Ich mag es den aufmerksamen Lesern gönnen, dass sie in der Interpretation einer Prozentzahl genauer hingeschaut haben als ich.
Damit hätten wir das geklärt.
Der zentrale Gedanke am Schluss des Posts möchte ich jedoch nochmals aufnehmen. Damit der nicht untergeht.
Der fängt so an: Wenn die Schweizerische Nationalbank eine Pressemitteilung mit eigenartigem Inhalt verschickt, dann weiss man seit Weihnachten, dass es sich lohnt, etwas näher hinzugucken.
Die sagen also, sie hätten „technische Probleme“ bei der Herstellung der neuen Banknoten. Was an sich ja sehr erstaunlich ist, wenn man weiss, dass die Schweiz in Sachen Notendruck eine weltweit führende Rolle einnimmt.
Aber sei’s drum.
Der zweite Gedanke wird aus der horrenden Menge an 1000er-Noten, die von der Notenbank in Umlauf gesetzt wurden:
Diese 27 Mia. Franken in Tausendern deuten darauf hin, so die Nationalbank, dass diese
nicht nur als Zahlungs-, sondern in erheblichem Umfang auch als Wertaufbewahrungsmittel verwendet werden.
Wir können also davon ausgehen, dass ein, sagen wir, bedeutender Anteil, der zwangsaufgelösten Schweizer Bankkonten sowie neuumgetauschte Euros in Schweizer Papiergeld angelegt wurden.
Die neuen Zahlen von 2011 liegen noch nicht vor. Man kann jedoch annehmen, dass inzwischen noch viel mehr Tausender gehortet werden.
Dritter Gedanke: Wer heute ein Schliessfach bei einer Bank mieten möchte, kann es vergessen. Die sind alle besetzt. Im Tessin sollen Banken Safes in Hotels anmieten.
Und jetzt stellt sich die Frage, was aufgrund der gegenwärtigen Steuerdiskussion mit aller Herren Länder passiert, wenn die Schweizerische Nationalbank auch noch neue Banknoten einführt.
Milliarden Franken in Tausendernoten, die irgendwo gebunkert sind, müssten innerhalb weniger Monate in neue umgetauscht werden.
Ob Schwarzgeld oder nicht, das ist eine ziemliche administrative Herausforderung.
Denn man kann ja nicht einfach zu einem Bankschalter gehen und den Koffer öffnen. Ab 10000 Franken muss man einen Nachweis erbringen, woher das Geld stammt. Stichwort Geldwäsche.
Wer das nicht plausibel tun kann, hat Pech und sein Geld ist praktisch nichts mehr wert.
Worst Case: Es würden Milliardenwerte durch die Einführung der neuen Banknoten vernichtet. Was wiederum in der jetzigen Kapitalmarkt- und Politlage das Vertrauen in den Schweizer Franken erschüttern könnte.
Begleitet von einer internationalen Berichterstattung über die Umtauschaktion von Geld, dessen Herkunft inzwischen nicht mehr so klar ist.
Deshalb ist der Gedanke naheliegend: Es sind nicht technische Probleme mit dem Papier, wie in den Medien gemutmasst wurde, sondern die enormen Summen, welche irgendwelche Leute in Tausendernoten gehortet haben, weshalb die Notenbank die Einführung der neuen Banknoten auf unbestimmte Zeit verschoben hat.
Sie verschafft sich Zeit.
PS: Mit ihrer Euro- und Dollarstützungspolitik hat die Nationalbank den Run auf die 1000er- Noten ausgelöst. Vielleicht haben wir es mit dem ersten „Notenbank-Bubble“ zu tun.
Martin Steiger meint
Hat sich Herr Messmer von Bruce Krasting, ähmm, inspirieren lassen? 😉
Anteil der CHF-1’000er-Bankknoten in den Jahren 2006-2010
2006 7.5%
2007 7.4%
2008 7.7%
2009 8.4%
2010 8.5%
Bei der Einführung neuer Noten hat man ab Rückruf der bisherigen Noten 20 Jahre Zeit für den Umtausch:
http://www.admin.ch/ch/d/sr/941_10/a9.html
Die Medienmitteilung der SNB lädt selbstverständlich zu Spekulationen ein. Man könnte auch spekulieren, es müssten erst Noten ohne die Unterschrift von Herrn Hildebrand gedruckt werden oder die SNB wolle abwarten, ob mittelfristig überhaupt noch CHF-Noten benötigt werden …
P. Herzog meint
Ja, der Prozentsatz ist gering. Aber die Geldmenge ist enorm, und sie eignen sich am Besten, für eine Spurenlose Verschiebung, mit kleinem physikalischen Volumen! Also ganz klar. Man sollte die Übergangsfrist auf 10 Jahre vermindern, und sofort neue 1000er drucken!
Thommen_62 meint
So bestechend einsichtig Ihre Vermutungen auch sein mögen, schauen Sie sich doch mal näher an, in welcher Reihenfolge welche Noten ausgegeben werden soll…
Robert Schiess meint
Interessant wäre es, die Menge der 1000er Noten über Jahre hinwseg (seit Einfühung der 100er Noten) zu sehen: Wann hat die Menge in ausserordentlichen Masse zugenommen und warum?
P. Herzog meint
Es müsste doch genau umgekehrt sein. Man kann die neuen 1000er Noten als Franken-Entwerungsmittel einsetzen, und so auf einen Streich die Wirtschaft enorm ankurbeln, und andererseits die Betrüger bestrafen. Aber da sieht man mal wieder, wer in einem Boot mit den Betrügern sitzt….