arte zeigte am Samstagabend eine spannende Reportage wie selten zu den Anfängen der Menschheit.
In Djebel Irhoud, Marokko, hatten Wissenschaftler schon vor Jahrzehnten Fossilien und Werkzeuge des modernen Menschen ausgegraben, darunter ein homininer Schädel.
Doch erst jetzt konnten dank neuen wissenschaftlichen Methoden die Funde datiert werden: auf 300’000 Jahre.
„Der Dokumentarfilm begibt sich auf eine wissenschaftlichen Abenteuerreise, die die Vorstellung vom Ursprung und Entwicklungsprozess der menschlichen Spezies revolutioniert.“ schreibt arte zur Sendung.
Doch nicht nur die Funde sind sensationell, sondern auch die Beantwortung der Frage, weshalb an verschiedenen Orten in Afrika und nicht mehr allein in Äthiopien „die Wiege der Menschheit“ stand und erst noch 100’000 Jahre früher als bislang angenommen.
Weil sich die Sahara in den letzten 300’000 Jahren aufgrund klimatischer Veränderungen immer mal wieder über zehntausende Jahre hinweg in eine Savannenlandschaft verwandelte, gab es einen regen Austausch der Gene über den gesamten Kontinent hinweg.
300’000 Jahre – und jetzt wir.
Die Sonntagszeitung schreibt, dass 30 Prozent der jungen Frauen in der Schweiz und 19 Prozent der jungen Männer an psychischen Störungen leiden: Depressionen, Angstzustände, ADHS usw.
Nicht zuletzt auch wegen Corona.
Wir müssen nicht darüber diskutieren, dass eine klinische Depression eine schwere Krankheit ist.
Aber man kann fragen, ob all die anderen Fälle, wo man bis zu sechs Monate auf eine „Behandlung“ warten kann, wie berichtet wird, im nicht akzeptieren wollen des Faktums begründet liegen: Das Leben ist hart.
Seit 300’000 Jahren.
Ich frage mich, inwiefern die verbreitete Opferkultur dazu beiträgt, wenn ein Viertel(!) der Schweizer Jugend unter psychischen Störungen leidet, mit anderen Worten: Mühe bekundet, ihr Leben als Erwachsene zu meistern.
Selbständig, aus eigener Kraft.
Ich meine, diese Opferkultur, wo man den Kindern einredet, man könne im Leben nie verlieren, auch die Letztplatzierten seien Gewinner.
Und im wohlstandsverwöhnten Europa ernsthaft meint, Corona sei mit das Schlimmste, was die Menschheit je heimgesucht habe.
In den letzten 300’000 Jahren.
Wenn ich über die neueste Entwicklung bei der Klimajugend lese – enttäuscht und resigniert, weil nach zwei Jahren Freitagsdemos nicht subito… – dann kann man das als logische Folge der Opferkultur bezeichnen.
Die Welt lässt sich nicht mit Klicks verändern. Oder mit einer Campingwoche auf dem Bundesplatz.
Die Vorstellung der Jugend, sie werde genau so weiterleben können, wie ihre Eltern (oder Grosseltern) ist nicht nur absurd, sondern eine kollektive Selbsttäuschung.
Eine Wahnvorstellung also.
Mein Leben ist unvergleichlich anders, als das meiner Grosseltern und Eltern.
Zum Glück, wenn ich mir die Lebensumstände in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts, also vor meiner Geburt, vergegenwärtige.
Wenn mir der geistige Mief der 50er und 60er Jahre aufstösst, diese faulige Restblähung einer Welt, die zum Glück nachhaltig zerstört wurde, dann überfällt mich der psychische Kater.
Reden wir also nicht um den heissen Brei herum: Wenn die Schweizer Jugend die Hoffnung auf das Morgen verliert, so what.
Das mag hart tönen, entspricht jedoch der unumstösslichen Wahrheit.
Unter den 7.8 Milliarden Menschen auf diesem Planeten (Stand 2020) hat es mehrere Milliarden, die das anders sehen. Schon deshalb, weil die allermeisten der 7,8 Milliarden damit beschäftigt sind, irgendwie zu überleben.
So wie das der moderne Mensch seit 300’000 Jahren tut.
Wie man anhand der Funde von Djebel Irhoud sieht, faszinierend erfolgreich.
Daran haben selbst die Klimaveränderungen der Vergangenheit nichts geändert.
Baresi meint
Wenn ich Ihren Beitrag lese und die Kommentare darunter, bin ich mir nicht ganz sicher ob man Sie richtig verstanden hat. Eher nicht.
So oder so, die Bestandesaufnahme der heutigen Jugend in den erwähnten Zeitungsberichten wurde im besten Fall durch die Generation 40+ erstellt. Wenn ich z. B. bei der Behandlung der Krankheit wirtschaftlich profitieren könnte, würde ich die auch so krank wie möglich darstellen.
Und was möglicherweise hier in den Kommentaren los wäre, wenn uns die Jugend die Umtriebe z. B. der 80er Jahr-Unruhen zumuten würde, möchte man sich nicht vorstellen. Unsere Gesellschaft scheint heute bereits kurz vor dem Kollaps zu stehen wenn am Samstag in der Innerstadt das Tram 15 Minuten blockiert wird.
Franz meint
Was ich den heutigen Jungen nie verzeih:
Sie sind elende Langweiler.
Und nein, das Leben war früher nicht besser…
…aber allemal spannender.
Steven meint
Die Menschen sind immer gleich. „Die Jungen“ sind nicht langweiliger geworden. Sie persönlich sind älter geworden.
Rampass meint
Die Grenzen von „Gspürschmi fühlschmi“ werden einem spätestens beim Eintritt ins Berufsleben aufgezeigt.
Gemäss einer Studie gelten unter den 17–24-jährigen Amerikanern nur noch 29 Prozeit als körperlich und kognitiv wehrfähig.
Chancengleichheit: jeder kann (irgendwas) studieren und endet schlussendlich als Dialoger einer NGO auf dem Aeschenplatz. Und arbeitet für ein Butterbrot.
Wie die eigene Erkenntnis der letzten 10 Jahre zeigt, haben die PFZler und die Leute der Offshore Arbeitsplätze in den Baltischen Staaten, Polen, Indien usw. genügend drauf um viele der gutbezahlten Jobs der verwöhnten Generation Z zu übernehmen. Diese kümmert sich lieber um „Klimagerechtigkeit“.
Vielleicht etwas zu schwarz gemalt. Aber die Party hier im Land scheint zu Ende zu gehen.
Paul Menz meint
Eine lesenswerte, hervorragende Analyse! Ich habe übrigens diese Reportage auch gesehen und war begeistert.
Mit herzlichen Grüssen
Paul Menz, Arlesheim