Der Kanton Baselland hat ein Pensionskassenproblem. Und dieses Problem wird er nie und nimmer lösen können.
Dagegen spricht der Zustand der Kasse, deren Deckungsgrad, der Ende 2010 gerade noch bei 77.2 Prozent lag. Ende 2011 wird diese Zahl nochmals absacken.
Je länger man mit der Umstellung wartet vom Leistungsprimat aufs Beitragsprimat umzusteigen, desto teurer wird es.
In einem Privatunternehmen müssten die Angestellten schon längst höhere Prämien bezahlen, um die Kasse zu sanieren.
Beim Staat wird hingegen jahrelang diskutiert. Ein Ende ist nicht abzusehen.
Gegen ein Besserung der Lage spricht die Demografie – die geburtenstarken Jahrgänge gehen in den nächsten zehn Jahren in Pension, dagegen spricht die finanzielle Lage des Landkantons, dagegen spricht dessen wirtschaftliches Entwicklungspotenzial.
Anhand der gestern vorgelegten Zahlen wird aber noch ein ganz anderes Problem deutlich: Die Belastung der Arbeitskosten durch Sozialabgaben.
Die betragen nämlich bereits über 50 % des Bruttoeinkommens.
Über 50 % Sozialabgaben, da sind die Steuern noch gar nicht bezahlt.
Rechnen wir mal kurz anhand eines Beispiels nach.
Wenn ein Angestellter des Kantons Basel-Landschaft 55+ 100‘000 Franken brutto kostet, dann gehen von diesen 100‘000 Franken 31.9 % für die Pensionskasse weg, inkl. Verwaltungskosten und Risikobeitrag.
Zusätzlich bezahlen Arbeitgeber und Arbeitnehmer vom Bruttolohn noch paritätisch weitere 12.5% Prozent AHV/IV/EO/ALV.
Dann sind wir schon bei 44.4 %, die vom Bruttolohn für die Altersversorgung abgezweigt werden.
Dann kommen noch die Taggeld- und Unfallversicherung sowie Beiträge in die Familienausgleichskasse hinzu, womit wir uns locker der 50%-Schwelle nähern.
Dann könnten wir noch, wie in anderen Ländern üblich, die Krankenkassenprämien dazurechnen und liegen schliessen deutlich über 50 % allein für die Sozialabgaben vom Bruttoeinkommen vor Steuern.
Das wären dann nochmals 20 %, so ungefähr.
Und da greift dann die nächste Sozialabgabenzange zu:
Schon 2020 machen die Aufwendungen für die Sozialversicherungen zwei Drittel der Staatsausgaben aus.
Das System befindet sich in einer Sackgasse.
Brave new world meint
Die Chinesen als Aussenstehende betrachten unseren „segensreichen“ Sozialstaat etwas kritischer und wohl auch einiges realistischer als wir Europäer:
http://www.deutsche-mittelstands-nachrichten.de/2011/10/29311/
Wir werden wohl oder übel wieder lernen müssen zu arbeiten und Leistung zu erbringen. Das fängt schon in den Schulen an. Je früher wir das kapieren desto besser.
Thommen, Peter_62 meint
Bitte nicht alles durcheinanderwirbeln! Mein Vater hat – über 50 – noch auf einer AHV-Zweigstelle gearbeitet. Die Verwaltungskosten privater AHV-Kassen sind ziemlich höher als diejenigen der staatlichen…
Wieso hinterfragt eigentlich niemand die privaten Institutionen im Pensionskassensystem? Wir zahlen schon Unsummen ins private Krankenversicherungssystem für die Verwaltung und die Verwaltungsräte!
Dies ist aber auch bei den Pensionskassen so!
Wieso wollten die Bürgerlichen noch kürzlich die SUVA privatisieren? Wohl nicht um ihr Spendenschärflein dazu beizutragen!
