Eines muss man Christoph Blocher lassen, er hat die Basler Zeitung im richtigen Moment verkauft.
Hätte er die Lokalzeitung noch heute im Portefeuille, würde er sie kaum noch für stolze 51,4 Millionen Franken am Tamedia verkaufen können.
Der BaZ geht es in diesen Coronazeiten noch schlechter als zuvor. Das Geschäftsmodell „Inserate finanzieren Redaktion“ ist tot.
Im März wurde deshalb die gemäss Impressum 35köpfige Redaktion nicht nur ins Homeoffice geschickt, sondern gleich noch in Kurzarbeit.
(Das Impressum ist nicht mehr auf dem neuesten Stand.)
Seither wird der grösste Teil des Lohnes der festangestellten Journalistinnen und Journalisten von der Arbeitslosenkasse bezahlt.
Eine spürbare Entlastung für die neue Besitzerin der Zeitung, der TX Group, die mit ihrem Eigenkapital von über zwei Milliarden Franken der kapitalkräftigste Schweizer Verlag ist.
Die Stimmung auf der Redaktion ist mies, ihr Output weit unter ihrer Möglichkeit.
Ein Unternehmen runter zu fahren und die Leute in die Kurzarbeit zu schicken, ist um einiges leichter, als die wieder Starttaste zu drücken.
Was in Bezug auf die BaZ zur Frage führt: Wann können die Redaktorinnen und Redaktoren wieder zu 100 Prozent zurück an die Arbeit?
Die kurze Antwort: Nie mehr.
Zum einen kann sich die TX Group Zeit lassen. Kurzarbeitergeld kann man während zwölf Monate lang beziehen, verteilt gar auf zwei Jahre.
Dass es Unternehmen gibt, deren Überleben vom Kurzarbeitergeld abhängt, ist nicht von der Hand zu weisen. Dass es jedoch auch solche gibt, welche jetzt einfach mal Lohnkosten einsparen wollen, wird selbst vom SECO nicht bestritten.
Das Inserategeschäft ist bei der BaZ, wie bei anderen Medien auch, völlig zusammengebrochen. Dieses wird auch in den nächsten Monaten nicht spürbar anziehen.
Was der zweite Grund ist, weshalb es in der BaZ-Redaktion nicht mehr so sein wird wie vor Corona.
Deshalb ist das wahrscheinlichste Szenario für diesen Herbst, dass die BaZ massiv Stellen abbauen wird.
Was mich irgendwie an die alten Zeiten bei Basler Volksblatt erinnert. Das war auch ein Kopfblatt, d.h., nur der Lokalteil wurde in Basel produziert.
Mit fünf Redaktoren und nochmals so vielen freien Mitarbeitern. Ich würde mal behaupten, dass das eine wirtschaftlich vertretbare Zielgrösse für die BaZ ist – zehn Feste und ein paar Freie.
Übrigens: Ja, Herr Blocher hat die BaZ zum richtigen Zeitpunkt verkauft.
Doch die Tamedi-Millionen hat er in den Kauf verschiedener Gratisblätter gesteckt. In der Hoffnung, damit mehr zu verdienen als mit der BaZ und in der Illusion, sich über diese Gehör für seine immer öfters ziemlich wirren Gedanken verschaffen zu können.
Es waren das Fehlinvestitionen.
In doppelter Hinsicht.
Arlesheimreloadedfan meint
An Gewinn hat Herr Blocher bei beiden Investitionen, bestimmt nicht gedacht.
Gut möglich das seine Kinder ihn, mit sanfter Gewalt,ihn daran erinnern, das er in ein Swissair Debakel lauere.
Wenn weisse alte Männer,um Recht zu haben,laufend neue Medien gründen (Infosperber,21, usw,und sofort) will auch niemand mehr für die klassische Zeitung zahlen.
Bezeichnender Weise wurde Ospel durch Minu verabschiedet.
Einen Menschen,der schon zu Zeiten der Nazionalzeitung, für Klamauk zuständig war.
Wer war der letzte Chefredaktor mit Format, in diesem Lande?
Franz meint
Keine Angst.
Anstatt die Blocherzeitung bekommen sie in Zukunft die Staatszeitung.
Wohl bekomm`s…
Arlesheimreloadedfan meint
Lieber Herr Franz,bin 71 Jahre alt,lebte nie in meinem Leben in einem Haushalt mit Fernsehen, beim Wort „Staatszeitung“ kommt mir halt als erstes die SRG in den Sinn.
Jedes Medium ist von einer Geldquelle abhängig!
Hat Doktor Blocher etwa auf die Zustellsubvention verzichtet.
Wie muss ich mir eine „Staatszeitung“ vorstellen?
Franz meint
Lieber Herr Arlesheimreloadedfan
Ja, SRF auf Papier.
Aber toll dass sie auf TV verzichten.
Man kann auch auf Zeitung verzichten…
Insofern ist es wahrscheinlich wirklich wurscht wer die sterbenden Zeitungen finanziert.
Sie werden so oder so irrelevant.
Thomas Zweidler meint
Die BaZ ist auch qualitativ inhaltlich sehr sehr schlecht (geworden)
Unter Markus Somm war sie ein Feuerwerk an Gedanken, an Ansichten, an Inspiration. Die Texte waren nicht geschrieben, sondern komponiert – besonders von M. Somm.
Schade drum. Der (linke) Verein „Rettet Basel“ hat ganze Arbeit geleistet.
Zerstörung. Doch Basel wurde nicht „gerettet“.