Als ich Kurosawas Filmepos „Die sieben Samurai“ vor Jahr(zehnt)en erstmals gesehen habe, war das ein ziemlich unvermitteltes Filmerlebnis. Ich hatte keine Ahnung, was mich da gleich erwarten würde, hatte nichts über den Inhalt des Films gelesen, geschweige denn eine Vorschau gesehen, (ich hasse Filmvorschauen).
Einzig der Regisseur war mir ein Begriff.
Denn der hatte wenige Jahre zuvor noch einen anderen Film gedreht, den ich, ein, zwei Jahre zuvor (ebenfalls im Fernsehen) gesehen hatte und der mich bis heute ungemein fasziniert: Rashomon.
Es sind diese beiden Filme, die mich von allen Filmen, die ich gesehen habe, am meisten beeindruckt haben, weil sie die beiden Grunddthemen meines Lebens skizzieren.
In „Die sieben Samurai“ geht es – meine Interpretation des Films – um die beiden archetypischen Lebensformen des Menschen: die der Sesshaften, der Bauern und jene der Nomaden, hier der Samurai (die historische Deutung interessiert mich nicht). Noch deutlicher wird diese Grundthematik in der Wildwestadaption des Films „Die glorreichen Sieben“.
Sesshafte und Nomaden trennen Welten.
Im Verlaufe der Entwicklung haben die Sesshaften die Oberhand gewonnen. Inzwischen haben sie sich die Welt ganz nach ihrem Gusto eingerichtet. Wer heute als Nomade überleben will, tut also gut daran, so zu tun, als sei er ein Sesshafter. Sesshafte fühlen sich vom Nomaden, vom Ungebundenen, vom Selbständigen immer bedroht, weil diese ihre Selbstverständlichkeit und Grenzen schon allein durch deren Existenz hinterfragen.
Ich bin ein Nomade, wobei mir dessen archetypische Unterkategorie des Wanderasketen schon früh eine gewisse Faszination ausgeübt hat. Rein theoretisch fasziniert mich ebenso dessen weltliche Entsprechung, der Soldat.
In Rashomon nun wird dieselbe dramatische Geschichte von einer Vergewaltung und eines Mordes in drei völlig unterschiedlichen Versionen erzählt. Dabei ist jede dieser von den Beteiligten erzählte Fassung stichhaltig, der Entwicklung des jeweiligen Handlungsablaufs absolut plausibel dargestellt.
Und niemand weiss am Ende des Films, wie sich die Sache „tasächlich“ abgespielt hat. Weil „tatsächlich“ immer eine subjektive, oftmals eine gruppenweise, manchmal gar eine kolltektive Interpretation der Wirklichkeit ist.
Dieses „Tatsächliche“ ist mein zweites Lebensthema.
PS zu den Bildern: Haben eine neue Kamera, die Fujifilm X10. Sie ist handlicher als die Nex5 von Sony mit ihren schweren Objektiven. Das obere Bild ist unbearbeitet, dass heisst, das Bild ist so, wie die Kamera aufgrund der verschiedenen automatischen und manuellen Einstellungen diesen Augenblick festgehalten hat. Das Bild unten habe ich mit dem Bildbearbeitungsprogramm „Snapseed“ bearbeitet und zeigt, wie ICH die Stimmung gestern Nachmittag am Rhein rund um diese Sekunde erlebt habe.
merlinx meint
Dieses alte Begriffspaar (Sesshafte – Nomaden) taugt heute nur noch für romantische Träumereien, oder für die Projektion / Rekonstruktion der Vergangenheit.
Richtigerweise sollte nun von Reichen und Armen gesprochen werden.
Das Tatsächliche bekommt spürbar mehr und mehr etwas Bedrohliches, – für die Ausharrenden und die Fliehenden gleicherweise – sprich, der MANGEL.
(Neulich: Wenn der Zigeuner dem Bauern auf den Acker sch*****, gibt’s Ärger …)