Stillgelegter Bahnhof in der argentinischen Pampa: Kulisse für vorbeifahrende Güterzüge.
Ich meine, ich schätze es ja ungemein, dass ich mein Auto im Elisabethenparking die ersten zwei Stunden gratis hinstellen kann. In dieser Zeit schaffe ich locker mein Krafttraining im Trainingscenter gleich um die Ecke. Das Parking kostete mich bis anhin zwei Franken fünfzig. Weil sie auch mittrainiert, war das ja ohnehin ein Klacks. Nun ist es ja so, dass diese grosszügige Geste, die den Kanton Basel-Stadt 750 000 Franken im Jahr kosten soll, dazu gedacht ist, in der Stadt einkaufen zu gehen. Das tun wir hin und wieder auch. Kleider zum Beispiel oder diese oder jene Delikatesse in einem Warenhaus mit ähnlichem Namen. Doch wirklich zu schleppen hatten wir in den letzten Jahren eigentlich nie etwas.
So hart es vielleicht tönen mag: Das Basler Gewerbe sollte sich nicht länger in die Tasche lügen und glauben, dass alles mal wieder so wird wie früher. Der Umsatzrückgang, welchen die Läden mit dem Abwandern der Kundschaft ins Netz und ins benachbarte Ausland ausweisen, wird nie mehr aufgeholt. Auch wenn der Franken wieder etwas stärker wird, die Einkaufsgewohnheiten haben sich schlicht und einfach unumkehrbar verändert. Und drittens: weil Weil gefühlt genauso wenig im Ausland liegt wie der St.-Jakob-Park.
Selbstverständlich sind die deutlich tieferen Preise in den Einkaufsparks ausserhalb des Basler Zentrums der Auslöser dieser wöchentlichen Wanderbewegung mit der Einkaufstasche. Wer nach Weil fährt, fährt in den ewig währenden Sommerschlussverkauf. Da können die Detailhändler in der City noch so viele Rabatte gewähren, in Weil herrscht ein Dauertiefpreisangebot, und saisonale Sonderrabatte gibt es als Goodie dazu. Eine Bekannte hat mir kürzlich voller Freude berichtet, wie billig die Brillen in Deutschland seien. Sie habe gleich drei Stück gekauft. Für den Preis einer einzigen in der Schweiz. Wahnsinn, dachte ich, weil sie ja nur eine braucht.
Nun möchte ich keineswegs den Eindruck erwecken, ich halte Leute, die in Weil einkaufen, für blöd. Im Gegenteil, sie verhalten sich so, wie man es schon seit Langem in Studien herausgefunden hat: Konsumenten achten nun mal bei Lebensmitteln, Kleidern, Elektronik und so weiter besonders stark auf den Preis. Zumal die bekannten Markennamen auch in Deutschland gute Qualität versprechen. Hinzu kommt der Herdentrieb. Wenn der Nachbar und die Freunde nach Weil fahren und danach von den gewaltigen Preisunterschieden auch dank dem mehrwertsteuerbefreiten Einkauf schwärmen, dann ist der blöd, der nicht hinfährt.
Und zu guter Letzt: Auf die Peripherie setzen clevere Detailhändler schon seit Jahren. Weshalb sie neue Shoppingmalls ausserhalb der Basler City hingebaut haben. Das Stücki wäre wie der St.-Jakob-Park eine Erfolgsgeschichte, hätten sie sie zwei Kilometer nördlich gelegen geplant. Wird nun die Basler City zur öden Geisterstadt werden? Glaub ich nicht. Nach einer Übergangszeit, in der ein Kleiderladen nach dem anderen in den Konkurs geht, können neue Ladenkonzepte verwirklicht werden. Falls die Mietpreise endlich sinken, wird Platz frei für verblüffend neue Ideen von Start-ups. Daneben werden Cityläden zu Showrooms für den Onlinekanal. Apple ist das Beispiel für dieses Konzept. PS: Ich wundere mich schon lange, weshalb Mercedes-Händler Kestenholz nicht schon längst einen Showroom in der Freien Strasse eröffnet hat. Ergänzt mit einem weiteren Mercedes-Café.
Zuerst erschienen in der Basler Zeitung vom 10. Februar 2016