Okay, ich falle unter die Kathegorie „White-Old-Man“, dazu noch hetero, was bedeutet, das man(n) im öffentlichen Diskurs höchstens noch als Paria geduldet wird.
Wenn ich hier also schreibe, dass die bei SRF ziemlich bescheurt sein müssen, mit ihrem Drang ins Zuckerberg- und Google-Imperium und dazu noch, dass es Susanne Wille – eine Frau (!)- mit ihrer Kulturabteilung besonders bunt treibt, dann verdiene ich mir überdies noch das Etikett „Angry-White-Male“.
Die Jungen tummeln sich auf Instagramm und YouTube, Stupid, sagt Frau Wille, was bedeutet, dass sie nicht mehr vor der Glotze hocken und Schweizer Fernsehen glotzen.
Nice!
Deshalb möchte Frau Wille „neue Formate“ erarbeiten lassen. In der Hoffnung, dass diese anderen als die „White-Old-Man“ doch noch zu Kulturfans von SRF werden.
Um mich selbst davon zu überzeugen, weshalb ich da nicht mehr mitreden kann, habe ich bei YouTube reingeschaut, beim Philosophen-Format Bleisch & Bossart.
Das soll erfolgreich sein.
Also, da sitzt die Bleisch und der Bossert coronakorrekt an einem Tisch, in einer Kulisse, die an ein Fotostudio erinnert.
Es geht um den Sinn des Lebens.
Den man in dem Alter noch unbedingt finden will.
Sie: „Jo worum stosch du jede Morge eigentlich uf?“
Er: „Meischtens will i muess goge bisle.“
Okay, dass ist dann so ein Moment, wo ich mir erstens sagen muss: Zum Glück bin ich deutlich über dieses Alter hinaus und zum anderen: Mal ehrlich, ist das euer Ernst?
Mit Gebührengeldern, die ihr zwangsweise auch bei mir einfordert, obwohl ich SRF kaum mehr beachte, weil ich schon längst in die Streaming-Angebote abgewandert bin?
Rund die Hälfte aller Videostarts und zwei Drittel der Wiedergabedauer entfallen gemäss SRF auf die Zielgruppe der unter 45-Jährigen.
Wenn ich das richtig verstehe, sind die schon froh, wenn nur mal kurz geklickt wird und nur die, welche während solch eines Videos instant-altern schauen sich Bleisch und der Bossert bis zum Ende an.
(Ich habe keinen Instagram-Account, weil mich dem Zuckerberg-Imperium schon vor zehn Jahren entzogen habe. Aber ich denke, dort ist es ähnlich.)
Mal ernsthaft: Wie kann man seine Formate gratis und franko amerikanischen Social-Network-Plattformen einfach so aus hipper Lust überlassen, noch mehr: für diese Moloche auch noch spezielle Formate mit Gebührendgeldern produzieren, so dass die dank diesem Label-Content aus der Schweiz noch mehr Geld machen können?
Und es zulassen, dass wer SRF-Inhalte auf diesen Plattformen guckt, auf Glick und GLick überwacht und analysiert wird.
Und sein Verhalten quer durchs Netz verfolgt wird. (Bis das dies von Apple beim nächsten Update endlich gestoppt wird.)
Wie bescheurt muss man denn sein, das auch noch ernsthaft als clevere unternehmerische Strategie zu verkaufen?
Zumal davon auszugehen ist, dass was heute online der letzte Schrei ist, schon morgen tot ist.
Oder, wie Facebook, so was von gestern, dass sich dort nur noch die Leute tummeln, die heute noch auf den Kulturkanälen von SRF zu finden sind.
Dass die Politik diesem Treiben nicht energisch Einhalt gebietet, ist ziemlich erstaunlich.
Aber im Grunde genommen ist das auch völlig Wurscht.
Einem White-Old-Man wie mir.
Bei mir läuft Musik von Apple und Musiksender aus aller Welt von Sonos. (Kann den Musiksender „Encyclopedia of Brittany“ wärmstens empfehlen.“)
Und im Auto höre ich DLF, das Radio für Erwachsene.
Baresi meint
Was ist Ihre Schlussfolgerung? SRF abschaffen weil Ihnen andere Angebote besser gefallen? Es liest sich ein wenig wie „Für was brauch ich Atomkraftwerke, bei mir kommt der Strom aus der Steckdose.“ DLF wird auch mit Gebühren finanziert, einfach nicht mit Ihren. Apple Music sichert keinem Musiker ein Einkommen und ob Sonos so viel besser ist als Facebook & Co. was den Wunsch nach Tracking angeht darf man sich auch fragen. Das ist kein Votum für SRF, aber eines dafür, als Gesellschaft nicht nur von den anderen zu profitieren.
gotte meint
eben: DLF wird auch mit gebühren finanziert – und zeigt, warum es gebühren braucht. samschtigjass und olympia können die privaten.
