Ich verstehe, dass man sich daran stören mag, wenn man den Schwarzen Block nicht mehr den Linken zuordnet, sie auch nicht mehr mal als „Anarchisten“ adelt.
Weil das, was man unter Anarchismus versteht, derart breit gefächert ist, dass es selbst für Liberale etwas dabei hat.
Wem die Bezeichnung „Neonazis“ nicht passt, kann sie stattdessen auch als „Faschisten“ bezeichnen, sie in die Tradition der Mussolini-Schwarzhemden stellen.
In Klammer: Anarchisten hatten mit den Sozialdemokraten noch nie was am Hut. Klammer zu.
Der Punkt ist der, dass man die Schwarzblusen-Sturmabeitlung nicht allein mit der Polizei bekämpfen kann.
Die Sache ist doch die, dass die Bürgerlichen sich mit grosser Empörung klammheimlich darüber freuen, dass es immer am 1. Mai aus dem linken Demonstrationszug heraus zu gewalttätigen Übergriffen kommt.
Seht her, sagen sie tief betroffen, die Linke hat ein Radikalenproblem.
Und meinen damit: Nicht nur wir.
Das Ritual auf der anderen Seite: Betretenes rechtfertigen bis hin zu: Wir kennen die nicht, wir haben mit denen nichts zu tun.
Will man etwas ändern, muss man das Denken ändern.
Wenn die Gewerkschafter und Sozialdemokraten nächstes Jahr wieder ihren 1. Mai organisieren, dann sollten sie den „Schwarzen Block“ mit der Bezeichnung „Faschos“ deklassieren und in aller Deutlichkeit festhalten, dass man mit Schwarzblusen-Faschos nichts zu tun haben will.
Gut möglich, dass sie dafür Prügel beziehen, was den tatsächlichen Sachverhalt bestätigen würde.
Der nächste Schritt: Tauchen die Randalierer auf, skandiert der Umzug „Nazis raus!“, „Nazis raus!“.
Das mag auf den ersten Blick lächerlich erscheinen, doch die Deutungshoheit, wer Nazi ist und wer nicht, gehört nicht dem Schwarze Block, sondern diejenigen, welche ihre demokratischen Rechte ausüben.
Auf alle Fälle wäre die Irritation auf der Schwarblusen-Seite ziemlich gross. Sie fänden sich vor aller Welt ausgestossen aus der revolutionären linken Familie.
Man entzöge ihnen die Rechtfertigung, überhaupt am 1. Mai mit dabei zu sein.
Diese klare Distanzierung ermöglichte es den Polizeikräften, das Vermummungsverbot durchzusetzen. Weil die Schwarzblusen nicht mehr so einfach in der Masse untertauchen können.
Und alle im Umzug Farbe bekennen müssen: Entweder Rot oder Schwarz – beides geht nicht.
Was unsere Zeit auszeichnet ist der Umstand, dass links und rechts alte Gewissheiten zusammenbrechen.
Die stillschweigende Gewissheit von links bis bürgerlich, der Schwarze Block sei eine linke Bewegung, kann getrost in ihren Grundfesten erschüttert werden.
Ruedi Bischoffsberger meint
Wer seine Heimatstadt Basel liebt, freut sich sicherlich nicht klammheimlich, wenn wie jetzt ganz Basel, vom Neubad bis Wettstein, vom Klybeck bis Gellet mit Polit-, Antifa, Hammer-Sichel und „Kill Cops“-Mordaufrufen versprayt ist.
Egal ob bürgerlich oder links.
Dies nur noch so meine Ergänzung. Danke.
Henry Berger meint
Menschen haben heutzutage keine Heimatstadt mehr. Human Resources werden gemäss den wirtschaftlichen Bedürfnissen global eingesetzt…