Kürzlich war ich Gast an einem Gesundheitskongress in Basel, (by the way: auf Einladung der Gesundheitsdirektoren der beiden Basel). Ein Symposium hat bei mir einen bleibenden, weil exemplarischen Eindruck hinterlassen. Es traten auf: eine Professorin aus Österreich, ein Professor aus Deutschland und eine Dr. sc. nat. aus der Schweiz.
Es war weniger der Inhalt des Vortrags, der mich und meine Sitznachbarn zur Linken und Rechten aufhorchen liess, sondern wie dieser Inhalt vorgetragen wurde.
Während die Österreicherin und – selbstverständlich – der Deutsche redegewandt und sprachlich nuanciert ihre Überlegungen darlegten, bekundete die Schweizerin Mühe mit ihrem Standarddeutsch. Selbstverständlich beherrschte sie die Grammatik, auch auf ihren Folien. Doch es fehlte das Zwanglose im Umgang mit der deutschen Sprache.
Diese Verkrampftheit wird in der Schweiz gerne mit «bedacht» etikettiert.
Doch es war nicht allein die Monotonie bei Tonfall und Betonung, die das Gefälle gegenüber den Vorrednern markierte. Es war der beschränkte Wortschatz, der beim Zuhörer eine unangenehme Welle des Fremdschämens hochsteigen liess.
Die NZZ hat kürzlich angesichts des offenkundig vorhandenen sprachlichen Hintanbleibens der Schweizer gegenüber anderen Deutschsprachigen die provokative Frage gestellt: «Sind Schweizer alle ein wenig debil?» Und gefordert, wir sollten «nicht schöner, sondern effizienter» Hochdeutsch sprechen.
In der Tat ist es in diesem Land eine Tugend, möglichst nicht Hochdeutsch sprechen zu können. Bei Politikern, ob Mann oder Frau, gehört es gar zwingend zum Leistungsausweis, dass man bei jeder Silbe raushört: Hier spricht ein Schweizer. Nicht verwunderlich also, dass Herr Blocher und Frau Leuthard mit ihrem breit ausgewalzten Schweizer-Hochdeutsch den standardsprachlichen Massstab setzen.
Man nimmt es als naturgegeben hin, dass Deutsche mit unserem Hochdeutsch eloquenter umzugehen wissen als wir Schweizer. Weil Deutsch für uns halt eine Fremdsprache sei, reden wir uns raus. Doch das könnten auch die Bayern behaupten. Die grammatischen Besonderheiten des bairischen Dialekts gegenüber dem Schriftdeutschen sind ebenso stark wie die des Schweizerdeutschen.
Und trotzdem behaupten sich die Bayern gegenüber den Restdeutschen auch in der Standardsprache. Weil bairische Kinder in der Schule Hochdeutsch ohne Minderwertigkeitskomplex lernen. Der bekannte Werbespruch der Baden-Württemberger «Wir können alles ausser Hochdeutsch» ist zwar putzig und schmeichelt den Schweizern. Aber er stimmt nicht. Auch Gymnasiasten aus dem benachbarten alemannischen Dialektraum beherrschen ein akzentfreies Hochdeutsch. Weil auch sie das in der Schule so lernen.
Wenn bei uns der Einstieg in die Standardsprache schon im Kindergarten gefordert wird, dann denken Schweizer Eltern und Politiker vor allem an die Förderung fremdsprachiger Kinder. Womit eine sprachliche Überlegenheit behauptet wird, die nicht gegeben ist.
Schweizer Kindergärtler beherrschen aktiv rund zweitausend Wörter des jeweils ortsgebundenen Dialekts, aber kein Hochdeutsch. Zwar ist am Ende der Schulzeit der aktive Wortschatz um einiges grösser geworden. Aber selbst nach einem Universitätsabschluss ist unüberhörbar kein sprachlicher Gleichstand mit Deutschen und Österreichern erreicht.
Was erstaunlich ist.
Schliesslich sind die Schweizer keineswegs debil.