Arlesheimreloadedfan meint
Liebe Gotte, Du weisst für was es Gebühren braucht!
Warum muss die SRG die Sektion Ostschweiz mit 250 Fr. pro Mitglied subventionieren?
Nach dem Angriff auf das absolute Gehör des Herrn Ullrich,frage ich das lieber Dich.
Nicht das dem Herrn Ullrich plötzlich noch der Sonntagsbraten aufstösst.
P. Vonlanthen meint
Nein, werter Herr Messmer, der Regionalpräsident liest vermutlich gerade aus irgendeinem Korinther in der Aliothkapelle unweit von Ihnen. Im späthippen Lausbubenlumber, wie üblich, wenn er (auch) dort die Bühne betritt.
Niggi Ullrich meint
Ist diese Replik ein veritabler Diskussionsbeitrag oder einfach eine persönlich motivierte Verunglimpfung à la facebook, twitter & Co.?
gotte meint
ich verstehe, ehrlich gesagt, Ihre frage nicht – gäbe es denn nichts zu berichten au der ostschweiz?
Arlesheimreloadedfan meint
Sehr geehrte Frau Gotte,im Zackbum.ch von 9.Januar erklärt Herr Frenkel Ihnen gerne um was es geht.Es gibt tatsächlich etwas zu berichten aus der Ostschweiz.
Vermutlich auch aus der Nordwestschweiz,falls Herr Ullrich den Lust hat,die Zahlen auf den Tisch zu legen.
Steven meint
was ändert sich bei apple?
Marcus Denoth meint
Und dann kommt man auf die Idee, dass es günstiger kommt, die ganzen Produktionen für Online ins Onlineteam in Zürich zu integrieren und zügel bis aufs Regionaljournal alles nach Zürich, so wie man es mit Bern vorgemacht hat.
Dann müssen die SRFler nicht mehr aus Zürich nach Basel pendeln, was ja überhaupt nicht geht! Unverschämtheit! Die Leute sollen gefälligst nach Zürich kommen!
Und mehr und mehr sind dann SRFler verwirrt, wenn sie mal aus Zürich raus müssen und werden irgendwann nicht nur Rüneberg, sondern auch Laufen oder Rheinfelden als Quartier von Basel bezeichnen oder wenn sie von einem Event aus Herzogenbuchsee berichten, davon erzählen, wie schön es doch „hier in Bern“ sei.
SRF – Fenrsehen von Zürchern für Zürcher aus Zürich.
Niggi Ullrich meint
Lieber Mr Denoth
Ich verzichte darauf, Ihnen zu widersprechen, weil ich aus der Tonalität ihres Statements ableite, dass sie das ohnehin nicht goutieren würden; und erst recht nicht, wenn die Replik vom Präsidenten der SRG Region Basel stammt. Was Sie an Vermutungen und Unterstellungen zum Besten geben, entbehrt der Realität. Ein paar Fakten trotzdem: es gibt einen 10+10 Jahre gültigen Vertrag mit SRF über die Erhaltung und Förderung des SRF Standorts in Basel in den Schwerpunktbereichen Kultur, Wissenschaft und Religion für alle Formate und Kanäle (+ das Regi), der Standort wird soeben inhaltlich und personell konsolidiert und in Teilen ausgebaut. Das hat sich die SRG Region Basel nicht nur etwas kosten lassen sondern auch verbindlich erarbeitet. Was die Zeit an weiteren medienwirtschaftlichen Transformationen bringt, wird vor Basel nicht Halt machen, auch im Leutschenbach nicht!
Die Kommentierung des billig anmutenden und in die Jahre gekommenen Antizürcherreflexes kommentiere ich nicht weiter.
Daniel Flury meint
Man hätte durchaus mit Reflexion auf diesen Post reagieren können. Man hätte darüber sprechen können, was den Unterschied zwischen der Vor-Facebook-Ära (und aller nachgefolgten Social-Media-Kanäle) und der Facebook-Ära für die öffentliche Diskussion bedeutet. Man hätte über die Infantilisierung des öffentlichen Diskurses sprechen können. Man hätte auch über die durchgehende Merkantilisierung des Privaten sprechen können, oder darüber, warum staatlich finanzierte Medien jeder Reichweite nachhecheln.
