Es ist halt nun mal so: Seit 1935 besetzen die Sozialdemokraten Basels einzigen Ständeratssitz. Abgesehen von diesem Ausrutscher in den Sechzigern mit dem FDP-Mann Eugen Dietschi.
Doch wenn im Oktober 2019 wieder gewählt wird, so müsste sich schon ein politisches Erbeben ereignen, sollten die Sozialdemokraten nicht für viele weitere Jahre ihren Ständeratssitz behalten können. Egal, wer diesmal von den Bürgerlichen ins Rennen geschubst wird.
Weshalb die einzige und darum wenig spannende Frage bleibt, mit wem die SP den Sieg einfahren will.
Zur Wahl stehen Regierungsrätin Eva Herzog und Nationalrat Beat Jans.
Spätestens jetzt muss ich eingestehen, dass ich in meiner bisherigen Einschätzung ziemlich daneben lag, hatte ich doch schon mehrfach ziemlich überzeugt geschrieben, dass Eva Herzog als gewählt betrachtet werden kann.
Ich bin zu dem Schluss gelangt, weil Frau Herzog in den letzten drei, vier Jahren als Finanzdirektorin doch noch zur Hochform aufgelaufen ist. Mit einer soliden Ein-wenig-links-und-sonst-bürgerlichen-Finanzpolitik.
Damit ist sie nach einem langen und harzigen Anlauf in ihrer dritten Amtszeit zu einer Machtpolitikerin geworden, an der kaum jemand vorbeikommt. Man könnte also davon ausgehen, dass Eva Herzog nicht nur bei den Links-Grünen, sondern auch im bürgerlichen Lager Stimmen holen kann.
So wie Anita Fetz.
Doch mein Denkfehler liegt darin, dass ich bis anhin den Unmut in der Linken gegenüber Frau Herzog zu wenig gewichtet habe, dass sie gerade wegen des Wohlgefallens bei der Wirtschaft bei den Genossen durchfallen könnte.
Und deshalb der politisch klar links positionierte Beat Jans das Rennen macht. Denn immer mehr in der SP stellen sich die Frage, warum man denn eine nach Bern schicken soll, die dort bürgerliche Politik macht, wenn man mit dem Ex-Präsidenten einen hat, der kompromisslos auf Linie politisiert.
Die wird, wie der Abstimmungssonntag zeigte, ziemlich weit links der Mitte gezogen.
Ihren Aufstieg zur Machtpolitikerin hat Frau Herzog der Basler Zeitung zu verdanken, genauer diesem «Hüftschwung»-Porträt von Bahnerth.
(Das ich amüsant fand. Und treffend.)
Der Text trat nicht nur eine Welle der Empörung los, sondern schloss die (feministischen) Reihen hinter der Regierungsrätin. Seither grenzt es in- und ausserhalb der Partei an Majestätsbeleidigung, die Eva auch nur ansatzweise zu kritisieren.
Wer es dennoch wagt, den textet sie am Telefon mit wüsten Drohungen und Beschimpfungen zu, Telefonanrufe, die sich eine Stunde und länger hinziehen können. Wie Betroffene berichten.
Kernfrage: Bist du für oder gegen mich?
Weil kaum noch jemand Lust verspürt, sich mit Eva Herzog anzulegen, sind in der SP nur noch zwei übrig geblieben, die ihr die Stirn bieten: Anita Fetz und Beat Jans.
Der Drehpunkt, mit der sie die Finanzdirektorin links aushebeln: ihre Unternehmenssteuerpolitik.
Die aktuelle Lage: Herzogs Stern ist am Verglühen, weil die SP mit Jans einen Kandidaten hat, der näher an der linken Basis politisiert. Und der anders als Eva Herzog ein begnadeter Debattierer ist. Denn Herzog verliert nicht nur am Telefon leicht die Contenance, sondern auch auf Podien.
Aber was solls – die SP ist sich ihrer Sache so sicher, dass die Ständeratswahl nebenher laufen wird. Im Zentrum steht der Nationalratswahlkampf.
Wer auch immer das Rennen macht, wird auch auf dieser Liste Stimmen sammeln.
Zuerst erschienen in der Basler Zeitung vom 13. Juni 2018