Die amerikanischen Präsidentschaftswahlen sind zwar erst am 6. November. Doch der Sieger steht schon heute unzweifelhaft fest: Barak Obama.
Für die Sesselfurzer in den Auslandredaktionen der Schweizer Medien.
Herr Romney ist ein Dummkopf und Herr Obama der Heilsbringer schlechthin. Ich lese ganz sicher nicht den Auslandteil der Basellandschaftlichen Zeitung, um mich über die amerikanischen Wahlen zu informieren, (eigentlich wäre ich froh, man könnte einfach nur den Lokalteil abonnieren, denn der ganze Rest der Zeitung ist ein ziemlicher erkenntniswertloser Mist).
Ich halte mich derzeit vor allem an amerikanische Quellen. Klar, die sind polarisiert (ich pendle zwischen „Salon“ sehr links (liberal) und American Thinker, schwer rechts (conservative)). Aber das ist ja nicht neu in Präsidentschaftswahlkämpfen (ich bin seit Kennedy-Nixon mit dabei).
Aber zumindest handelt es sich bei den Leuten, die in den amerikanischen Medien schreiben und kommentieren, um Kenner der Materie und nicht um Weltinterpretierer in Zürich, Bern oder Aargau.
Genau so wenig wie alle anderen, weiss ich derzeit nicht, was Herr Romney als Präsident der USAtatsächlich bewirken wird. Denn die Wahlkampfrhetorik ist das eine, die Tagespolitik im Weissen Haus das andere. Das zu beweisen hat Herr Obama während vier Jahren reichlich genutzt.
Herrn Romney als Vertreter der Reichen und der Konzerne zu karikieren und Herrn Obama als Rächer der Armen hochzujubeln, ist zwar ein nettes Cliché, um Emotionen zu schüren, aber es dient vor allem, sich einer vertiefenden Analyse zu entziehen. Dazu passt, dass man Herrn Obama, dem Akündigungs-und-wenig-Umsetzpräsidenten, gleich zu Beginn seiner Präsidentschaft unter Hosannarufen den Friedensnobelpreis an die Wand gehängt hat.
Die Ausgangslage ist relativ einfach: bei Herrn Obama weiss man, was man hat. Und das ist, gemessen an den seinerzeitigen Erwartungen, herzlich wenig: No he can’t.
Herr Romney ist der Neue, der Herausforderer, von dem man nicht weiss, wie er sich als Präsident der USA entwickeln wird.
Deshalb gilt als Grundhaltung: wer Macht begrenzen will, muss den Wechsel befürworten. So gesehen sollte Herr Romney Herrn Obama ablösen.
PS: Das Blog „Spirit of Entebbe“ hat eine Handvoll Zitate des Vordenkermediums für Journalisten, SPON, zusammengetragen. Sie zeigen sehr schön, wie einfältig derzeit die Berichterstattung über den amerikanischen Wahlkampf ist. Beispiel:
(Obama hält eine Rede, Zuhörer sind passiv)
“Gebannt hängen die Versammelten an den Lippen des Hoffnungsträgers. Noch einmal beschwört der Präsident auf so unnachahmliche Weise die gemeinsamen Werte, die Amerika groß gemacht haben. Demokratie, Freiheit, Streben nach Glück – und jeder im Saal weiß, was hinter diesen schlichten Worten steht.”(Romney hält eine Rede, Zuhörer sind passiv)
“Keine zehn Minuten dauert es, und der spröde Mittsechziger mit dem ergrauenden Haarschopf und den Ärmelschonern überm Charisma hat seine Zuhörer narkotisiert. Demokratie, Freiheit, Streben nach Glück – Romney kramt alle abgegriffenen, hohlen Phrasen hervor, die die Mottenkiste bereit hält. Erfolglos. Im Saal herrscht eine Stille wie im Kloster La Grâce-Dieu. Nur einmal schreckt ein knorriger Farmer aus seinem Sekundenschlaf und spendet spontan müden Applaus, offensichtlich im Glauben, die Rede sei schon vorbei.”(Obama spricht fehlerfrei)
“Wieder einmal demonstriert Obama, dass er ein begnadeter Rhetoriker ist, gegen den sich selbst Cicero ausnimmt wie ein lallender Dorftrottel.”(Romney spricht fehlerfrei)
“Gewiss, er leistet sich keine allzu peinlichen Aussetzer wie seine Parteikollegen, aber der aalglatte Multimillionär spult einen seelenlosen Text ab. Nicht nur das Publikum fragt sich: Ist das ein Mensch oder ein Roboter?”
Markus Saurer meint
Super Beitrag.
Martin Leier meint
der amerikanische präsident ist halt doch nicht allmächtig, gerade in zeiten von wirtschaftskrisen und bei diesen polarisierten verhältnissen im parlament. auch wenn obama gewiss nicht der messias ist, zum dem er gemacht wurde, ihm hier ein no he can’t hinzuwerfen, ist unfair.
zudem sehen sämtliche ernstzunehmende prognostiker, die mit ziemlich verschiedenen methoden arbeitn und von demokratisch bis sehr republikanisch eingestellt sind, obama mehr oder weniger deutlich im vorteil.
nicht dass die schweizer journalisten sich darauf beziehen würden, aber so wies im moment aussieht, hat obama tatsächlich die nase vorn.
max meint
Mag sein, dass ich mich täusche, aber gar so polarisiert waren die Verhältnisse in den ersten zwei Jahren von Herrn Obama nicht wirklich. Eigentlich hätte der grosse Ankündiger da die perfekte Ausgangslage dafür gehabt, zu zeigen das er „can“.