Wir kritisieren die Nestlé weil sie Trinkwasser verkauft. Aber es ist selbstverständlich, wenn Sozialleistungen zu teuersten Preisen „verkauft“ werden!
Das Schlimme daran ist, dass wir alle wirklich für so dumm geschätzt werden, dass wir es nie merken würden!
Das Umlageverfahren ist allemal das bessere System, weil sich im Kapitalisierungsverfahren die Beiträge der BEIDEN Zahlenden laufend entwerten, weil zwischen Einzahlung und Bezug zu viel Zeit vergeht und wir ja sehen, dass die Anlagen nicht so sicher sind, wie man uns glauben machen will.
Wäre das System damals nicht von der PdA gekommen, sondern von der SP, hätten wir das schon längst eingeführt. Aber die schmarotzende Versicherungsindustrie ist nicht besser als die Finanzwirtschaft. Sie wollten kräftig daran „mitverdienen“.
Zum Gewinn muss immer noch ein nach oben offener Profit kommen. Wie der Ablasshandel in der katholischen Kirche! Wollen wir das wirklich????
Cornelis Bockemühl meint
Da stiess ich doch kürzlich auf ein Interview – war es im „Sonntag“ mit Carsten Maschmeier von der Swiss Life?? (nicht sicher!) – wo er „drohte“: Wenn ihr die Gewinnabschöpfung aus den Sozialversicherungen noch weiter gesetzlich einschränkt dann ist sie für „uns“ nicht mehr lukrativ und „wir“ würden aussteigen!
…was für mich eigentlich schon alles sagt! 😉
Ansonsten finde ich das Gejammer über „hohe Sozialkosten“ und für „mehr arbeiten“ einfach Unsinn: Das tun Leute die ihre Renten irgendwie halt schon anders „gepolstert“ haben… Sollen etwa die 85-Jährigen, Kranken, Invaliden, Ausgesteuerten… auf Raubzüge gehen?
Oder anders gesagt: Es werden Abgaben gezahlt, aber dafür gibt es einen Gegenwert – falls ihn nicht vorher irgendein gewinnorientiertes Vesicherungsunternehmen weggefressen hat! Der Rest ist der alte Streit ums System: Umlageverfahren oder Kapitaldeckung?
h.s. meint
Herr Bockemühl, ich kann Ihnen nur anraten den Landratsvorlage betreffende Pensionskassesanierung zu lesen. Auf Jahrbasis wird im Kanton Baselland bei ein Rechenzins von 3% (wo realisiert man den Mundelsicher?) 116 Mio. zu wenig Beitrage einbezahlt um die „versprechen“ an die Rentner zu finanzieren. Es findet seit längere Zeit ein Raubzug statt. Und diejenigen die ein Geburtsjahr ab 1960 haben sind die Beraubte. Die Renten sind gesetzlich gesichert. Mann kann nur sanieren über die Beitragszahler.
Cornelis Bockemühl meint
Schon klar im konkreten Fall!
Der Post war allerdings auch ein ziemlich allgemeiner Rundumschlag „gegen zu hohe Sozialabgaben in der CH“ – und auf diesem Niveau habe ich geantwortet: Leute im warmen Nest schimpfen über die „zu hohen“ Kosten, die andere, weniger Bemittelte angeblich verursachen…
Im konkreten Fall BL geht es aber darum, dass zwar im Prinzip nach dem „Kapitalanhäufungs-Verfahren“ eine Pensionskasse betrieben wird, dann aber de facto die Renten aufgestockt werden durch direkte Umlage – wodurch tatsächlich heutige Beitragszahler doppelt zur Kasse gebeten werden falls sie dann gelegentlich auch noch die „Sanierung“ bezahlen sollen!
Es sei denn hier wäre ein schleichender Umbau auf ein direktes Umlageverfahren im Gange – wobei ich den Politikern dann doch kein so langfristiges Kalkül zutraue – und schon gar keine Absichten in diesem „sozialistischen“ Sinne! 😉