Die Nachricht von der Kandidatur Martin Wagners hat beim FDP-Fussvolk wie eine Bombe eingeschlagen. Und auch die Medienwelt zeigt sich überrascht.
Wie zum Geier, wird man sich fragen, ist Martin Wagner auf die Idee gekommen, für den Nationalrat zu kandidieren?
Lasst uns deshalb plausibel spekulieren.
Mitte April , als die Parteileitung der FDP noch die Absicht hatte, auch Herrn Gysin auf den Wahlparcours der Nominationsversammlung zu schicken, hat Hans Rudolf Gysin die Muskeln spielen lassen.
Nicht nur, dass er eine Sondersitzung der Parteileitung verlangte, an der zwei Regierungsräte teilgenommen haben.
Gysin war – zusammen mit Mitstreitern – drauf und dran, mit einer eigenen Wirtschaftsliste in den Kampf um seinen Nationalratssitz zu ziehen. Eine Option war, gegebenenfalls gar eine Listenverbindung mit der SVP einzugehen.
Wir stellten damals fest:
Es dürfte ihm nicht schwer fallen, sechs weitere prominente Mitstreiter zu finden, die mit dem Wirtschaftskammerdirektor in dessen letztes Gefecht zögen.
Nun können wir beispielsweise von der auf der Hand liegende Vermutung ausgehen, dass Martin Wagner nicht nur Mitstreiter sondern auch einer der möglichen Kandidaten war. Wagner und Gysin sind schon seit Jahren beruflich und politisch miteinander verbandelt, bilden eine alte bewährte Seilschaft.
Als der Parteirat kurz danach einknickte, brauchte es die Wirtschaftslistekandidaten nicht mehr und Herr Wagner stand im Offside.
Er stand im Offside?
Da gibt es zwei Möglichkeiten.
a) Herr Gysin und Herr Wagner haben ein Päckli gemacht und die Kandidatur für die FDP-Liste miteinander abgesprochen. Das Überraschungsmoment lag beim Duo, denn auch die Parteileitung ist von dieser Kandidatur überrumpelt worden.
b) Herr Gysin hat Herrn Wagner gesagt – sorry, aber das läuft jetzt anders. Ich bin nun doch wieder auf der FDP-Liste. Da hat sich Wagner gesagt – der Hans-Ruedi kann mir mal den Buckel runter, jetzt komme ich auf die richtige Liste.
Wir neigen sehr stark zur Version a).
Auf alle Fälle ist es schlicht und einfach undenkbar, dass Hans Rudolf Gysin nicht früher als alle anderen von der Kandidatur Wagner gewusst hat.
Das ist Machtpolitik unter Erwachsenen.
Dazu gehört, den aufstrebenden Hoffnungsträger als für zu leichtgewichtig zu befinden und das Fell des Bären unter sich zu teilen.
Mit Martin Wagner als erstem Nachrückenden wäre der rechte Flügel in der Baselbieter FDP auf Jahre zuverlässig abgesichert. Herr Gysin könnte in aller Ruhe seinen Rücktritt bei der Wirtschaftskammer organisieren.
So läuft das im richtigen Leben.