Die Lage ist grotesk. Da sassen also gestern im Landrat die Parteispitzen der bürgerlichen Parteien bei einem Kaffee zusammen und redeten über…, na, ja, es wird wohl ein aktuelles politisches Thema gewesen sein.
Über was diese bürgerliche Kaffeerunde NICHT geredet hat, war die Pressemitteilung, welche FDP und SVP kurze Zeit später verschickt haben. Die CVP-Exponenten haben diese, wie die anderen Empfänger, per E-Mail erhalten.
Aus heiterem Himmel.
Wenn ich mich so umhöre, dann bestätigt sich der Eindruck: Weder die SVP noch die FDP handeln aufgrund einer wohlüberlegten Strategie.
Vielmehr diktiert der von Panikattacken malträtierte hohle Bauch die Agenda der beiden bürgerlichen Parteien.
Der beste Beweis dafür ist das Communqué von gestern (weder die FDP noch die SVP sind offensichtlich in der Lage, ein solches zeitgerecht auf ihrer Website zu veröffentlichen => Onlinestümper).
Die Mitteilung besteht wie gesagt nur aus einer einzigen Botschaft: Panik!
Aus gutem Grund.
Denn sowohl die SVP als auch die FDP lenken mit ihrem lauten Rufen aus dem Wald schon seit Wochen von ihren eigenen Problemen ab.
Und die sind beträchtlich.
Die FDP: Sie muss sich endlich entscheiden, ob sie mit Frau Pegoraro in den Wahlkampf steigen will oder nicht. In dem Moment, wo sie die FDP-Kardinalfrage auf die Traktandenliste setzt, tritt sie eine öffentliche Diskussion los, die sie nicht beherrschen wird.
Eine Diskussion also, mit ungewissem Ausgang.
Auch innerhalb der Partei.
Die SVP: Der schwache Herr Weber weibelt schon seit Wochen in seiner Partei für eine Einerkandidatur und bekniet eben so lang Herrn Lauber, mit ihm auf dem Regierungskandidatenföteli zu posieren.
Beides bislang vergebens.
Selbstverständlich will die SVP den Herrn Weber nicht loswerden. Auf der anderen Seite möchte die Partei aber endlich die gesamte Ernte der letzten Jahre einfahren, ab 2015 also mit zwei Vertretern in der Regierung sitzen.
Das bedeutet, man muss neben Herrn Weber einen Kandidaten aufs Schild heben, der nicht allzu stark ist. Einen, bei dem nicht das Schreckszenario eintritt: Herr Weber wird zugunsten des Neuen abgewählt.
Gesucht ist also eine nicht allzu starke Figur, die aber im Wahlkampf trotzdem grösstmögliche öffentliche Wirkung erzielt.
Die perfekte Mischung aus Schwach aber Wirkung bringt die von der Parteispitze favorisierte Reinacherin Caroline Mall mit, Therapeutin TMC, was für „Traditionelle Chinesische Medizin“ steht.
TMC, das ist so Ying-Yang-Zeugs mit Nadeln, wo Glauben alles, Medizin hingegen wenig ist. Denn, so das TMC-Glaubensbekenntnis, Krankheiten sind Symptome „eines energetischen Ungleichgewichts zwischen Geist, Körper und Seele.“
Oh! Mein! Gott!
Mit anderen Worten, die SVP liebäugelt mit der Kandidatur einer Frau, die, unwiderlegbar, noch weniger fürs Regierungsamt mitbringt als Herr Weber.
Wenn also gestern CVP-Parteipräsident Marc Scherrer auf Telebasel sagt: „So lange nicht klar ist, wen die anderen Parteien bringen, können wir nichts entscheiden“, dann folgt diese Feststellung einer gewissen politischen Logik.
Fest stehe, sagt er noch, dass die CVP mit einem bürgerlichen Kandidaten antreten werde und das sei Anton Lauber.
PS: FDP und SVP quaseln seit Wochen von einer „langfristigen Vereinbarung“ mit der CVP. Es wäre an der Zeit, diese Vereinbarung endlich auf den Tisch zu legen. Oder wie Amerikaner zu sagen pflegen: „put up or shut up„.
Michael Przewrocki meint
Doch das Föteli passt haargenau. SVP-FDP-Symbose-Gefangenschaft in beiden Kantonen. Jetzt nur noch links ein drittes Bein wegretouchieren.
gotte meint
mm for president! leider passt dieses mal das föteli nicht so gut zum text. es scheint mir völlig abwegig, das gegenwärtige büza-gegacker mit den vereinten feinden zu illustrieren (oder wo sehen sie VEREINTE feinde?) – besser wäre munchs schrei…