Zuerst erschienen in der Basler Zeitung vom 19. August 2015
Markus Schöpfer meint
Deswegen schreibe ich gerne in Bloggs, oder Kommentare. Ein korrektes Hochdeutsch muss durch Übung gepflegt werden, und da wir in Basel sprachlich weit weg sind vom hochdeutsch, wenn wir uns oral unterhalten, ist es sicherlich nicht das Dümmste, sich regelmässig in deutscher Schriftsprache auf der Tastatur auszudrücken. Natürlich würde ein Deutscher Teilnehmer sofort auf die kleinen Unterschiede hinweisen, die ja auch schon im Duden klar separat erwähnt sind (schweizerisch für….), aber diesen kleinen Unterschied dürfen wir uns leisten. Sollte ich ein Referat halten dürfen, auf hochdeutsch, wäre ich natürlich genau so in der Patsche, wie die meisten Schweizermacher, aber den durchschnittlichen Schweizermacher interessiert das ja nicht. (Übrigens, Schweizermacher sind alle heute lebenden Schweizer, da heute alle Schweizer aktiv oder passiv, Ausländer zu Schweizern machen. Ohne uns Schweizermacher wären die Schweizer in ein paar Generationen ausgestorben).
Grummel meint
Unvergessen: Kurt Furgler in seinem geschliffenen Deutsch (und dafür wurde er angefeindet).
In einer bäuerischen Neidgesellschaft ist halt auch Sprachkompetenz bereits «hochtrabend».
Franz meint
Na ja, richtig schön sind die Dialekte nun wirklich nicht.
Ob Kantone wie Wallis und Bern weniger Finanzausgleich beziehen müssten wenn man die Walliser verstehen könnte und die Berner etwas schneller sprechen (denken) würden?
Henry Berger meint
…wenn die Schweizer Variante der deutschen Sprache so schwer zu ertragen ist, könnte man sich ja ggf. auch den „niederländischen Weg“ vorstellen: Man kreiert ein „Standard-Schweizerdeutsch“ (analog Rumantsch Grischun oder eben Niederländisch), welches zur verbindlichen Schriftsprache in der deutschsprachigen Schweiz wird. (Wäre doch etwas für eine bestimmte Partei – sie müssen nur noch einen Sprachwissenschaftler finden, der ihnen zuarbeitet) – daneben wird aber (nahezu) perfektes Englisch gelernt (analog ebenfalls NL)
Finde das auch eine Schnaps-Idee, andrerseits wenn ich hier sehe, wie hier die einzig richtige Art Deutsch zu sprechen vertreten wird (Sorry, aber wie von einer Kolonialmacht gegenüber ihren dummen Eingeborenen), so macht man sich halt doch seine Gedanken….
gotte meint
seufz, wie gross müssen denn die minderwertigkeitsgefühle sein, um ein blogbeitrag von mm als offizielles sprachrohr der kolonialmacht zu verstehen *kopfschüttel*. wenn uns doch so wohl wäre mit unserem hochdeutschgestotter, warum dann die aversionen gegen die, die es besser, verständlicher und schneller sprechen? ich bleibe dabei, bei uns ist es die schule, die dieses schreckliche helvetikdeutsch erst hervorbringt. so, dass die beim schweizer radio erst lernen müssen, es zu sprechen, weil sich das schweizer ohr sonst nicht mehr heimisch fühlt *kopfschüttelhochzwei*.
Henry Berger meint
@Gotte: Wie kommen Sie dazu, mir Minderwertigkeitskomplexe anzudichten? Danke für Ihre psychologische Schnellanalyse. Zum einen bin ich jedoch überzeugt ein einigermassen gepflegtes Hochdeutsch zu sprechen und zu schreiben, andrerseits plädiere ich ja gerade für ein gesundes Mass für einen selbstbewussten Umgang der deutschsprachigen Schweizer mit ihrer Variante der deutschen Sprache, sei dies die Hochsprache oder der Dialekt. (übrigens ein Satz mit zwei Schweizer Abweichungen)
Sie können natürlich jegliche Diskussion mit der Konstellation Minderheit/Mehrheit abwürgen, wenn Sie der Minderheit „Minderwertigkeitskomplexe“ andichten.
Ich plädiere einfach dafür, dass neben dem in der BRD gesprochenen Hochdeutsch auch alle anderen Varianten der deutschen Sprache ihre Berechtigung haben und keine höher- oder tieferwertig ist. Wenn ein Schweizer Bergbauer, der ggf. sowieso nur wenig spricht sich in einer Diskussion mit holprigem Hochdeutsch einbringt – ist dann sein „Beitrag“ deswegen minderwertig? Finden Sie dann seinen Beitrag irgendwie lustig, zum fremdschämen oder gar irrelevant? Ich habe Sie bis anhing eigentlich als Menschen eingeschätzt, der bei Botschaften primär auf den Inhalt und nicht auf die Verpackung schaut…
Wieso können wir sprachliche Varianten nicht einfach so stehen lassen, als Eigenheiten der oder des Menschen, der sie spricht. Warum müssen wir hier so (be)werten? Wenn wir schon bei leichten Abweichungen von einer (im übrigen gar nicht existierenden) deutschen Standard-Sprache so reagieren – wie gehen wir dann mit dem noch fremdartigerem um?
