Es gibt verschiedene Arten von Leuten, die hier herumreisen: die Backpacker (Rucksack vorne und einfamilienhausgrosser hinten), Rentnerpaar auf Nostalgietrip (mit Rucksack), Rentnerpaar auf Pauschalreise (grosse Koffer), im Rudel auftretende Pauschalreisende (noch grössere Koffer).
Das alles fällt in die Kategorie „Ferien“, ist also anstrengend und mit Arbeit oder Gruppenstress verbunden.
Schauen wir deshalb der Tatsache ins Auge: Müssiggang setzt voraus, dass man sich auf einer „privat tour“ befindet, also alleine reist und einem Alltagsmühen wie Wäsche waschen, einkaufen, kochen, putzen, Tickets besorgen, sich um Abfahrtszeiten kümmern, Hotelzimmer buchen und so weiter und so fort von jemandem abgenommen wird.
So hielt es der Adel, der den Müssiggang wie kaum jemand danach kultiviert hat.
Ist man als Müssiggänger unterwegs, kümmert sich ein temporär Guide aka Butler ums Tagesprogramm, gibt dem Driver die entsprechenden Anweisungen, ist dafür besorgt, dass zur Mittagszeit ein nettes Restaurant angesteuert wird und nach dem Mahl, das irgendwie halt dauert, sich der Mann mit dem Boot zur Weiterfahrt bereit hält.
Selbstverständlich muss man die Koffer, auch wenn es sich nur um Handgepäck handelt, nicht selbst herumtragen.
Man braucht auch nicht Tage voraus wissen, was das übermorgige Programm beinhaltet.
Dafür ist der Guide da, der auch alle Eintritte bezahlt (sowohl in Burma als auch in Laos wird für alles mögliche Eintritt verlangt) und in den vergangenen Tagen auch unsere Restaurantrechnungen.
Als Müssiggänger muss man sich demnach um nichts kümmern, kann seine ganze Aufmerksamkeit dem gelassenen Wohlbehagen widmen.
Und staunen und dazulernen und nachdenken und neue Erkenntnisse gewinnen und sich Tagträumereien hingeben.
Ich lese keine Reiseführer. Reiseführer verderben das Erleben.
Denn nur so kann man jede Station der Reise völlig vorurteilsfrei, weil bar jeder eigenen Vorstellung, angehen.
Ich meine, ich kann mir etwas vorstellen, wenn ich an Venedig denke. Aber „Muang Ngoi“ löst bei mir so wenig aus, wie eine sechzig Meter hohe Buddhastatue.
Ich hätte wohl kaum Lust, die Mühen auf mich zu nehmen, mit dem Public Bus nach „Muang Ngoi“ zu reisen, um das Kaff mit dem vergleichen zu müssen, was mir der Reiseführer versprochen hat.
Ich weiss, dass die so geweckten Erwartungen kaum je erfüllen. Und dann regnet es auch noch.
Wobei hier noch einzuflechten ist, dass man – quasi naturgesetzlich – immer wieder Leute trifft, die schon vor vier oder noch mehr Jahre hier oder dort waren, und die nun beklagen, wie sich alles innerhalb kürzester Zeit verändert habe.
Selbstverständlich zum Schlechten.
Man ist immer zu spät, eine Erkenntnis, einmal verinnerlicht, die einiges zur Gelassenheit beiträgt.
Kurz: Wir haben diese Reise von der Schweiz aus mit lokalen Reiseagenturen der einzelnen Länder geplant (Emails hin und her), wobei wir die Gesamtkomposition der drei Akte dieses Longtrip-2015-Theaterstücks im Auge behielten und die lokalen Profis sich um die Details kümmerten.
Gutmenschenfeststellung: Alles Geld, das wir ausgeben, bleibt in den jeweiligen Ländern.
Weil wir nur noch sehr selten drei Mahlzeiten zu uns nehmen und damit das Nachtessen in der Regel wegfällt, ziehen wir uns so gegen fünf Uhr abends auf unser Hotelzimmer zurück, lesen News (WIFI ist selbst an entlegenen Orten selbstverständlich) und Bücher, diskutieren Zeugs und lassen den Tag entspannt mit guter Musik ausklingen.
Wir sind ab fünf Uhr in unserer eigenen (europäischen) Welt.
Morgen um neun holt uns unser Guide im Hotel ab, übergibt uns die Tickets für den Weiterflug und fährt mit uns zum Flughafen.
Next Stop: der Süden von Laos.