
Ich mag Spekulationen – einerseits zu meinem persönlichen Amüsement und andererseits, weil mit Spekulationen mögliche neue politische Entwicklungen skizziert werden.
Im Unterschied zu Verschwörungstheorien.
Beispielsweise wird auf X seit einiger Zeit darüber spekuliert, ob Trump nicht bloss ein trojanisches Pferd sei, das letztlich den Weg für eine „technofaschistische Oligarchie“ freimache – unter der Führung des von Tech-Milliardär Thiel gepuschte J.D. Vance.
Tatsächlich ist es nicht völlig abwegig, Trump als Instrument mächtiger Interessen zu sehen. Er wurde – und wird – von einem Netzwerk aus Medienunternehmern, Super-PACs, Milliardären und rechtsextremen Plattformen gestützt – nicht immer aus Überzeugung, sondern weil er effektiv bestehende Machtstrukturen zu ihren Gunsten verschiebt.
Doch Trump, das Machtvehikel, wird sich wohl kaum mir nichts dir nichts zur Seite schieben lassen.
Der Mann ist kein passives Instrument, manipuliert von Leuten im Hintergrund mit einer Agenda. Dazu ist er zu narzisstisch, zu medienwirksam, zu rachsüchtig und darüber hinaus extrem machthungrig.
Ihn kalt zu ersetzen, ohne einen internen Aufstand zu riskieren, ist deshalb unwahrscheinlich.

Und doch ist es bemerkenswert, dass da einer seiner bislang Engsten seit zwei Tagen offen den Aufstand probt: Elon Musk attackierte am 3. Juni auf seiner Plattform X das Geldschleusenprojekt Trumps, die „One Big Beautiful Bill“, als ein „massives, unverschämtes, mit Schweinefleisch vollgestopftes Ausgabengesetz des Kongresses“ – und als nichts weniger als eine „ekelhafte Abscheulichkeit“.
Er fügte hinzu: „Shame on those who voted for it: you know you did wrong. You know it.“
Die Schlussfolgerung, es handle sich hier um einen Bruch, greift wohl zu kurz. Aus der Logik des Alphatiers betrachtet, ist es eher ein Dominanztest – kein Abschied also, sondern ein Kräftemessen.
Denn was Musk sichtbar macht: Superreiche sind der politischen Kontrolle weitgehend entglitten – rechtlich, kulturell und ökonomisch; die Souveränität des Kapitals wird im 21. Jahrhundert zu einem zunehmend dominanten Faktor.
Was bedeutet, Kapital ist nicht mehr bloss ein Akteur in der politischen Ordnung – es agiert zunehmend jenseits und über ihr.

Was wir hier erleben, ist nicht nur ein möglicher Triumph des Reichtums über die Politik, sondern den Aufstieg einer postdemokratischen Machtelite, die nicht mehr bloss ein Teil des Spiels sein will, sondern es nach eigenen Regeln neu bestimmen will.

Na dann sind wir mal gespannt, wer den Kampf um die US-Staatsfinanzen gewinnen wird – Elon Musk oder Donald J. Trump.
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