Ein beharren auf einer „richtigen“ und anscheinend „besseren“ Aussprache hat dann halt schon etwas anmassendes und belehrendes. Es gibt KEIN Gesetz, keine Vorschrift, ja nicht einmal einen weit übergreifenden Konsens, dass Rabarber „Rabarba“ ausgesprochen werden muss.
übrigens habe ich den Eindruck, dass das von Schweizern gesprochene Hochdeutsch in den letzten Jahren sich massiv verbessert hat.
gotte meint
übrigens: ich habe nichts von „minderwertigkeitskomplexen“ geschrieben, sondern von „minderwertigkeitsgefühlen“. und ja, davon darf man sprechen, wenn das thema bei ihnen das bild einer kolonialmacht gegenüber dummen eingeborenen“ evoziert.
Henry Berger meint
Sorry für den „Falschleser“ – Liebe Gotte, es ist nicht das Thema oder der eigentliche Inhalt der Kolumne, der mich zum Vergleich verleitet hat. Wenn ich jedoch in den Antworten des Autors hier so schöne Sätze wie diesen lese:
„Die sprachliche Überlegenheit von Deutschen in Sitzungen ist nun mal gegeben.“ –
…dann stelle ich mir halt schon so einige Fragen:
– Wer ist der „Deutsche“? Gilt diese Aussage sowohl für den friesisch sprechenden Fischer wie auch für den Germanistik-Professor an der Uni?
– Ist der Deutsche also von Geburt an ein rhetorisches Genie?
– Bin ich dann als Schweizer – da eben nicht von Geburt Deutscher – hier nicht auf hoffnungslosem Posten?
– Ist jemand, der mit dem Velo gekommen ist bereits unterlegen, da der andere mit dem Fahrrad gekommen ist?
– steht eine (anscheinend) rhetorisch nicht begabte Schweizerin für alle SchweizerInnen?
– Des Weiteren frage ich mich, wie Dürrenmatt, Frisch, Gotthelf, Eveline Hasler, u.a. dieses Geburtsmanko wettgemacht haben….
Vielleicht bin ich etwas hellhörig, da ich mit einem Sohn katalanischer Einwanderer verpartnert bin. Den Katalanen wurde während Jahrzenten eingetrichtert, dass 1. Katalanisch gar keine richtige Sprache sei und 2. es eigentlich nur ein spanischer Dialekt sei, der aber der spanischen Hochsprache (Kastillisch) unterlegen sei.
Klar ist die Situation nicht die gleiche. Aber warum können wir deutschsprachigen Schweizer nicht selbstbewusst dazu stehen, dass wir zum einen in der Regel Dialekt sprechen und dass das schweizerische Hochdeutsch eine Variante der plurizentrischen deutschen Sprache ist. Selbstverständlich sollten wir uns bemühen, so gut wie möglich Hochdeutsch zu sprechen, z.B. nicht immer das Perfekt sondern auch das Präteritum zu verwenden, hier stelle ich aber Fortschritte fest. Aber ich finde es O.K. das die Schweizer Radiosprecherin nicht die gleiche Aussprache hat wie ihre Kollegin in Berlin oder in Wien……
Schade, dass Sie nicht auf die anderen Punkte meines Beitrages eingehen und sich im Kolonialvergleich verbeissen….
gotte meint
es geht doch um sprache und sprachkompetenz. und da gibt es den dialekt und es gibt die standardsprache. das gibt es im deutschen auch. gegen regionale färbungen hat ja weiss gott niemand etwas, und da dürfen wir auch selbstbewusst trottoir oder portemonnaie sagen. aber es ist absurd, das krachende geschratter eines berner beamten, der sich bei reden überhaupt keine mühe gibt, zum selbstbewussten helvetikerbe hochzuhypen. oder den radiomoderatoren, so wie das heute wirklich geschieht, die helvetische färbung anzutrainieren. klar, dass wir darüber nachdenken müssen, wenn sich schweizer in sitzungen mit deutschen komisch vorkommen: spätestens dann ist eben ende feuer selbstbewusstsein – wenn man merkt, wie innenbezogen diese ganzen identitätsdebatten sind. den leuten eine sprache so beizubringen, dass sie sie möglichst gut sprechen können, hat schon etwas mit schule und lehrplan zu tun. das helvetische francais federal (nicht das welsche französisch) wird ja von den lehrern auch korrigiert – deshalb stimme ich der hier geäusserten idee zu, dass wir ein deutsch sprechen sollten, das dem französisch der romands entspricht. das hat kaum etwas mit bildungsniveau zu tun, das ist volksschule.
