verlauten, um Trump zu besänftigen, müsse Europa mehr Flüssiggas aus den USA importieren. Vielleicht könne man so drohende Zollschranken verhindern.
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