Mein Wochenkommentar in der heutigen Basler Zeitung, frei zum Kommentieren:
Es gibt ja noch immer Amateurpolitiker, die fest daran glauben, Wahlerfolge hätten etwas mit persönlichem Einsatz zu tun. Doch wer sich in der Politik besonders anstrengt, kommt selten weiter. Erfolgreich ist, wer seine Zeit am richtigen Platz aussitzt.
Herr Stückelberger etwa nimmt das politische Geschäft locker. Er kann grosszügig erklären, dass er für die Nationalratsliste seiner FDP nicht zur Verfügung stehe, nachdem er an seinen zehn Fingern abgezählt hat, dass er auf dem Wahlplakat zwar eine nette Falle machen würde, aber niemals das begehrte Ticket nach Bern einheimsen kann.
Frau Schneeberger und Herr Buser machen das unter sich aus.
Doch siehe da, kaum sind zwei Wochen ins Land gegangen, gilt Stückelberger plötzlich als heisser Kandidat für den Ständerat.
Das liegt zum einen am Sozialdemokraten Janiak, inzwischen 66 und demnach in einem Alter, in dem man sich klugerweise überlegen müsste, ob es für den Rest der Zeit nicht noch etwas anderes im Leben gäbe, als auf Sitzungssesseln in Bern rumzurutschen – und dass der nette ältere Herr nochmals antreten muss, weil die SP personell am Anschlag ist.
In dieser Lage hätte FDP-Kandidat Stückelberger auf den ersten Blick wirklich die besten Karten im bürgerlichen Lager, um dem SP-Mann den Spaziergang nach Bern zu vermiesen.
Weil er Wähler auch in der Mitte und im linksgrünen Lager anspricht.
Balz Stückelberger ist 43, im besten Alter für einen nächsten politischen Schritt. Seine Arbeitgeberin, die Bankiervereinigung, würde applaudieren – mit ihr die Handelskammer. Die Zustimmung der CVP ist ihm gewiss.
Der innerparteilichen Wohlfühl-Gruppenhygiene der FDP wäre die Kandidatur Stückelberger ebenfalls zuträglich, zumal Herr Buser nicht Ständerat, sondern Nationalrat werden will. Die Ausgangslage für den Showdown Buser-Schneeberger wäre etwas fairer.
Allerdings gibt es da noch ein Problem, und das heisst SVP.
Ob die einer Kandidatur Stückelberger zustimmen würde, will ich mal – ich hüte mich, eine Prognose zu stellen – stark bezweifeln.
Der linksflügelige Arlesheimer Liberale politisiert von dieser Partei ungefähr gleich weit entfernt wie Altständeratskandidatin Schneider-Schneiter.
Zwar ist die SVP, seit Herr Kämpfer die Parole «Helm ab» durchgegeben hat, konzilianter und wieder regierungsfähig geworden. Es zeigt sich, dass die Partei auch siegen kann. Aber sie kann Siege nicht in Ämter für ihre Parteisoldaten ummünzen. Weil am Ende des Tages das Gschmäckle der FDP bestimmt, wer bei Majorz kandidiert.
So stellen wir fest, dass der hochgejubelte Schulterschluss der Bürgerlichen der SVP ausser vier, im Grunde überflüssige Landratssitze nicht viel gebracht hat.
Die SVP-Granden müssen ernüchtert feststellen, dass der Schulterschluss bis jetzt nur der FDP zu neuem Glanz und Gloria verholfen hat.
Und die kostet das genüsslich aus.
Zum Beispiel, indem FDP-Präsidentin Frey nicht nur auf Uraltabsprachen pocht, sondern sich auch getraut, Herrn Kämpfer öffentlich mit der Bemerkung blosszustellen, der habe ja keine wählbaren Kandidaten.
Ist dem tatsächlich so?
Weshalb, so kann man doch fragen, ist denn der 49-jährige De Courten von vornherein kein geeigneter Kandidat, wenn doch das bürgerliche Bündnis derart stark ist, die SP mit einer Retortenkandidatin aus der Regierung zu verdrängen? Abgesehen von seiner politischen Erfahrung in Liestal und in Bern – der sieht auch gut aus.
Eines hat sich mit den Regierungsratswahlen geändert: Die Bürgerlichen müssen gewinnen, ein Alibikandidat liegt nicht drin.
Redbüll meint
uuiiiii, Herr Stückelberger wird hier als SR-Kandidat gehandelt – wie schade, das wars dann wohl.
Meury Christoph meint
Sicher ist Balz Stückelberger ein valabler SR-Kandidat. Seine Chancen wären aktuell intakt.
Zudem ist er jung und genügend taff für das Amt.
Allerdings, wenn ich seinen Blog konsultiere, sehe ich, dass ihm nationale Themen eher nicht so liegen. In seinen Texten und Ideen wirkt er bieder und sehr lokal. Es gibt also noch ordentlich Luft nach oben. Die Grandezza für ein nationales Amt muss er sich noch erarbeiten. Mit ein bisschen lockerer Coolness ist dies vermutlich nicht zu schaffen. Da wirkt Claude Janiak einfach überzeugender.
Bei Claude Janiak bin ich aber auch der Meinung, dass man den Menschen nicht zwingen sollte in Bern die Stellung zu halten. Es ist nur bedingt sein Fehler, dass die SP Baselland sich bis dato nicht um eine Nachfolge gekümmert hat. Den GenossInnen fehlt offensichtlich das Personal.
Amateurpolitiker meint
Sehr geehrter Herr Messmer
Für den ersten Satz haben Sie von mir einen Preis zugute.
Noch etwas besser wäre aber der Satz mit „Es gab ja noch immer Amateurpolitiker, die fest daran glaubten, Wahlerfolge hätten etwas mit persönlichem Einsatz zu tun. Doch wer sich in der Politik besonders anstrengt, kommt selten weiter. Erfolgreich ist, wer seine Zeit am richtigen Platz aussitzt.
Sissachr meint
Der sieht VOR ALLEM gut aus, sollten sie schreiben. Thomas ist ein netter Typ, aber ich sehe ihn nicht als Vertreter eines Standes, der doch noch eine grosse Minderheit nicht-bürgerlicher Wähler hat. Sehen Sie sich sein Profil auf smartvote an. Rechts von ihm kommt nur noch die Wand. Stückelberger scheint mir da eher eine Neuauflage von Rhinow zu sein – solche Typen mögen viele Baselbieter: Klug, besonnen, stylish, ökonomisch denkend und mit einem Herz fürs Soziale.
Und – der sieht auch gut aus!