Man hätte auch darüber sprechen können, dass heute diese Art Quotenjagd direkt im Kindergarten endet, dem Biotop, dass jetzt bereits darüber bestimmt, welches Auto die Familie kauft, wo die Familie Ferien macht, welches Essen die Familie kauft, und was für alle gesund ist.
Wie gesagt, man hätte darüber sprechen können.
Stattdessen lesen wir das beleidigte Statement eines höheren Funktionärs, der, berufsbedingt, den Standpunkt seines Arbeitgebers verteidigt, und irgendwie Staatstragendes zu verbreiten versucht.
Da ist nichts, das mich ermutigen könnte.
Arlesheimreloadedfan meint
Herr Flury,
was Herr Ullrich schreibt,hat mich aber sehr amüsiert.
Der Herr eines Königreichs beleidigter Leberwürste macht deutlich was er von uns will: GELD.
Bei Herr Denot stimmt die „Tonalität “ nicht.Damit verwirkt er das Recht,den Unterhaltungsbrunzern in der geschützten Werkstatt ans Bein zu Schiffen.
Steven meint
… dem haus- und hof-sender des bundesrates
Marcus Denoth meint
Vielleicht stimmte beim ersten Beitrag die Tonalität nicht – aber beim zweiten Beitrag habe ich mich erklärt. Ich hoffe, ich konnte damit auch ein wenig meine Tonalität erklären. Es ist die pure Enttäuschung und der pure Frust, was seit dem gewonnen NoBilla-Abstimmungskampf passierte beim SRF.
Gysel Wyr meint
Womit sich Herr Ullrich, einer der gefühlten 1237 SRG-Chargierten, wieder einmal in Erinnerung gerufen hätte. Was nichts an der Richtigkeit von Herrn Messmers Statement ändert. Frau Wappler hat grosse Qulitäten, da tough und hartnäckig – bloss, die Schiene, die sie fährt, führt dummerweise zum Prellbock. Kurswechsel nach entsprechend wohlüberlegter Weichenstellung, nein, das schafft sie nicht, da viel zu hartnäckig. Schade. Ausdauer-Regionalpräsidenten (so was 2021..) sind ihr weder da noch anderswo eine Hilfe.
NB: Ich dachte, Frühstückspräsidenten à la Fünfschilling wären endgültig Geschichte .
Marcus Denoth meint
Sehr geehrter Herr Ullrich,
sie müssen halt schon verstehen, wie ich zu solch einer – zugegebenermassen polemisch formulierten – Meinung komme.
Ich habe wie ein Löwe gegen NoBillag gekämpft, weil ich gerade wegen der Geschichte des Radiostudios Basel Anzeichen der Besserung gesehen habe.
Doch was passierte nach der NoBillag-Abstimmung, in der die SRG stets betonte, man habe die Kritik – unter welchem eben der Punkt war, dass die Gleichung „SRG = Zürich“ sehr verbreitet war.
Und was passierte nach der Abstimmung? Der Tatort geht von Luzern nach Zürich (Anstatt ein Zeichen zu setzen und ihn nach Bern oder Basel zu vergeben). Man zügelt die News-Redaktion von Bern, der Bundesstadt und das politische Zentrum der Schweiz, nach Zürich.
Dann erinnert sich man bisschen zurück, was SRF denn an Fiktion so produzierte die letzten 20 Jahre und erkennt, dass in schöner Regelmässigkeit Produktionen rauskamen, welche in und um Zürich zu Hause waren. Lüthi & Blanc, Tag&Nacht, Seitentriebe, neu der Tatort, Film über die Bankenkriese und Themenabend dazu etc.
Basel? Hunkeler. Und das ist jetzt eine Dekade her. Und wir sind das zweitgrösste Wirtschafstzentrum der Schweiz. Schweizerhalle-Jubiläum? Eine Tonkollage am Radio. Das wäre eine Chance für einen guten Spielfilm gewesen mit anschliessendem Club „Was hat sich seit Schweizerhalle geändert?“.
Und dann liest man, was mit der Kultur passiert und es kommt der Vewrdacht, dass hier der nächste Schritt vorbereitet wird, um eine weitre, grosse, wichtige Redaktion früher oder später nach Zürich zu zügeln. Die Konvergenz durch die Hintertüre quasi.
