Gestern waren wir im Ballett. Ziemlich spontan. Kino oder Theater, lautete die Frage.
Die Plätze waren gut. Die Preise auf Berliner Nievau. Dazu noch das wenig schlechte Gewissen, dass die andere Hälfte von Basel-Stadt und noch ein klein wenig von Baselland bezahlt wird.
„3“ (X).
Ich brauch’s ja nicht selbst zu schreiben, sondern kann getrost copy-pasten:
Ballettchef Richard Wherlock wagt mit «“3“(x)» eine mutige Mischung: Er kombiniert drei Choreografien, die unterschiedlicher nicht sein könnten – gemeinsam ist ihnen, dass sie den Tänzern und Tänzerinnen Höchstleistungen abverlangen und vom begeisterten Publikum viel Applaus ernten.
So war’s. Unglaublich, diese Leistung. Das ist ein Tanzabend, den man nicht nur empfehlen kann, sondern wo man feststellen muss: Wer da nicht hingeht, verpasst nun wirklich etwas.
Was mich am Theater immer wieder berührt, ist dieser Luxus, dass da auf der Bühne richtige Menschen stehen. Da ist jeder Abend Premiere. Nicht wiederholbar. Auch wenn sie dasselbe Stück geben.
Wir leben in dieser gesegnete Ecke des Landes, haben dieses Theater und das hat nun mal ein Niveau, das mit den Weltstadtbühnen ohne weiteres mithalten kann, (wir waren kürzlich in Berlin). Die vom Theater Basel sind also noch besser als der FCB, weil die Theaterleute auch in der Endausscheidung noch mit dabei sind.
Obwohl das halt ein Provinztheater ist, wo man nicht wie in Berlin so ganz für sich hingehen kann, sondern in den Pausen dauernd Leute trifft, die man kennt. Was nervt.
Das wäre denn auch der Punkt zum Titel: Das Publikum. Ich würde mal locker behaupten, dass dieses, über den Daumen gepeilt, das Durchschnittsalter des Zuschauer beim Musikantenstadel erreicht, als so ungefähr Mitte sechzig. Die paar wenigen unter Dreissig fielen richtig auf.
Und ich dachte mir, wenn das so weitergeht, dann hat das Theater wohl keine Zukunft.
mehrlinks meint
Stolz, schlechtes Gewissen, elitär, zufrieden, genervt, bedrückt – der Staats-Theaterbesuch eines Unterbaselbieters scheint gefühlsmässig einiges auszulösen …
Das Unvermittelte berührt, das ist kein Luxus, ist lebensnotwendig!
Den Rest auf Distanz halten …
Patrix meint
Vielleicht auch einfach „man muss es sich leisten können“? Theater-Abende sind nicht gerade das billigste Freizeitvergnügen (vor allem nicht wenn man mit Freunden unterwegs ist und vielleicht auch noch etwas trinken oder essen will), da gibt es attraktive Alternativen.
LINDER meint
Die Gesellschaft von heute ist derart vielfältig, auch im Kulturkonsum oder im Bewerten, was Kultur ist, und das ist auch gut so. Früher war die gesellschaftliche Klassenzugehörigkeit automatisch bestimmend, dass man ins Theater/in die Oper ging. Auch das ist vorbei. Das Angebot heute ist extrem breit, und das macht eine interessante Kulturstadt auch aus. Auch beim TV sind Einschaltquoten wie bei ‚Teleboy‘ oder früher ‚Wetten Dass?‘ nicht mehr möglich, weil wir heute eine Addition von Minoritäten sind. Alle Angebote haben Höchstkurven und sind auch wieder weniger gefragt. Für Kultur-Funktionäre macht es Sinn, dies rechtzeitig zu erkennen und die Schlüsse daraus zu ziehen.
Henry Berger meint
Da haben Sie betreffend Alter richtig beobachtet. Wir waren letzten Samstag in Rusalka, leider halb leere Reihen und mit meinen 46 Jahren habe ich den Durchschnitt tüchtig gedrückt.
Theater-Besucher – eine aussterbende Spezie?