Grummel meint
Dazu gehört allerdings auch lesen (viel lesen). Und davon entfernen wir uns (auch in der Schule) immer mehr.
Walter Basler meint
Solange viele Deutschschweizer sich offensichtlich nicht wohl fühlen beim Anwenden der Hochsprache, werden sie gegenüber den Deutschen den Kürzeren ziehen. Denn wie weiter oben gesagt: Deutsche sprechen ihr Hochdeutsch eben geschliffen, also so, dass es dem Mund nicht weh tut.
Und damit auch Deutschschweizern ein lockeres Hochdeutsch gelingt, ist es sinnvoll, sich gewisse Ausspracheregeln der Deutschen anzueignen, zB eben ‚Rababa‘. Das erleichtert einem den Umgang mit dem Hochdeutschen und mit Deutschen ungemein. Mit einem sprachlichen Identitätsverlust hat das wenig zu tun, denn das Schweizerische wird man als Deutschschweizer kaum je rauskriegen aus der Aussprache – muss man auch nicht. Auch einem Bayer, einem Badenser oder einem Österreicher hört man die Herkunft an – so what.
Wir hatten übrigens im Gymnasium einen Deutschlehrer, dem tat es weh, uns zuzuhören, wie wir bei den Proben für unser Theaterstück mit der Aussprache der (natürlich hochdeutschen) Texte kämpften. Wohl aus Mitleid gab er uns einen Express-Hochdeutsch-Aussprachekurs. Das dauerte nur zwei Stunden und stand vermutlich in keinem Lehrplan. Wir Schüler merten bald, dass einem das Hochdeutsch dank einiger Richtlinien deutlich einfacher über die Lippen kam. Noch heute, fast 30 Jahre später, profitiere ich davon. Und dann war viele Jahre später noch die Freundin aus Berlin… aber das ist ein anderes Thema 😉 .
M.M. meint
Die Leute in Baden legen schon seit Jahren Wert darauf, dass man sie nicht „Badenser“ sondern „Badener“ nennt. Verhält sich ungefähr so wie mit Basler und Baseler.
Nur so nebenbei bemerkt.
M.M. meint
Henry Berger meint
Sehr viele Deutsche haben – was die Sprache angeht – NULL Toleranz. „Gefordert“ wird ein möglichst akzentfreies Standarddeutsch nach „Hannover-Muster“.
Dialektsprecher werden leider allzu häufig in die Schublade „tiefe soziale Schicht/weniger intelligent“ gesteckt – was entsprechend zur sinkenden Verbreitung der Dialekte in Deutschland führt.
Dialekt wird in Deutschland häufig mit „lustig“ gleichgesetzt und eben nicht als eine gleichwertige Sprachvariante anerkannt. Eine Abdankungsrede auf Dialekt: In Deutschland weitum undenkbar – in der Schweiz Alltag.
Können Sie mir sagen, wieso die BRD das Patent auf das „richtige“ und „schöne“ Hochdeutsch haben soll? Steht irgendwo geschrieben, dass das in Wien gesprochene Deutsch tiefer zu bewerten ist als das in Hamburg?
Hat der Hochdeutsch sprechende Hartz-IV Empfänger automatisch einen höheren Wortschatz als der Schweizerdeutsch-Dialekt sprechende ETH-Professor?
Nein, Herr Messmer, die BRD und die dort wohnenden Menschen haben keinen Alleinvertretungsanspruch für die deutsche Sprache. Genauso wenig wie Pariser ein besseres oder richtigeres Französisch sprechen als die Menschen in Quebec, im Wallis oder im Senegal. Ist das Londoner Englisch besser oder richtiger als das in Texas oder in Indien gesprochene Englisch?
Können Sie Ihre These untermauern, dass Schweizer einen beschränkten Wortschatz haben? „Es war der beschränkte Wortschatz, der beim Zuhörer eine unangenehme Welle des Fremdschämens hochsteigen liess.“
Die Frage des Wortschatzes ist wohl zu aller erst eine Frage der Bildung. Wenn ich weiss, dass eine „Harasse“ in Deutschland „Getränkekiste“ genannt wird, so spielt es schlussendlich keine Rolle ob ich dies als „Geträngechischte“ ausspreche oder im perfekten Hochdeutsch. Dialekte sind in diesem Sinn für den Wortschatz eher förderlich. Der deutsche Hartz-IV Empfänger kennt wohl nur die Getränkekiste….
