Nein, ich bin keineswegs der Meinung, man müsste sich in der Schweiz die USA zum Vorbild nehmen.
In Sachen Studiengebühren.
Bekanntlich ist im „land of the free“ ein Studienabgänger wegen den hohen Kosten noch auf Jahre hinaus tief verschuldet.
Kürzlich habe ich gelesen, dass dieser Umstand die Verheiratungsquote drückte. Denn immer mehr zukünftige Partner_innen schauen nicht nur aufs Äussere sondern werfen auch einen Blick ins Verschuldungsregister.
Warum sich auf Jahre hinaus auf eine Schuldensolidargemeinschaft einlassen, wenn es sich anders besser leben lässt? Denkt sich das der/die Zukünftige und nimmt reissaus.
Allerdings…
….als ich dieser Tage den Artikel Quereinsteiger bereichern die Schule gelesen habe, meldeten sich bei mir leise Zweifel, ob dieses Quasigratissystem in der Schweiz nicht zu einem Bildungsselbstbedienungsladen von Selbstverwirklichern missbraucht wird.
Denn als Beispiel für den gelungen Umstieg wird den Lesern eine Frau Ziegler vorgeführt, die „den Transfer in den Lehrerberuf gewagt und angekommen ist.“
Die Frau hat zunächst Humanmedizin studiert, was den Steuerzahler rund 250’000 Franken gekostet hat.
Dann arbeitete sie dies und das.
Dann studierte sie Kulturmanagment.
Und arbeitete wieder dies und das.
Als sie wieder Lust auf etwas Neues verspürte, stiess sie auf das neue Angebot der vier Nordwestschweizer Kantone Basel-Stadt, Baselland, Aargau und Solothurn und griff zu. «Das kam wie gerufen, ich befand mich in einer suchenden Phase und hatte mir auch schon überlegt, den Lehrerberuf zu ergreifen», blickt sie zurück. Ein ganzes Studium hätte sie wohl nicht mehr absolviert, die zweijährige Ausbildung hingegen lockte ungemein.
Jetzt unterrichtet also eine Ärztin Geschichte, Englisch und Lernen am Projekt auf Sekundarschuldstufe.
Und alle finden, das sei die normalste Sache der Welt.
„Für mich stimmt es.“
Wird sie im Lokalblatt zitiert. Ach ist das schön.
merlinx meint
Wahrscheinlich ein Einzelfall, zwar ein wenig exotisch anmutend und für die Betroffene gewiss spannend, aber letztlich kaum der Rede wert. Es gibt nun mal Menschen, die sind einige Zeit ihres Lebens auf Seitenpfaden unterwegs, bevor sie auf die Hauptstrasse einmünden.
Allerdings weist der Beitrag auf mehrere interessante Punkte hin:
Gilt immer noch der Grundsatz, dass der Staat, also das Gemeinwesen, nur für eine Grundausbildung (bis und mit Universitätsabschluss) aufkommen muss und alle weiteren Umschulungs- und Weiterbildungskosten vom Individuum aufgebracht werden sollen (mit Abzugsmöglichkeit bei den Steuern)?
Ist die kantonale Erziehungsdirektion, vom aktuell gravierenden Lehrermangel einmal abgesehen, auf die bevorstehenden, epochalen Veränderungen im Bildungswesen entsprechend vorbereitet, was die Lehrmittel (pads und tablets), die Art und Weise des zu vermittelnden Stoffes (e-learning) und das dazu benötigte Personal (= Lehrer/innen mit Programmierkenntnissen) betreffen?
Wie weit ist der Staat überhaupt noch verpflichtet, Ausbildung und Wissensvermittlung in „muffigen Schulstuben auf zerkratzten Holzbänken“ zu organisieren, oder sollte nicht auch dieser Bereich voll dereguliert und nach wirtschaftlich rentablen Regeln und mit modernen Techniken betrieben werden? Auch hier die Frage: Was ist in Zukunft noch zahlbar?
(… die Techniken der Wissensgenerierung, der -vermittlung und der -archivierung haben sich in den letzten Jahren bekanntlich stark verändert und die absehbare demographische Entwicklung wirft schon jetzt düstere Schatten auf die nächsten Jahrzehnte …)
Blacky meint
In der Bildung/Kultur gilt das Gleiche wie im vorherigen FDP-Blog: „Stahlhelm bleibt Stahlhelm.“