Eigentlich hat sich die Angelegenheit mit dem Verzicht von Herrn Vetter auf seine Wiederwahl als Landschreiber erledigt.
Es war ein Fehler, ihn zu wählen, und sein Fehler war es, sich für den Posten zu bewerben. Alle – auch er – wussten um seine Defizite in Führungsfragen.
Doch die Entgleisung des GPK-Präsidenten während der Debatte um die organisatorischen Mängel in der Landeskanzlei hallt nach. Der verbale Ausfall von Hanspeter Weibel, die Landeskanzlei funktioniere «trotz Landschreiber», zeigt politische Wirkung.
Die Verliererin ist einmal mehr die SVP.
Ohne Zweifel, Hanspeter Weibel ist einer der brillantesten Köpfe im Landrat. Und deswegen auch der umstrittenste Landpolitiker, weil er selten die Gelegenheit auslässt, sein Gegenüber seine intellektuelle Überlegenheit spüren zu lassen. Weshalb ihm die Funktion als Präsident der Geschäftsprüfungskommission (GPK) auf den Leib geschnitten scheint.
Denn als Präsident der GPK kann das Alphatier Weibel sein Naturell voll ausleben.
Nichts scheint ihn mehr zu befriedigen, als nach Unzulänglichkeiten anderer zu suchen, und hat er sie gefunden, diese ins Scheinwerferlicht zu zerren und von allen Seiten auszuleuchten.
So verwischt sich denn immer mal wieder, und in letzter Zeit immer öfter, die Grenze zwischen objektiver Zustandsbeschreibung und verbissener Hatz.
Hanspeter Weibel mutiert unter aller Augen vom zupackenden und deswegen weitherum respektierten GPK-Präsidenten der ersten Jahre zu einer Art Tullius Destructivus: Er fühlt sich immer dann in seinem Element, wenn er Streit anzetteln kann.
Inzwischen verspürt kaum noch jemand Lust, sich auf Weibel einzulassen.
Stattdessen lässt man ihn im Landrat auflaufen oder straft ihn in Wahlen ab. So beispielsweise bei den letzten Nationalratswahlen. Der bekannteste aller SVP-Politiker des Kantons lag am Wahlsonntag drei Plätze hinter der bis dato unbekannten Jacqueline Wunderer.
Weibel hatte das schlechteste Ergebnis aller sieben SVP-Kandidaten eingefahren, dabei hatte er mit einem Sieg gerechnet.
Diese Schmach hat er bis heute nicht überwunden.
Oskar Kämpfer, der SVP-Präsident, wird sich, ob er nun will oder nicht, mit der Causa Weibel beschäftigen müssen.
Denn einmal mehr steht seine Siegerpartei als Verliererin da: Mit seinem Fehltritt hat Weibel den Freisinnigen den roten Teppich hingelegt.
Es ist das erklärte Ziel der neuen Parteiführung, einen der ihren zum neuen Landschreiber zu machen. Im Liestaler Politbetrieb ist diese zentrale Schaltstelle der Macht einer der wichtigsten Jobs, den eine Partei für sich reklamieren kann.
Seit letztem Donnerstag ist die FDP ist auf der Suche nach einem Kandidaten mit grossem Bekanntheitsgrad und vor allem mit einem gut geknüpftem Netzwerk.
Diese Kriterien erfüllt ein Mann geradezu ideal: Handelskammer-Direktor Franz Saladin, der unter Insidern als möglicher Anwärter gehandelt wird.
Dessen Zukunft bei der HKBB scheint ungewiss. Denn die neue Präsidentin muss neuen Wind in den Betrieb bringen. Weshalb es ein Weiter-so mit ihr wohl kaum geben wird.
Die berufliche Vergangenheit von Elisabeth Schneider-Schneiter könnte ein Hinweis sein: Kaum hatte sie seinerzeit ihren Job als Gemeindeverwalterin von Biel-Benken angetreten, kündigte innert kurzer Zeit das gesamte Kader.
Saladin – FDP, Laufental und Netzwerker: Wenn er sich für den Posten interessiert, ist er so gut wie gewählt.
Zuerst erschienen in der Basler Zeitung vom 20. September 2017
(c) Bild: Landeskanzlei
Przewrocki meint
Selten eine so klare Bestandesaufnahme gelesen. Chapeau. Und die Darstellung ohne Zwischentitel nur mit Abständen. Manchmal wäre es hilfreich noch die Parteizugehörigkeit hinzufügen. Bitte noch ein paar schöne Herbstaufnahmen bei den nächsten Politkanalysen.
Theo meint
Man könnte ja – so utopisch das derzeit auch erscheinen mag – jemanden nicht wegen seines Parteibüchleins, sondern wegen seiner Fähigkeiten anstellen. Es gibt in den oberen Lohnklassen schon jetzt zu viele, deren Leistungsausweis sich mit ihrer Parteizugehörigkeit erschöpft (natürlich gibt es auch solche, die „trotz“ Partei fähig sind).
Franz Saladin möchte ich die Fähigkeiten gar nicht absprechen – als Fusionsturbo wäre er für die SVP noch eine zusätzliche Schmach. On verra.
gotte meint
passt! sie sollten aber den hintergrund noch grün färben…