Kontrastprogramm: Kirchen gucken statt Tempel. Weil man das mit den Kirchen versteht, weiss man auch, was man nicht sein will, nämlich katholisch.
Allerdings hat der katholische Glaube schon seine Vorteile. Sieht man mal von der ausufernden Zahl von Heiligen ab, ist dessen Anbetungspersonal mit Gott, Jesus und Maria gegenüber dem 32 Millionen-Panteon des Hinduismus doch überschaubar beschränkt.
Das wirklich Bemerkenswerte an diesem Bild ist für uns der strahlend blaue Himmel. In Goa kann man endlich mal wieder tief durchatmen (30 Grad im Schatten).
Überdies ist der Gott der Christen inzwischen – sagen wir gegenüber dem der Juden im alten Testament – ziemlich zuverlässig geworden, führt ein berechenbares, ja tolerantes Leben im Himmel. Er rächt sich beispielsweise nicht mehr einfach so aus einer Laune heraus an den Menschen, auch wenn diese inzwischen und im Schnitt ein ziemlich ausschweifendes Leben führen.
Ich meine, was heute unter Pfarrerstöchtern als „normal“ gilt, lässt Sodom und Gomorrha als Knabenkantorei erscheinen. 100’000, die in Frankreich gegen das Adoptionsrecht von gleichgeschlechtlichen Paaren auf die Strasse gehen, gelten doch inzwischen als ziemlich bescheuert. Der Alttestamentarische hätte schon längst Feuer regnen lassen.
Tempi passati.
Die Götterwelt der Hindus ist weitaus anspruchsvoller. Statt einmal pro Woche will die launische Götterwelt mehrmals täglich angerufen werden. Wie schon des öfteren geschrieben – die Götterwelt der Römer lässt grüssen.
Als die indische Zentralregierung die Portugiesen aus dem Land warf, ordnete sie an, dass alle Kirchen, wie zu Zeiten der Reformation, innen mit weisser Farbe übermalt werden (rechter Bildteil). Man fürchtete, die Goaner könnten auch in Zukunft die kunstvoll auf hunderten von Bildern verewigten europäischen Könige und Heilige verehren. Seit ein paar Jahren versucht man unter beträchtlichem Aufwand und mit Geld aus Portugal, von der alten Malerei wieder unter dem Verputz hervorzuholen, was noch möglich ist.
Die Hindus stellen inzwischen mit 65 % die Bevölkerungsmehrheit. Christen, Katholiken, sind noch gut 25 % der Goaner. Unser Taxichauffeur, der uns zur schon zur Zeit der Portugiesen verlassenen Hauptstadt „Old Goa“ fährt, schwärmt von den Portugiesen. Sein Grossvater, sagt Herr Fernandes, stamme aus Afrika und seine Grossmutter aus Portugal.
Unter den Portugiesen sei vieles besser gewesen als heute. Es sei für die Goaner nicht gut gewesen, dass sie das Land verlasen hätten. Inzwischen nehme ich solche möglicherweise dem Fahrgast schmeichelnde Aussagen nicht mehr zum Nennwert. Auf jeden Fall haben wir Herrn Fernandes trotz proeuropäischem Manifest keine Rupie mehr über den vereinbarten Preis hinaus bezahlt.
In den letzten Jahren hätten sich viele Goaner um einen portugiesischen Pass besorgt und seien nach Europa ausgewandert, sagt Herr Fernandes. Ob es ihnen dort jetzt besser geht, als hier, sei dahingestellt. Wir waren im Sommer bekanntlich in Portugal. Dessen Norden ist entwicklungsmässig kaum mehr auf der Höhe von Goa und was die wirtschaftliche Zukunft anbelangt, definitiv abgehängt von Indien. Viele Portugiesen wandern deshalb ihrerseits nach Angola aus.
Irene meint
supergut der kleine Scherz ! ich lese immer noch mit grossem Genuss Deine Reiseberichte! Enjoy your real India …
liebe gruess an di und monica