Und dan die Peinlichkeiten, welche das SRF Personal sich leistet, wenn sie ausserhalb Zürichs berichten müssen – Liestal wird zu Basel, Rüneberg zu einem Quartier in Basel, aus der Klybeckstrasse die Kleinbeckstrasse…zum Beispiel.
Sie müssen Laien wie mir verzeihen, aber mit der ganzen Geschichte des SRFs der letzten 20 Jahre, kommt man nicht um diesen Gedanken herum, dass hier etwas vorbereitet wird, was uns in Basel noch weh tun wird.
Ich hoffe inständig, sie behalten recht und SRF bekennt sich weiterhin zum Standort Basel. Aber wenn der Standort Bundesstadt der SRG-Führung nicht einmal mehr heilig ist, was ist denn Basel?
Es grüsst sie in der Hoffnung, dass ich unrecht habe,
Marcus Denoth
Niggi Ullrich meint
Danke Herr, Dennoch, für Ihre zweite Replik. Da kann ich vieles nachvollziehen, was Sie ausführen und ich auch immer wieder selber einzubringen versuche. Das Quadrieren der längst nich mehr kreisrunden Ellipse ist in vollem Gange. Mit sofortigen Verlusten da und erhofften Gewinnen dort. In einer Medienwelt, die sich nicht in die eine oder andere Richtung entwickelt, sondern auf allen Vektoren in alle gleichzeitig. Das heiligt die zwangsläufigen Fehler und Mankos im Prozess SRF 2024 nicht. Macht aber sichtbar, das diese permanenten Transformationsanforderungen und -anpassungen nicht so leicht zu erklären oder zu kommunizieren sind, weil die Erwartungen und Bedürfnisse nicht nur im Publikum sondern auch bei de Bürger*innen aber auch auf allen Vektoren immer individueller und persönlicher werden. Interessant ist, dass die Leute des viel gelobten DLF sich für den Prozess von SRF 2024 intensiv interessieren und den Mut der Direktion SRF loben…Ausgang offen.
Die Frage ist: wie kann der Transformationsprozess des medialen service public generationenübergreifend stattfinden, ohne dass alles schon im vornherein verunglimpft und abgeschossen wird.
Marcus Denoth meint
Ich wollte nur noch anmerken: Ja, Föderalismus kostet und wir können ihn uns leisten. Locker. Und in solch einer föderalen Gesellschaft ist es zwingend notwendig, dass die grossen Regionen innerhalb des Medienlonglomerats SRG ihre Grösse und Wichtigkeit behalten. Eine Konzentration auf wenige Standorte wie in der Deutschschweiz auf Zürich läuft dem zuwider und viele Menschen ausserhalb Zürichs haben ihre Mühe damit, gerade weil die privaten Medienhäuser so extrem stark auf Zürich fokussiert sind (TXGroup, NZZ, Watson, Republik, praktisch alle privaten , nationalen TV-Stationen etc.).
Da müsste eine SRG mit starken Studios und grossen, wichtige Abteilungen in Bern, Basel und Zürich Gegensteuer geben. Das erwarte ich von eine von Gebührengeldern finanzierten SRG. Auch in Sachen Eigenproduktionen etc. Und nicht eine Konzentration auf einen Standort, welcher eh schon medial überrepräsentiert ist.
Dass man Kultur- und Wissenschaftsabteilungen von Zürich nach Basel zügelte, war mutig. Aber was mit Bern geschah, entsetzt mich immernoch. Aus oben beschriebenen Gründen.
Steven meint
alleine ihre anstregend gesucht gewählte ausdrucksweise zeigt, dass sie die zeit überholt hat. nicht einmal das dümmliche gender-* konnten sie auslassen. es wäre für die srg an der zeit, den mief des lehrer*innen-zimmers zu verlassen. die corona krise hat klar gezeigt, dass man dazu nicht fähig ist: anbiedender gefälligkeitsjournalismus.
Michael Przewrocki meint
Hab kein TV mehr und bin bald auf IWB(neuer Provider der einen nicht „bestraft“ wie die Swisscom-Tochter Wingo(soll gedrosselt sein) wenn mit 120 chf weniger Rabatt wenn man kein TV nicht. IWB hat kein TV. Also den Bossert hörte ich am Radio. Und die Bleisch kam mal in einer Zeitschrift. CH-Radio auch dt. find ich gut aber es wird hüben und drüben ahlt immer nioch zuviel gelabert. Und die Mürner-Tschingeleien werden wohl erst nach einem grossen Aufschrei oder Machtwort gekippt werden. Mürner: François war ein altgedienter Musikfreak beim CH-Radio.