Wir applaudieren ja nicht sehr oft. Aber jetzt tun wir’s.
Wir applaudieren Frau Mohn, dem beeindruckensten Politiker (männlich, weil die weibliche Form falsch interpretiert werden könnte), der letzten Monate im Kanton Baselland.
Die CVP-Präsidentin ist allererste Sahne.
Die Frau hat in wenigen Monaten die politische Landschaft in Landkanton umgepflügt. Nachhaltig.
Sie hat die Macht der alten Männer gebrochen.
Ich habe heute nochmals kurz dieses Communiqué zur Ständeratskandidatur Baader durchgelesen.
Die CVP Basel-Landschaft hätte erwartet, dass die SVP und Caspar Baader vorgängig das Gespräch mit der CVP über diese Kandidatur suchen.
Schreibt Frau Mohn am 8. April. Und niemand hat die Frau damals wirklich ernst genommen.
Die SVP nicht. Und ich auch nicht.
Doch jetzt, drei Tage vor der Wahl, zeigt sich, dass unter der Federführung von Frau Mohn eine Mitteallianz geschmiedet worden ist, die nicht nur die SP in arge Bedrängnis bringt, sondern inzwischen auch der SVP Respekt abfordert.
Auch wenn die das öffentlich nicht zugeben.
Was die FDP denkt, ist völlig unerheblich geworden. Das hat sich heute Morgen im Landrat wieder gezeigt, als Frau Mohn bei einem Geschäft kurz und selbstbewusst den Tarif durchgegeben hat.
Die Botschaft: Die Mitte bestimmt. Basta. (Sie spricht nicht mehr von der „CVP“ sondern redet nur noch von der „Mitte“.)
Sollte Frau Schneider tatsächlich Ständerätin werden – schon am Sonntag werden von der SVP und der CVP die Weichen gestellt – und Frau Mohn in den Nationalrat nachrücken, dann hat die Baselbieter Partei eine Frau im nationalen Parlament vom Kaliber einer Pascale Bruderer.
Wahrsager meint
Lest Walter Wittmanns Buch über wo er für eine Entfilzung der Schweiz plädiert. Sowie H. Hubachers Buch Tatort Bundeshaus. Da kommt man auf die Welt wenn man Vieles noch nicht weiss.
Osservatore Profano meint
Alte Männer – zu denen sowohl M.M. wie der Schreibende zu zählen sind – sind immer in Gefahr, ob der Sahne, die bekanntlich obenauf schwimmt, das darunterlegende Material zu vernachlässigen. Frau Mohn mag ein feines Gespür dafür haben, im richtigen Moment das Richtige zu sagen, was aber nichts daran aendert,, dass ihre Partei, die CVP, seit Jahren systematisch an der Demontage der FDP (und in Basel-Stadt auch der LDP) gearbeitet hat. Verrat in entscheidenden Situationen ist noch der bescheidenste Ausdruck für das Verhalten dieser „dynamischen Mitte“, um die politische Methodologie zu verstehen, lohnt es sich die TV-Serie über die Familie Borgia anzusehen. Der baselstaedtische CVP-Spitzenkandidat Lehmann würde sehr gut in das dort portraitierte Kardinalskollegium passen.
M.M. meint
Lieber Osservatore – deine Sicht ist die von gestern. Frau Mohn ist ja verdammt jung. Die ist völlig unbelastet.
Fakt ist, dass es ihr gelungen ist, vier Parteien zur Mitte zu formieren, die noch vor sechs Monaten Konkurrenten waren oder noch gar nicht wirklich existieren.
Die Frau spricht inzwischen auch zu Geschäften, die gar nicht ihr Kerngebiet sind. Weil sie jetzt vier Parteien managed und sie der Chef ist.
Also: Die FDP im Kanton Baselland fällt aus Abschied und Traktanden. Seit dem Fachhochschulentscheid sowieso.
Gotte meint
herr buser ist ein würdiger nachfolger von herrn gysin: er fehlt bereits ebenso oft und entscheidend wie sein ziehvater! les pommes tombent…
Osservatore Profano meint
Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube (schon rein formal).
Ich anerkenne aber, dass die CVP im Gegensatz zu den meisten Parteien jungen Leuten eine Chance gibt, sich früh zu profilieren. Diese frühe Karriere führt aber auch dazu, dass die erfolgreichen Newcomer rascher verfilzen als reifere Individuen und Quereinsteiger.
dideldumdei meint
@Osservatore: Ich teile Ihre Einschätzung zur CVP-BS. Auch, was die LDP betrifft: Die geschichtsträchtige Partei ist dem Ende ziemlich nahe. Und eigentlich wissen es alle.