Wenn es schon so schwierig ist mit Sprachvarianten umzugehen, diese zu „ertragen“, wie sieht es dann mit der Toleranz in anderen Bereichen aus?
In diesem Sinn ist nicht der sich mit der Sprache schwertuende Schweizer das Problem, sondern der Deutsche, welche ihm Aufgrund dieses Umstandes diverse Etiketten verpasst!
M.M. meint
Entspannen Sie sich. Wie schwer sich die Schweizer im Alltag mit dem Hochdeutschen tun, erlebe ich immer wieder. Die sprachliche Überlegenheit von Deutschen in Sitzungen ist nun mal gegeben.
In der Tat müsste man davon ausgehen, dass die Bildung auch auf das Sprachvermögen abfährt. Tut es bezüglich der Standardsprache oftmals nicht. Hören Sie mal genau hin, wenn ein (sprachtrainierter) Radiomitarbeiter einen Politiker, Experten, Sportler etc. auf Hochdeutsch interviewt. Der Moderator kann’s, der Befragte nur ganz selten.
Wer in England die Uni verlässt, spricht ein anderes Englisch als ein Strassenarbeiter in Wales, selbstverständlich.
Stephan Klapproth geht vielen Schweizern auf den Sack, weil er für ihren Geschmack ein zu blumiges Hochdeutsch spricht.
gotte meint
linguistische untersuchungen zeigen: kinder sprechen bis zum eintritt in den kindsgi / in die schule ein hervorragendes, akzentfreies tv-deutsch, mit der schulsituation setzt dann das leicht verblödete ch-hochdeutsch ein, das vom primarlehrer oder der primarlehrerin übernommen wird. noch ein paar initiativen von der sorte „mundart im kindsgi“, „die kindheit den kindern“, „die schulde den lehrern“ und man wird uns in europa auch sprachlich nicht mehr verstehen.
M.M. meint
Unsere Girls haben, wenn sie mit ihren Barbie-Puppen (ich hatte mich gegen die Dinger gewehrt, bin aber überstimmt worden, d.h., man hat mich nicht gefragt) gespielt haben, oft Hochdeutsch miteinander gesprochen, weil das zum Rollenspiel gepasst hat.
Der Vertreter Nr. 1 der dritten Generation versteht und spricht Umgangsenglisch – zweisprachige Kindergruppe.
Marc Schinzel meint
Ähnliches beobachte ich auch bei meinen Kleinen. Hochdeutsch wirkt viel seriöser. Das Barbie-Puppen-Spiel ist eine ernsthafte Sache. Und didaktisch wertvoll, wie wir sehen …
Städter meint
Es gibt jenseits von Bildungs Fragen auch eine der Region, eines Landes. Und dazu gehört halt auch das Bewahren des Dialekts. Natürlich wird das bisweilen ad absurdum geführt, wenn man sich die Rütli Hochdeutsch Varianten der Politiker anhören muss. Aber wenn Sie hier schon die Gymnasiasten als Beispiel anführen, die akzentfreies Hochdeutsch sprechen würden: Dort hat man ganze Arbeit ausgeführt, in dem man den Dialekt gänzlich ausgerottet hat – noch eine bis zwei Generationen und dann ist der Dialekt in Baden-Württemberg verschwunden. Wollen wir das hier auch?
M.M. meint
So etwas wie einen „bewahrten Dialekt“ gibt es nicht. Carl Miville hat jahrelang vergebens gegen die Veränderungen des Dialekts durch die Telebasel Moderatoren gekämpft. Vergebens.
Verschwunden ist beispielsweise die Hösch-Sprache.
Gut, an der Fasnacht, da ist Anke, Summervogel und Yyskhaschte noch ein Muss.
Aber ich schreibe ja nicht darüber, was man im Alltag spricht und auch beibehalten soll.
Anton meint
Ich bewundere da die Österreicher. Die verschieben auf dem Weg vom Würstlstand zur Kanzlei nur ein paar Nuancen und wechseln vom urigen Dialekt in allerfeinstes Hochdeutsch – und klingen dabei immer österreichisch. Kaiser sei dank kennen sie, was Hochdeutsch angeht, keinerlei Minderwertigkeitsgefühle.