So schnell kann sich die Grosswetterlage in der Politik ändern: Die Ausgangslage für die Herbstwahlen könnte für die Baselbieter FDP nicht besser sein. Dank Herrn Baader (SVP), der seit gestern auf Geheiss der Zentrale Ständeratskandidat werden muss.
Dass der rechtskonservative Hardliner auch tatsächlich gewählt wird, ist so gut wie ausgeschlossen. Doch auch der Mann des linken Lagers, der polnisch-schweizerische Doppelbürger Claude Janiak, ist alles andere als gewählt. Wenn die Mitteparteien bei den Herbstwahlen nicht nur beim Nationalrat mitmischen sondern auch beim Ständerat.
Als erste mögliche Mittekandidatin wurde in den Medien Frau Schneider-Schneiter (CVP) genannt. Forget it. Die CVP wird nie und nimmer den Baselbieter Ständerat stellen und Frau Schneider-Schneiter ist als Politikerin zu wenig attraktiv.
Anders jedoch die Ausgangslage für die FDP: der einzige Ständeratssitz des Kantons wird abwechselnd von der SP und der FDP besetzt, das hat im Kanton Basel-Landschaft Tradition.
Derzeit gibt es nur eine FDP-Politikerin, welche auf Augenhöhe mit Baader und Janiak wahlkämpfen kann: Sabine Pegoraro (53), Sicherheitsdirektorin des Kantons.
Wenn die SVP sagt, sie hätte „als stärkste Partei des Kantons Baselland“ Anspruch auf den Ständeratssitz, so kann die FDP „als Regierungspartei“ einen Anspruch eben so plausibel für sich reklamieren.
Überdies – die SVP betont, dass sie dieses Mal im Alleingang antreten wird. Damit sind die anderen bürgerlichen Parteien von der Last der erzwungenen Solidarität befreit.
Die Kandidatur von Frau Pegoraro wäre der Befreiungsschlag für die in letzter Zeit arg gebeutelten Liberalen. Zum einen würde die Kandidatur Pegoraro die Partei sofort einigen und zum anderen könnte man sich elegant eines anderen Problemfelds entledigen: die Nomination von Hans Rudolf Gysin.
Wenn die Delegiertenversammlung am 10. Mai Frau Pegoraro zur Kandidatin kürte, wäre dies nur per Akklamation möglich. Dass man anschliessend Hans Rudolf Gysin Spiessrutenlaufen liesse, ist wohl kaum denkbar.
Ergo würde auch er mit einem kräftigen Applaus als Nr. 1 auf die Nationalratsliste gesetzt. Der Deal der Parteileitung: Gysin muss dafür sorgen, das Pegoraro tatsächlich antritt.
Um die nächsten sechs Plätze könnte sich dann der Nachwuchs balgen, wobei die Partei klug handelte, wenn sie keine Kandidaten über 50 auf die Liste setzte.
Und wenn man sagt, die Kandidatur Baader wird den Nationalratswahlkampf der SVP beflügeln, dann gilt das ebenso für die in ihrem Selbstwertgefühl angeschlagene FDP.
Frau Pegoraro (Wahlkampfslogan: „Baselland braucht mehr Gewicht in Bern“) kann sich im ersten Wahlgang der Mehrheit der Stimmen aus der CVP, der BDP, der GLP, aus der EVP und selbstverständlich aus der eigenen Partei sicher sein. 30’000 Stimmen beträgt ihr Polster aus den Regierungsratswahlen (bestes Resultat, wenn auch auf allgemein tiefem Niveau).
Das kalkulierbare Szenario sähe dann so aus, dass es in Baselland zu einem zweiten Wahlgang käme. Die Nr. 1 des ersten Umgangs, Claude Janiak, würde gegen die wahrscheinlichste Nr. 2, Sabine Pegoraro, antreten müssen.
Die Bürgerlichen könnten dann den Spiess umdrehen und die SVP in die bürgerliche Solidarität zwingen.
So gesehen werden die Herbstwahlen doch nicht so langweilig werden, wie bis anhin zu befürchten war.
Update 15.00 Uhr: Die FDP tut gut daran, auch deshalb anzutreten, weil die Ständeratswahlen dieses Mal nicht mehr bloss eine kantonale Angelegenheit sind, sondern eine nationale Ausmarchung (in der Deutschschweiz). Die Partei kann sich viel besser in Szene setzen, denn dieser Baselbieter Wahlkampf würde auch auf der nationalen Medienplattform ausgetragen ( Arena, Radio, überregionale Tageszeitungen, Sonntagspresse).
Siehe dazu auch: Eine Politmaschine wie Blocher stellt man nicht einfach ab.
Michael Przewrocki meint
Hab ihr eigentlich die schönen scherenschnitt-avatar-platzhalter gesehen? Die sind hoffentlich exklusiv,für jeden schreiberling einen eigenen. Hier wirds immer kreativer.
cb meint
Die SVP muss für den SR antreten, weil ihr Leader Blocher dies befohlen hat. C. Baader wird aber nicht den Hauch einer Chance haben. Ich bin mir sicher, Claude Janiak wird SR bleiben, denn er macht in Bern einen guten Job und ist von Links bis rechts wählbar. Claude Janiak ist 62, ein Ende seiner politischen Karriere ist also absehbar. Die Mitteparteinen sollten sich zum jetzigen Zeitpunkt zurückhalten und bis nach dessen Rücktritt abwarten. Die aktuelle Diskussion über eine Mittekandidatur scheint mir eher die Profilsucht einiger Kandidieren zu stillen!
Dan meint
allein ihr fehlt der mut. oder hat sie den löwen je gezeigt?
manuel meint
Frau Pegoraro will aber nicht, wie der heutigen Presse zu entnehmen ist.
Bedauerlich für die FDP, denn anstatt zu spalten wie so oft in letzter Zeit, hätte dieser Parteibeschluss das Potential gehabt, die FDP zu einigen.
Wo sind eigentlich die strategischen Denker in der Parteileitung der Liberalen? Ein bisschen gar arg viel Peters-Prinzip wütet dort, für meinen Geschmack.
Wahrsager meint
Sie tritt nicht an, weil sie weitsichtig ist. Man muss nicht alles machen was machbar ist aber zum Burnout führt. Das sollte endlich schweizweit vertieft werden. Die Geldkrankheit wird uns noch zur Besinnung bringen, wetten?
Blacky meint
Vielleicht zieht sich dann Sabine Pegoraro in der „Arena“ das Anita-Fetz-Schwiizer-Lybli über, das M. M. nicht tragen wollte.
M.M. meint
🙂
Thomas Pfluger meint
Die Nachfolge von Frau Pegoraro im RR würde dann ziemlich sicher ein SVPler antreten, oder?
M.M. meint
Warum? Frau Pegoraro muss deswegen doch nicht zurücktreten. Mehr Gewicht im Ständerat heisst mehr Gewicht für die Interessen des Kantons Basel-Landschaft.
Doch klaro wird das Doppelmandat zum Thema. So what.
Herr Baader wird auch noch für den Nationalrat kandidieren. Das halte ich für die schwächere Position.