Eymann tritt morgen sogar erklärtermassen auch deshalb an, um das Offenkundige noch ein bisschen zu cachieren, bevor die Gesamterneuerungswahlen ins stadtkantonale Hause stehen:
«Es gibt aber auch noch einen
weiteren Grund für meine
Kandidatur. Die Liberal-demokratische
Partei muss in Basel
eine Zukunft haben. Wir müssen
beweisen, wie wichtig die
Existenz der Original-Liberalen
ist.»
(Christoph Eymann in der aktuellen Ausgabe von «Liberal», S. 2).
Das ist Pfeifen im Walde.
Das nächste Jahr wird in Basel-Stadt womöglich spannender als der Sonntag (an dem, geschätzter Osservatore, im eher unwahrscheinlichen Fall einer Wahl Amfortas Verzicht erklären könnte – zugunsten der ersten Nachrückenden, was rein alimententechnisch nicht zwingend irrational sein müsste).
Liberopoulos meint
Das ist ja ein richtiger Filz hier drin, ungeniessbar…
Stücki meint
also erstens möchte ich vermittelnd anfügen, dass sowohl M.M. als auch seine Frau Gemahlin hervorragend kochen.
Und die Beurteilung zu Sabrina Mohn kann ich im Grundsatz unterschreiben. Aber: Es ist zwar schon richtig, dass sie heute morgen ziemlich selbstbewusst gesagt hat, dass die Mitte jetzt bestimmt. Was dann folgte, war dann allerdings eher ein amüsantes Anschuungsbeipiel dieses Gemischtwarenladens namens „Mitte“, in dem während der ganzen Debatte um die schwarze Liste diese Mitte einmal so und einmal so argumentierte und auch nicht klar wurde, wen oder was diese Mitte jetzt genau umfasst und was jetzt eine Mehrheits- und was eine Minderheits-Meinung ist.
Bis dann Frau Mohn verkündete, dass jetzt die „einstimmige Mitte“ entschieden habe, den von FDP und SP vorgeschlagenen Rückweisungsantrag zu unterstützen. So war das.
Martin Wagner meint
Nach der Schlacht koche ich für deine liebe Frau und zwar etwas Geniessbares, wo man auch noch erkennt, was man isst.
Gotte meint
ich empfehle das rezept aus dem bundesbüchli!
Martin Wagner meint
Was die FDP denkt, soll völlig unerheblich sein? So eine Frechheit, natürlich ist das Gegenteil der Fall. Und wenn mich deine Frau anruft, werde ich sie kostenlos wegen deiner häuslichen Gemeinheit vertreten. Wie kann man nur den ungeniessbaren Mitte-Eintopf derart loben, wenn man zuhause eine FDP-Chefköchin hat!
M.M. meint
a) koche ich :-), (genau so oft), und b) hat die Frau Mohn ein strategisches Meisterstück abgeliefert.
Die Frage bei solch steilem Erfolg ist ja die, ob noch mehr kommt oder ob sie ihren Zenit damit bereits überschritten hat.
So wie ich das verfolge – und ich tue das intensiv – kommt da noch mehr.
Das mit der FDP bezog sich übrigens auf den Landrat. Da ist die Fraktion derzeit etwas ins Abseits geraten.
Deshalb stellt sich die Frage: Was macht der Herr Wagner, wenn die Schlacht geschlagen ist?
Stephan Gassmann meint
Die Haltung von Herrn Wagner passt. Die Frau wird auf den Haushalt reduziert. Es ist natürlich für die FDP BL bedenklich, dass ihr Präsident so massiv schwächelt und mit dem Sitzverlust gerechnet werden muss. Sabrina Mohn als junge Präsidentin der CVP BL hat massiv punktet und die Mitte-Allianz zu Stande gebracht. Und ann erst noch eine junge Frau! Dieses passt anscheinend nicht ins Weltbild von Herrn Wagner. Naja, gewählt wird er ja eh nicht am Sonntag und ich nehme an, nachher wird man von ohm politisch nichts mehr hören. Vermissen werden wir ihn nicht
Liberopoulos meint
Lassen Sie sich mit ihrer Lobeshymne nicht ein wenig von ihrem Aussehen blenden. Meiner Erfahrung nach sind die frommen Frauen in der Politik nicht wirklich verlässlich. In Bezug auf den da oben natürlich schon.